Bloodred Lips // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓

Chapter 11.

Taehyung

Ich spürte Jimins Blick sofort auf mir, als ich, immernoch mit dreckigen und kaputten Klamotten meine Villa betrat. Nur schien ihm erst einmal keines der beiden Dinge aufzufallen, ganz im Gegenteil. Er rollte nur genervt mit den Augen, da er sicherlich immer durstiger wurde. Je länger ich weg war, desto verzweifelter nach Blut wurde der Jungvampir. Deswegen war er ja auch einer. Ein untrainierter, kürzlich verwandelter Vampir, der seine Gelüste nicht unter Kontrolle halten konnte. Woran ich definitiv noch mehr mit ihm arbeiten müsste, bei dem Tempo käme er vielleicht in ein paar Jahren wieder zurück in die Zivilisation. Und das wollten wir ja nicht.

Gerade weil Jimin sich all zu gerne bei mir beschwerte, ihm seine Chance auf ein Date mit seinem Crush zu nehmen. Ihn besser und intensiver zu trainieren hatte sowieso nur Vorteile für mich. Denn so wurde ich mein Klotz am Bein umso schneller los.

"Ich dachte, sie wollten früh genug wieder da sein. Es ist fast schon wieder abends." ich erwiderte bloß ein seufzen. Ja, das hatte ich so geplant gehabt. Jedoch kam mir der Plan eines hübschen Serienmörders, was ich jetzt einfach Mal so behauptete, da ich sicher nicht sein erstes Opfer war, dazwischen kam.

"Ja, das hatte ich eigentlich so vor gehabt" erwiderte ich etwas genervt, nicht unbedingt von Jimin. Sondern eher von dem Fakt, dass mein Hemd zerstört und meine Klamotten dreckig waren. Alles aufgrund eines fiesen, kleinen Serienmörders, der sich tatsächlich nach unserer sehr heißen, gemeinsamen Nacht dazu entschied, mich zu erstechen und einem Häufchen Elend zu vergraben. Damit gab er sich eher weniger Mühe, kippte nur etwas Dreck und Erde über meinen untoten Körper, in der Hoffnung, man sah mich somit erst auf den zweiten Blick. Dass kein Jogger, der sich in dem Wald verlaufen hatte auf die Idee kam, mich zu finden.

"Ist das... Dreck?" änderte Jimin jedoch das Thema und erneut seufzte ich. Überall auf meinen Klamotten befand sich Dreck, immerhin wurde ich in einem verdammten Wald begraben. Alleine immer wieder darüber nachzudenken, machte mich unglaublich wütend und stimmte mich dermaßen unzufrieden. Dafür würde meine Rache süß werden, oh und wie süß sogar.

"Nach was sieht es denn aus, Jimin" meinte ich, ein wenig gereizter und strenger als gewollt. Doch so hatte mich der Jungvampir schon kennen gelernt und musste sich wohl auch damit zufrieden geben. Er wusste selbst gut genug, wie gering seine Chancen ohne mich aussahen, jemals wieder ein einigermaßen Menschliches Leben zu leben. Also musste er meine Art nun einmal aushalten, um so schnell wie möglich sein altes Leben zurück zu bekommen. Zumindest das meiste davon. Ein gewöhnlicher Mensch wird er nie sein. Und irgendwann steht er vor der Entscheidung, sich demjenigen, den er liebt, je nachdem wie es bei ihm und seinem Crush ausging, gestand, wer er war, oder es bleiben ließ.

Somit früher oder später die Beziehung beenden und am besten weg ziehen müsste. Damit der andere nicht mitbekam, dass man selbst nie alterte. Jedoch barg es eine Menge Gefahren mit sich, sich einem Menschen, der in dem Glauben war, solche Kreaturen nur in Filmen oder Märchen zu finden, anzuvertrauen. Denn es gab sowieso schon ein paar Menschen, die sich als Vampir-Jäger auf die Jagd nach ihnen machten, um so viele wie möglich auszulöschen. Es gab mit den Jahren immer mehr von ihnen, momentan wurden es wohl aber weniger.

Da Menschen nunmal kaum Chancen gegen Vampire besaßen. Gegen gewöhnliche vielleicht eher, gegen mich jedoch niemals. Denn während andere Vampire dadurch starben, dass man ihnen ihr Herz heraus riss, oder sie in Brand setzte, oder lange genug Blut entzog, sodass sie austrockneten, half bei mir nur eine spezielle Sorte von Eisen, die man tief in mein Herz rammen musste, um mich zu töten. Aber die meisten dieser Vampir-Jäger hatten keine Ahnung von Urvampiren. Immerhin gab es nurnoch meinen Bruder und mich.

"Ich hatte... Wirklich einen netten Abend gestern. Zumindest bis zu dem Punkt, wo ich von meinem One-Night-Stand erstochen wurde" erklärte ich dem Jungen aber irgendwann, welcher das ganze sowohl erschreckend, als auch amüsant fand. Was ich ihm keinesfalls verübelte. Es musste für einen Außenstehenden Vampir sicherlich lustig sein zu hören, wie ein gieriger, fieser und teilweise leicht kühler Vampir von seinem One-Night-Stand getötet und vergraben wurde. Da sich sein hübsches Date als Serienmörder entpuppte.

Oder gelegentlicher Mörder. So genau konnte ich es nicht wissen. Aber ich konnte ein wenig erahnen. Sein erstes Opfer war ich gewiss nicht, dafür tat er es mit zu viel Sicherheit und Selbstbewusstsein. Ich wusste selbst wie es war, seinen ersten Menschen zu töten. Und so gewiss nicht. Also tat er es vor mir öfter. Würde es auch in Zukunft weiter so tun.

Naja, zumindest eine Weile wohl nicht. Denn da hätte er mit mir schon genug zu tun, weswegen er gar keine Zeit dazu bekäme, jemanden zu töten. Oder sich von einem One-Night-Stand ficken lassen, um die Person danach erneut zu erstechen.

Oh nein. So weit ließ ich es nicht kommen. Dieser Menschling gehörte mir und nur mir.

"Irgendwie lustig. Haben sie sich so leicht erstechen lassen?" zog der jüngere Vampir mich auf, was ich so keinesfalls einfach auf mir sitzen ließ. Und ich wusste natürlich perfekt, wie ich ihn dazu brachte, seinen frechen und vorlauten Mund zu halten. Denn in meinem Kühlschrank befand sich ein Glas frisches Blut, welches ich gestern vor meinem Date noch gesammelt und aufbewahrt hatte. Um den Vampir vor mir ein wenig zu trainieren und auf die Probe zu stellen. Nur roch er es, aufgrund all des anderen, etwas älteren Blutes in dem Kühlschrank nicht.

Erst jetzt, als ich es heraus holte und in ein Glas umfüllte, roch er es genaustens.

Ich erkannte sofort, wie seine Augen immer roter wurden, da er hier bei mir keine Kontaktlinsen brauchte und diese seine Augenfarbe, sobald er Blut roch, nicht verdeckte. Sein ganzer Körper spannte sich an und sein Jagdinstinkt übernahm. Als roch er den Menschen, aus dem das Blut strömte. In seinem Kopf stellte er sich sicher schon vor, einem Menschen an den Hals zu fallen, diesen zu packen und hinein zu beißen, um mehr von diesem verlockenden Blut zu schmecken.

Auch sein Gesichtsausdruck veränderte sich sofort. Sein anfänglich amüsiertes Gesicht, aufgrund der Tatsache, dass ich von meinem Date erstochen wurde, veränderte sich langsam zu einem lüsternen und gierigen Ausdruck, einem hungrigen Funkeln in seinen Augen, die Lust zum Jagen und von seinem Opfer zu trinken.

"Zieh mich nicht auf, kleiner Vampir. Ich sitze definitiv am längeren Hebel" erinnerte ich ihn, doch er war offensichtlich ein wenig abgelenkt. Seine Fangzähne standen sogar schon leicht hervor, obwohl er versuchte, sich im Zaum zu halten.

"Taehyung das... Riecht so... Gut" murmelte er, brummte er fast schon, doch ich konnte nur zustimmend die Schulter zucken und nicken.

"Das tut es. Aber du kontrollierst dein Verlangen, Jimin. Du kontrollierst deinen Durst und das Verlangen danach, ihn zu stillen. Nicht anders herum" Doch für einen Jungvampir blieben das fast nur leere Worte. Sie konnten nur schwer verstehen, wie sie diese unglaubliche Lust nach Blut jemals ablegen, oder unter Kontrolle bekommen könnten. Sie würde sie ein Leben lang begleiten, also mussten sie irgendwann lernen, es zu kontrollieren.

Und Jimin schlug sich eher schlecht. Egal wie sehr er es versuchte. Er war gegen seinen Willen Vampir geworden. Das hier stellte nicht das dar, was er sein wollte. Nur wollte er noch weniger tot sein. Müsste sich also von nun an mit diesem Leben zufrieden geben und lernen, mit ihm zu leben. Ob es ihm gefiel, oder nicht.

Es war vielleicht meine Schuld, doch er musste sich entscheiden ob er als Vampir leben, oder lieber sterben wollte. Und offensichtlich entschied er sich für das Leben.

"Sehr gut, Jimin. Kontrolliere dich. Achte auf deine Atmung und versuche den Geruch zu genießen, ihn dich aber nie leiten zu lassen" lobte ich den Jungen vor mir, da ihn dies immerhin animierte. Denn ich konnte mir eigentlich etwas besseres vorstellen, als jemanden wie ihn zu trainieren.

Obwohl ich zugeben musste, dass auch Jimin etwas interessantes an sich besaß. Etwas freches und gewitztes. Wovon ich sicherlich noch Gebrauch machen könnte.

Denn ich wollte Rache nehmen. Und das würde ich.

~

Haha oh ja, und wie du das wirst ;)