Bloodred Lips // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓

Chapter 1.

Taehyung

Das Jahr 1482. Ich weilte seit diesem Jahr auf der Erde, hatte alle möglichen historischen Ereignisse selbst miterlebt und konnte aus persönlicher Erfahrung von ihnen sprechen. Und jedes neue Jahrhundert brachte neue Erfahrungen, Entwicklungen und Kulturen. Das meiste ziemlich einfach zu verstehen, wenn man sich erst einmal damit auseinander setzte.

Für mich jedoch in keinster Weise nachvollziehbar: Handys. Oder eher, Blind Dates, Dating Apps und alles, was zum Online-Dating dazu gehörte. Je länger man lebte, desto öfter verliebte man sich, verlor Menschen die man liebte und lernte Wege kennen, sich zu verlieben. Online-dating gehörte zu dem Weg, den ich am wenigsten verstand.

Anders als der Neuvampir neben mir. Ein kleiner Unfall meinerseits, wenn man es so wollte. Ich hatte mich selbst etwas überschätzt und zu lange ohne neues, frisches Blut ausgekommen. Somit etwas verausgabt und diesem gierigen, dazu manipulierten Menschen zuvor mein eigenes Blut kosten lassen. Was natürlich dazu führte, dass dieser zum Vampir wurde, sobald er starb. Und das tat er. Aufgrund meines Leichtsinns und Blutlust, hatte ich nicht aufhören können, zu trinken. Und am Ende seinen Tod zu verantworten. Somit auch eine gewisse Verantwortung dem Neuling gegenüber.

Vielen waren ihre Opfer egal. Selbst wenn sie danach ahnungslos aufwachten und nie lange überlebten, als ungelernter Vampir. Ja, auch ich musste zugeben, selbst so egoistisch gewesen zu sein. Weswegen ich es zumindest hin und wieder richtig machen musste. Und er, mit seinem unschuldigen Aussehen nicht länger als drei Minuten überlebt hätte, ohne mich.

Also saß ich hier. Mit einem Klotz am Bein namens Park Jimin, der mir gerade das Prinzip des Blind-Dating, etwas zu enthusiastisch erklärte. So enthusiastisch, dass er sich oftmals wiederholte und ich nur, etwas unzufrieden seufzte und mich zurück in den Sessel lehnte. Ich hatte ja auch gefragt, also sollte ich seine Antwort und deutliche Erklärung aushalten. Und vorallem zuhören. Denn ich hatte vor, meinen Wissensstand was Dating anging, aufzufrischen.

Mit einem Blind-Date anzufangen erschien mir da als sehr plausibel. Man konnte etwas über sein Date heraus finden, deren Interessen, Geschlecht und Vorstellen, was das Date anging, das Aussehen aber blieb geheim. Zumindest bis man sich bei dem Abendessen, oder was auch immer man vor hatte zu tun, kennenlernte.

"Hier können Sie sich Profile ansehen, die zu Ihren Interessen passen. Und dann auswählen, wem Sie schreiben wollen und wen Sie nicht wollen" wurde ich aus meinen Gedanken, zurück in die Realität geholt, in der mir Jimin versuchte, diese App zu erklären. Ich lebte schon so lange auf der Erde und hatte immernoch Probleme dabei, ein Handy zu bedienen. Da half mir ein junger Erwachsener, der damit aufgewachsen war, ziemlich gut.

Obwohl er sicherlich einen kleinen Groll gegen mich hielt. Zumindest innerlich, da er es nicht zugab.

"Schreib dem erst besten mit einem interessanten Beruf. Damit man mindestens darüber reden kann, falls es zu eintönig und langweilig wird" erklärte ich dem Jungen, der im Schneidersitz vor mir saß und nickte. Und ehrlich glaubte, ich erkannte sein schmollen nicht. Denn natürlich würde er nur all zu gerne selbst auf ein Date gehen. So wie ich ihn verstanden hatte gab es da tatsächlich jemanden, den er interessant fand. Ihn jetzt, als Vampir aber wohl eher weniger wieder sehen wollte.

Zudem war Jimin keinesfalls bereit, meine dunkle Villa zu verlassen. Er würde den nächstbesten Menschen zu Kleinholz machen, selbst wenn er bei Tageslicht heraus könnte. Was nicht der Fall war. Es gab ein paar Ausnahmen, mich selbst zum Beispiel.

Als Urvampir und somit einer der ersten Vampire, die es auf der Erde gab, wurde es mir tatsächlich erlaubt, auch am Tag das Haus zu verlassen. Während andere Vampire schmerzhaft verbrennen würden. Und das einzige was dafür sorgte, war das kleine Schmuckstück an meinem Finger.