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Triggerwarnung!
Dieses Kapitel enthält deutliche Beschreibung von Folter, Gewalt, Hinrichtung und Tod.
Wer das nicht lesen möchte, kann direkt zu Kapitel 182 weiterspringen.
In diesem Kapitel werden Garan und Izum hingerichtet.









Mit ruhigen Schritten trat Arvid auf den Tisch zu, griff unter das Tuch und holte einen goldenen Kelch hervor.
Mit dem Kelch in der Hand trat er vor Finya und nickte ihr zu.
Finya erwiderte das Nicken und holte eine Ampulle mit flüssigem Silber aus ihrer Tasche, die sie vorsichtig in den Kelch leerte.
Inzwischen war Kjell neben den Jarl getreten. Arvid trat auf ihn zu und reichte seinem Bruder den Kelch mit dem tödlichen Silber.
Kjell hielt Garan den Kelch an die Lippen, der diese jedoch fest zusammen presste.
Mit Entsetzen sahen die beiden Brüder zu ihrem Vater, allerdings ohne gegen sein Urteil aufzubegehren. Vielmehr schien sie allein die Vorstellung der Qualen durch den Silbertrank zu schockieren.
Mit ruhiger Stimme wandte sich Kari an den Vampir vor ihm.
„Nimm den Trank freiwillig und ich werde vielleicht gnädig sein und dein Leiden verkürzen. Doch sterben musst du und sterben wirst du." wandte er sich einem Ritual gleich an den Verurteilten.
Mit vor Angst geweiteten Augen und zitternd vor Angst öffnete der Mann die Lippen und begann, das tödliche Silber zu trinken.
Der Becher war noch nicht ganz geleert, als der Mann in Agonie zu schreien und zu wimmern begann. Doch erst, als Garans Körper unkontrolliert zu zucken begann, nickte Kari einer der Wachen zu. Diese zog sogleich ihren Silberdolch und beendete Garans Leben.
Stille war eingekehrt. Nicht nur unter den Wachen, sondern auch unter den Sklaven und sogar unter den anderen Verurteilten. Lediglich die beiden Brüder blickten betroffen, aber auch voller Angst zu ihrem Vater.

Ruhig wandte sich Kari an Skyldars erste Wache.
„Bist du bereit den Tod durch die Silberrunen zu empfangen?"
Izum knurrte und riss panisch an seinen Fesseln.
„Legt seinen Oberkörper frei." wies Kari die Wachen an.
Mit wenigen Schnitten schnitten diese Izum das Hemd vom Körper.
Langsam drehte Kari sich zur Menge um. „Die Silberrunen ..." begann er zu erklären. „Wer auch immer sich bereit erklärt, darf Izum eine Rune für sein Vergehen in die Haut ritzen. In den Schnitt wird dann Silberpulver gestreut. Dies wird fortgesetzt, bis der Tod eintritt.
Er nickte Arvid zu. Dieser trat erneut an den Tisch und zog sich einen dicken Lederhandschuh über. Mit einer Schale Silberpulver und einem rituellen Dolch trat er auf Kari zu, der ihm den Dolch abnahm.
„Ich zeichne dich mit der Rune des Hintergehens, denn hintergangen hast du mich."
Kaum, dass Kari die rituellen Worte gesprochen  hatte, ritzte er mit der breiten Klinge des Dolches eine Rune auf Izums Brust. Arvid griff in die Schale, entnahm etwas von dem Silberpulver und rieb es in den Schnitt.
Izum schrie auf vor Schmerz und bäumte sich in seinen Fesseln auf.
Auffordernd blickte Kari in die Menge und langsam bildete sich eine Schlange. Sowohl Krieger aus Karis Gefolge stellten sich an, als auch Wachen aus Skyldars Gefolge.
Jeder, der an der Reihe war, trat vor, sprach die rituellen Worte und ritzte die entsprechende Rune ein. Und jedes Mal rieb Arvid Silberpulver in den Schnitt. Je mehr Runen den Körper von Izum zierten, desto lauter und qualvoller wurden seine Schreie.
„Ich zeichne dich mit der Rune des Verrats. Denn verraten hast du unseren Fürsten."
„Ich zeichne dich mit der Rune der Ehrlosigkeit. Denn ehrlos hast du dich verhalten."
„Ich zeichne dich mit der Rune der Feigheit. Denn feige bist du gewesen."
Eine Wache nach der Anderen trat vor und nahm den Dolch entgegen.
Schließlich lagen die Runen dicht an dicht und Izums Schreie wandelten sich zu einem Wimmern.
Schließlich, als alle Wachen ihre Runen gesetzt hatten und Izum nur noch kraftlos in seinen Fesseln hing, blickte Kari zu den Sklaven und nickte Yunus zu. Bleich und nervös trat dieser neben Kari, blieb dieses Mal jedoch stehen.
Kari legte ihm ruhig die Hand auf die Schulter.
„Gerade ihr Sklaven hattet besonders unter Izum zu leiden. Da Yunus der unter Euch war, der mit am meisten Leid ertragen musste, wird er stellvertretend für Euch alle die letzte Rune einritzen."
Mit einer fließenden Bewegung reichte Kari dem Sklaven den Dolch, der ihn zitternd entgegen nahm.
„Weißt du noch wie die Rune geht?" fragte Kari leise nach. Yunus nickte. „Dann fang an."
Mit zitternder Stimme wandte Yunus sich an Izum, der ihn aus glanzlosen Augen ansah.
„Ich zeichne dich mit der Rune der Folter, denn Folter hast du uns angetan."
Fast schon zaghaft legte er die Spitze des Dolches auf Izums Haut.
Mit einem kalten Lächeln legte Kari seine Hand über die des Sklaven und erhöhte den Druck des Dolches.
Gemeinsam mit Yunus ritzte er die Rune ein und sorgte dafür, dass der Schnitt dieser letzten Rune besonders tief und breit wurde.
Izum hing schlaff in seinen Fesseln und stöhnte lediglich leise auf. Als Arvid ihm das Silber in diese letzte Rune rieb, bäumte sich sein Körper ein letztes Mal auf, bevor auch ihn ein unkontrollierbares Zittern befiel.
Schier endlose Sekunden schien Izums Körper unkontrolliert zu Zucken, bevor er schlaff und regungslos in seinen Fesseln hing. Sogleich trat eine der Wachen hinter ihn und setzte einen letzten tödlichen Stich.

Eine ganze Weile kehrte Stille ein.
Schließlich hob Kari erneut den Blick und prüfte den Stand der Sonne.
„Es ist noch Zeit, bevor wir das letzte Urteil vollstrecken", erklärte Kari dann und nickte Arvid zu, der daraufhin das Tuch vom Tisch hob.
Darunter kamen einige Folterwerkzeuge zum Vorschein, bei deren Anblick die Sklaven entsetzt und gepeinigt aufkeuchten. Nicht nur einer hatte mehrere dieser Werkzeuge bereits am eigenen Leib zu spüren bekommen.
Kari wartete, bis die Sklaven sich wieder gefasst hatten.
„Es steht Euch frei, ins Lager zurück zu gehen." wandte er sich an die Sklaven.
„Doch wundert euch nicht, wenn ihr das Lager verlassen vorfindet. Euren Kindern geht es gut und damit dies so bleibt, habe ich sie mit Jonas und einigen Wachen wie angekündigt auf einen Ausflug geschickt. Sie müssen nicht hören, was hier geschieht." erklärte er ruhig.
Leicht angespannt beobachtete Kari die Reaktion der Sklaven doch anstatt Angst und Sorge konnte er in ihren Gesichtern Dankbarkeit lesen. Doch keiner von ihnen nahm das Angebot, zurück ins Lager zu kehren, an.
Erneut prüfte Kari den Stand der Sonne. Dann nickte er zufrieden.
„Es ist soweit. Die Vollstreckung des Urteils beginnt. Sobald die Sonne ihren Zenit erreicht hat, wird der Adler seine Silberflügel ausbreiten."

Finya 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt