Später am Abend betrat Kjell grinsend und mit einigen Decken in der Hand das Zelt.
„Ich dachte mir, ich löse dich etwas ab, Arvid..."
Arvid schmunzelte und sah auf die drei Sklaven, die vor Erschöpfung über ihren Jungen gebeugt eingeschlafen waren, nun aber erschrocken hochfuhren, als sie Kjells Stimme hörten.
Freundlich nickte Kjell ihnen zu und reichte jedem von ihnen eine Decke. Ungläubig nahmen sie die Decken entgegen, machten aber keine Anstalten, diese aufzufalten.
Kjell lachte leise auf. „Ihr müsst die Decken schon auseinander falten..."
Noch immer grinsend nahm er erst der Mutter, dann den Anderen die Decke ab, faltete sie auf und legte sie auf den Boden. "Schlaft jetzt...ihr habt mein Wort, dass ich euch wecken werde, sobald etwas mit eurem Jungen ist." forderte er sie freundlich auf.
Völlig überrumpelt durch diese Geste legten sich die Sklaven tatsächlich auf die Decken, bevor sie kurz darauf erneut der Schlaf übermannte.
Zufrieden nickte Kjell und setzte sich neben seinen Bruder.
„Du solltest auch eine Pause machen...Muss ich irgend etwas beachten?"
Arvid nickte ihm dankend zu. „Wir müssen weiterhin das Fieber senken..." erklärte er und deutete auf die Umschläge an den Beinen. „Außerdem musst du ihm stündlich etwas von der Kohle einflößen..." Kjell nickte nur.
Während Arvid noch einmal nach seinen anderen Patienten sah und dann das Zelt verließ, wechselte Kjell die kalten Wickel um Baruns Beine und lehnte sich dann entspannt zurück.
In der zweiten Hälfte der Nacht schien der Junge auf einmal unruhiger zu werden.
Sofort beugte sich Kjell über ihn und legte ihm prüfend die Hand auf die Stirn.
Zufrieden lächelte er, als die Stirn nicht mehr so heiß wie noch einige Stunden zuvor war.
Und auch sonst schien es dem Kind besser zu gehen.
Leise stand Kjell auf und trat neben Taro, um ihn sanft zu wecken.
„Taro..." flüsterte er, als der Junge verschlafen die Augen öffnete.
„Ich brauche kurz deine Hilfe. Dann kannst du gleich weiterschlafen..."
Sofort saß der Junge senkrecht auf seiner Decke und blickte Kjell fragend an.
„Hol bitte Arvid. Sag ihm, dass Barun vermutlich bald aufwachen wird..."
Noch etwas müde stolperte Taro aus dem Zelt und kam wenige Minuten später zurück.
„Arvid kommt gleich. Er muss nur noch etwas vorbereiten..." erklärte Taro, während er bereits wieder müde auf seine Decke sank.
Kjell nickte ihm freundlich zu und strich Taro sanft über den Kopf. „Dann kannst du jetzt weiter schlafen. Danke."
Entspannt setzte sich Kjell wieder neben Barun und strich dem Kind beruhigend über den Kopf, als dieses anfing, im Schlaf leise zu wimmern.
Wenig später betrat Arvid das Zelt. In der Hand hielt er eine dampfende Schale Brei.
Gerade als er neben die Liege trat, öffnete Barun flatternd die Augen, nur um sogleich panisch nach Luft zu schnappen. Wimmernd hielt er sich die Arme vor den Kopf, um sich vor den erwarteten Schlägen zu schützen.
Sofort drückte Arvid Kjell die Schale in die Hand und ging neben dem Jungen in die Knie.
„...es ist alles in Ordnung, Barun. Dir wird nichts geschehen. Du bist in Sicherheit."
Zögernd nahm Barun die Hände nach unten.
„Kannst du dich aufsetzen?"
Langsam versuchte der Junge sich aufzusetzen. Als er drohte, zurück zu sinken, stützte Arvid ihn sanft ab und schob ihm ein Kissen in den Rücken.
„Hast du Hunger, Barun?"
Panisch schüttelte der Junge den Kopf. „Ich...ich darf nichts essen, Herr..."
Arvid seufzte. Blind streckte er die Hand aus und ließ sich von Kjell die Schüssel reichen.
„Iss, Barun." forderte er ihn auf und hielt ihm den gefüllten Löffel vor den Mund.
Zögerlich öffnete Barun den Mund und ließ sich von Arvid mit dem Brei füttern.
„Ich weiß....er schmeckt nicht wirklich gut...aber gesüßten Brei würde dein Magen noch nicht vertragen..."
Nur kurz nickte Arvid seinem Bruder zu. Während der Junge immer gieriger den dargebotenen Brei aß, kniete sich Kjell neben die Eltern um diese sanft zu wecken.
„Wacht auf...Eurem Sohn geht es besser..."
Fast schon ruckartig öffneten die Eltern die Augen. Für einen Moment schien es, als ob sie panisch zurück weichen wollten, dann richtete sich ihr Blick auf die Liege, wo ihr Sohn halb im Bett saß und von Arvid gefüttert wurden.
Sofort knieten sie neben der Liege und zogen das Kind an sich.
„Langsam...." mahnte Arvid. „Es geht ihm zwar besser, aber er ist noch sehr schwach."
Gehorsam nickten die beiden und lösten sich wieder von Barun. Als ihr Blick jedoch auf die dampfende Schale fiel, hoben sie irritiert den Blick und blickten Arvid fragend an.
„Barun bekommt frischen Brei?"
Arvid nickte lächelnd. „Natürlich. Schließlich soll er doch wieder zu Kräften kommen. Sobald Kjell mir gesagt hatte, dass Barun zu sich kommt, habe ich ihm schnell einen Brei zubereitet..."
Ungläubig blickten die beiden Arvid an. „Ihr habt den Brei selbst zubereitet?"
Irritiert runzelte Arvid die Stirn, dann seufzte er.
„...es wird sich in Zukunft einiges für euch ändern. Habt einfach Vertrauen."
Schließlich drückte er der Mutter die noch halb volle Schale in die Hand, als Barun erschöpft die Augen schloss.
„Ich glaube, für den Moment ist es genug...Schlaf noch etwas, Barun."
Arvids Blick wanderte weiter zu den Eltern. „...und ihr solltet auch noch etwas schlafen."
Als er jedoch sah, wie sehnsüchtig die Mutter auf die Schale blickte, lächelte er.
„Ihr könnt den Brei ruhig essen..."
Dankend verneigte sich die Frau und begann, sich mit ihrem Mann den Brei zu teilen.
Schmunzelnd legte Arvid den Jungen wieder flach ins Bett und deckte ihn behutsam zu, bevor er ihm erneut kalte Wickel um die Waden legte.
Inzwischen hatten die Eltern die Schale mit Brei geleert.
„Habt ihr noch Hunger oder reicht es bis morgen früh?"
Verlegen senkten die beiden die Köpfe.
Kjell erhob sich grinsend. „Ich hole schnell was..."
Kurz darauf stand er bereits wieder mit Brot und Käse im Zelt und drückte es den beiden Sklaven in die Hand. „Esst..." forderte er sie freundlich auf. „Unter König Aaron muss kein Sklave Hunger leiden..." erklärte er, als die beiden zögerten.
Sofort begannen die beiden gierig das Brot zu verschlingen.
Grinsend rempelte Kjell seinen Bruder an. „So langsam scheinen sie Vertrauen zu fassen..."
Arvid schmunzelte. „Komm...lassen wir sie etwas alleine..."
Während er bereits aufstand, nickte er den Eltern freundlich zu. „Ich schaue später noch einmal vorbei. Versucht, noch etwas zu schlafen wenn ihr satt seid..."
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Finya 4
VampireDer Urlaub auf der Insel von Aarons Vater ist zu Ende. Zeit, die Heimreise anzutreten. Doch noch immer ist Aaron und Finya keine Ruhe vergönnt. Ein neuer Widersacher tritt auf, der seine Handlungen nicht mehr nur gegen Finya richtet.