Erneut wurden die Blicke der Sklaven unsicher, doch Aaron nickte ihnen freundlich zu.
Dann wanderte sein Blick zu dem nahen Zelt.
„Dimitri, Rebecca, Taro...ihr könnt anfangen..."
Sofort verließen die drei beladen mit Schalen und Platten das Zelt und stellten diese auf die improvisierten Tische, die dort immer bereit standen.
Aaron nickte den Sklaven zu. „Lasst es euch schmecken..." forderte er sie auf. „Ihr werdet nie wieder etwas derartiges Essen müssen..." fuhr er fort und wies dabei auf die Überreste des Brotbreis.
Zögerlich traten die Sklaven nach und nach an die Tische, wo verschiedene Speisen aufgetischt worden waren. Ungläubig musterten sie die Auswahl an Speisen, die sie dort fanden.
Neben Brot mit Käse oder kaltem Braten gab es frisches Obst und süßen Haferbrei mit Früchten für die Jüngsten.
Doch keiner von ihnen wagte es, sich etwas von den Speisen zu nehmen, vielmehr senkten viele von ihnen betreten den Kopf oder blickten unsicher zu Aaron. War dies vielleicht eine Falle oder nur eine weitere Schikane der Vampire?
Aaron seufzte. „Esst... es ist für euch.Das ist das, was ihr eigentlich schon immer hättet bekommen sollen."
Als noch immer keiner Anstalten machte, sich etwas zu nehmen, nickte Aaron Finya zu.
Lächelnd trat diese an die Tafel, füllte eine Schale mit süßem Brei und drückte sie einem kleinen Mädchen in die Hand. „...Probier mal.. Das schmeckt viel besser als das, was du sonst bekommen hast..." forderte sie das Kind auf.
Zögerlich probierte das Kind den Brei, begann erst zu strahlen und dann gierig zu essen. Aufmunternd nickte Finya auch den anderen Kindern zu und drückte ihnen Schalen mit Brei in die Hand. Nach und nach schien das Eis zu brechen und die ersten Erwachsenen näherten sich zögerlich den Tischen, wobei sie immer wieder prüfende, unsichere Blicke zu Aaron und Skyldars Wachen warfen.
Auch die Wachen schienen nicht zu wissen, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollten, doch ein strenger Blick Aaron's gab ihnen mehr als deutlich zu verstehen, dass sie besser nicht intervenierten.
Lächelnd legte Aaron die Hand auf Finyas Schulter. „Komm...lassen wir sie in Ruhe essen..."Als Aaron zu seinem Zelt zurück kehrte, sah er vor dem Nachbarzelt Jaro, der vor dem Zelt in der Sonne saß.
„Wie ich sehe, geht es dir wieder besser?" wandte er sich an diesen.
Jaro nickte und wollte aufstehen, doch Aaron winkte ab. „Ja, Hoheit. Arvid hat gemeint, ich dürfte etwas aufstehen. Aber ich muss noch langsam machen..."
Zufrieden nickte Aaron. „Dann wirst du dich an seine Anweisung halten und dich weiter schonen."
Für einen kurzen Moment zögerte er, dann wandte er sich leise an Finya.
Diese lächelte, nickte und lief dann zum Zelt der Wachen.
Nur wenig später kehrte sie gemeinsam mit Dimitri zurück und reichte Aaron einen Gegenstand, der in ein dunkelrotes Tuch eingewickelt war.
„Jaro..." sprach er den Mann vor sich an. „Ich habe dir noch gar nicht richtig gedankt für das, was du für mich getan hast..." erklärte er und dieses Mal ließ er es zu, dass Jaro langsam aufstand.
Lächelnd reichte Aaron ihm den Gegenstand, den Finya ihm gebracht hatte.
Jaro blickte seinen König fragend an, schlug dann aber das Tuch auf.
Ungläubig blickte er erst auf den Gegenstand, der nun in seinen Händen lag und dann zu Aaron.
In seinen Händen hielt er einen schlichten, silbernen Dolch - den Dolch, den Jonas dem Sklaven auf der Flucht abgenommen hatte.
Sowohl Dimitri, als auch Aaron lachten leise, als sie Jaros verwirrten Blick sahen.
„...ich nehme dich bereits jetzt wieder als Wache in meinen Dienst, Jaro. Sieh diesen Dolch als Symbol dafür. Du wirst nach unserer Rückkehr einen angemessenen Dolch erhalten. Des Weiteren wirst du nicht im niedrigsten Rang starten müssen und ich räume dir zudem die Möglichkeit ein, dich im Rang hochzuarbeiten. Du erhältst die Chance auf einen kompletten Neuanfang."
Überwältigt blickte Jaro seinen König an, bevor er auf das Knie sank.
„Ich danke Euch vielmals, Hoheit."
Aaron nickte ihm freundlich zu. „...und jetzt steh auf, bevor Arvid sieht, dass ich dich knien lasse und mir dafür den Kopf wäscht..." fügte er dann schmunzelnd hinzu.Gemeinsam kehrten Aaron, Dimitri und Finya zu Aarons Zelt zurück.
„Dimitri...schick mir bitte die beiden Wachen, die heute Morgen das Frühstück für die Sklaven bereiten wollten..."
Wenige Minuten später näherten sich die beiden Wachen zögerlich dem Zelt und traten sichtlich unsicher und verlegen vor König Aaron.
„Hoheit..." grüßten sie ihn respektvoll.
„Ihr könnt aufstehen..." erwiderte Aaron lediglich schlicht und wartete, bis die beiden vor ihm standen und nervös von einem Bein auf das Andere traten.
„Es...es tut uns Leid, Hoheit. Das mit dem Frühstück für die Sklaven..."
Aaron seufzte. Es reichte wohl nicht, dass Skyldar die Sklaven mehr als nur schlecht behandelt hatte. Selbst die Wachen schienen gänzlich eingeschüchtert zu sein.
„Ich nehme einmal an, der Befehl für diese Zumutung an Essen stammte von Skyldar?"
Sofort nickten die beiden. „Ja, Hoheit."
„Nungut...dann sei euch verziehen. Allerdings erwarte ich, dass die Sklaven ab sofort anständig versorgt werden. Und ich mache EUCH für die Zubereitung dreier Mahlzeiten am Tag verantwortlich."
Erstaunt nickten die Männer. „Ja, Hoheit. Drei Mahlzeiten...Was für...Speisen...sollen wir ihnen zubereiten?"
Erneut seufzte Aaron. „Einfach vernünftiges, nahrhaftes Essen. So schwer kann das doch nicht sein. Ihr werdet ihnen nichts vorsetzen, das ihr nicht auch selber bereitwillig essen würdet." erklärte er dann.
Er zögerte kurz, atmete dann tief durch. „Und nur für den Fall der Fälle...denn inzwischen traue ich Skyldar alles zu....Auch die Wachen werden drei anständige Mahlzeiten am Tag erhalten."
Als Aaron sah, wie sich die Augen der beiden Wachen vor Erstaunen weiteten, suchte seine Hand wie automatisch Finyas Kopf, um sich zu beruhigen. Sein Verdacht schien ihn nicht getäuscht zu haben. Sanft strich er durch Finyas Haar und kam fast augenblicklich wieder zur Ruhe. .
„Ihr könnt die Mahlzeiten der Wachen und der Sklaven gemeinsam vorbereiten. Natürlich könnt ihr euch bei der Arbeit von einzelnen Sklaven unterstützen lassen."
Respektvoll verneigten die beiden Männer sich.
Aaron nickte ihnen leicht zu. „Mir ist klar, dass sich auch für Euch Wachen einiges ändern wird ohne Skyldar. Ich bin daher durchaus gewillt,, über kleinere...Fehlverhalten...hinweg zu sehen, da auch ihr euch erst umstellen müsst.
Was ich jedoch in keinem Fall tolerieren werde, ist Respektlosigkeit gegenüber den Sklaven. Auch sie haben es verdient, gerecht behandelt zu werden.
Die Augen der Männer weiteten sich erneut vor Erstaunen, doch dann wirkten sie fast schon erleichtert und verneigten sich mit einem Lächeln.
Aaron nickte zufrieden. „Ich sehe, wir verstehen uns. Ihr könnt jetzt gehen."
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Finya 4
VampireDer Urlaub auf der Insel von Aarons Vater ist zu Ende. Zeit, die Heimreise anzutreten. Doch noch immer ist Aaron und Finya keine Ruhe vergönnt. Ein neuer Widersacher tritt auf, der seine Handlungen nicht mehr nur gegen Finya richtet.