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Auch als Jonas längst wieder seinen anderen Pflichten nachging, blieb Finya noch bei Andala. Die Stute hatte sich im Schatten eines Baumes auf den Boden gelegt und Finya saß an das Tier angelehnt neben ihr.
Inzwischen war Aaron wieder etwas entspannter geworden und so durfte Finya sich zumindest zeitweise im Lager frei bewegen, solange sie dabei im Blickfeld eines Gardemitglieds blieb. Daher genoss sie es umso mehr, dass sie Zeit bei ihrer Stute verbringen durfte.
Zufrieden beobachtete sie, wie Skyldars Sklaven sich an der Feuerstelle zum Mittagessen versammelten.
Lächelnd verabschiedete Finya sich von Andala und trat auf die Gruppe der Sklaven zu.
Zwar wirkten viele noch immer mehr als nur unsicher, doch in einigen Gesichtern konnte Finya bereits jetzt Hoffnung und Zuversicht erkennen.
Besonders die Kinder hielten ihre kleinen Schüsseln strahlend mit ihren Händen umklammert, doch obwohl das Essen längst fertig zu sein schien, wagte es keiner der Sklaven, auf die Wachen zuzugehen.
Mit einem leisen Seufzen trat Finya auf den großen Topf zu und blickte in den Kessel hinein.
Heute Mittag würde es einen stärkenden Eintopf geben.
Finya schmunzelte. Die Gemüsestücke waren kreuz und quer geschnitten und jedes schien eine andere Größe zu haben. Doch dem Geschmack würde dies keinen Abbruch tun.
Aufmunternd nickte sie den Leuten zu, doch noch immer zögerten sie, näher zu kommen.
Auf einmal schienen die Sklaven regelrecht zu erstarren und erneut fingen einige an zu zittern. Im nächsten Moment knieten alle bereits unterwürfig am Boden.
Finya musste sich nicht einmal umwenden um zu wissen, wer hinter ihr stand. Dennoch wandte sie sich um und sank respektvoll auf die Knie. „Herr..."
Aaron nickte ihr zu und Finya stand wieder auf.
„Ihr könnt auch wieder aufstehen..." wandte er sich freundlich an die Sklaven und trat näher an den Topf.
„das riecht ja schon einmal sehr gut...Finya...gib mir doch bitte eine Portion..." forderte er Finya auf und reichte ihr eine Schüssel."
Finya unterdrückte ein Grinsen und füllte Aarons Schüssel mit dem Eintopf.
Entspannt trat Aaron an die Tische, wo frisches Brot bereit stand und nahm sich auch ein Stück Brot.
Bevor er sich auf den Weg zu seinem Zelt machte, nickte er den Sklaven zu. „...lasst es euch auch schmecken."
Entgeistert blickten die Sklaven dem König nach. Hatten sie das wirklich gerade richtig gesehen, dass sie das gleiche Essen bekommen sollten wie ihr Herr? Oder anders herum: Dass er so etwas Einfaches wie Eintopf essen würde?
Finya seufzte. „Jetzt kommt schon... Ihr habt doch bestimmt alle Hunger..."
Zögerlich trat das kleine Mädchen vom Frühstück nach vorne und reckte Finya ihre Schüssel entgegen.
Kurz darauf reichte Finya dem Mädchen die gefüllte Schüssel zurück. „...hol dir noch ein Stück Brot, und dann iss..."
Erneut schien das Eis gebrochen und die Sklaven bildeten eine Schlange. Jedem von ihnen füllte Finya die Schüssel und für jeden von ihnen hatte sie ein freundliches Wort. Bereits jetzt schien ein Großteil der Sklaven zu Finya aufzusehen.
Schließlich wagte ein junger Slave es, Finya anzusprechen. „Warum behandelt dich dein Herr so gut?"
Finya lächelte. „Solange man ihm gegenüber gehorsam und respektvoll ist, wird er einen immer gut behandeln."
Der Mann zögerte. „Dann hat er dich noch nie bestraft?"
Finya wurde etwas ernster. „Doch, das hat er. Aber nicht sehr oft. Seine Strafen können sehr hart sein, aber sie waren nie grausam."
Traurig senkte der Mann den Kopf. „...er scheint wirklich freundlich zu sein. Aber wir wollen uns gar nicht erst daran gewöhnen. Das macht alles nur noch schwerer. Wir sind Sklaven von Skyldar. Wir werden es nie so gut haben wie du."
Finya schüttelte sanft den Kopf. „Ihr seid nicht mehr länger Sklaven von Skyldar. Das werden weder mein Herr, noch Jarl Kari zulassen."
Erneut widersprach der Mann. „Wer weiß, ob es bei unserem nächsten Herren nicht noch schlimmer wird..."
„Schlimmer als bei Skyldar kann es doch wohl kaum noch werden...Und ich bin mir sicher, dass auch ihr einen gütigen und freundlichen Herren bekommen werdet."
Freundlich nickte Finya dem Mann zu, der sich mit seiner Schüssel einen Platz zum Essen suchte.
Als alle Sklaven ihre Ration erhalten hatten, wollte Finya gerade den Schöpflöffel zur Seite legen, als ihr erneut eine Schüssel hingehalten wurde. Überrascht blickte sie auf. Hatte sie etwa einen der Sklaven vergessen? Doch statt in das Gesicht eines ausgemergelten Sklaven sah sie einen grinsenden Kjell an. „Krieg ich auch etwas?" fragte er unschuldig.
Lachend füllte Finya nicht nur ihm, sondern auch der restlichen Garde die Schüssel, doch noch bevor Arvid und Kjell sich selber zum Essen setzten, trugen sie Schüsseln mit Eintopf in das ‚Lazarettzelt'"
Unterdessen trat Finya auf die Gruppe Sklaven zu, die am Boden saß und hungrig den Eintopf verspeiste. Als sie sah, dass manche von ihnen auch noch den letzten Rest Eintopf aus der Schüssel kratzen, seufzte sie leicht.
„Es ist noch genug Eintopf da. Wenn ihr noch Hunger habt, könnt ihr noch mehr essen." erklärte sie. „Gebt mir eure Schüsseln..."
Kurz darauf kehrte Finya mit den erneut gefüllten Schüsseln zurück und reichte sie den Sklaven.
„Esst nur bitte langsam...nicht, dass ihr noch Magenschmerzen bekommt."
Als die Sklaven schließlich satt waren, traten auch nach und nach Skyldars Wachen an die Kochstelle und ließen sich von Finya ihre Schalen mit Eintopf füllen. Und auch sie schienen sichtlich froh über die warme Mahlzeit zu sein.

Schließlich neigte der Tag sich seinem Ende zu. Erneut saß Finya bei Andala und blickte in die untergehende Sonne. Als sie jedoch sah, wie Jonas und Andrej mit ernstem Blick von einem Patrouillenritt zurück kehrten, direkt auf Aaron zutraten und vor ihm das Knie beugten, verabschiedete sie sich von Andala, trat neben ihren Herren und sank auf die Knie.
„Hoheit...am Horizont nähert sich eine größere Gruppe dem Lager."
Aaron nickte. „Ich hoffe, das ist die erwartete Verstärkung aus der Burg." Kurz schien er abzuwägen.
„Andrej...reite du ihnen entgegen und überprüfe das. Ich will keine unliebsamen Überraschungen erleben."
Sofort verneigte Andrej sich und machte sich auf den Weg.
Zufrieden nickte Aaron Finya zu, die entspannt neben ihm kniete.
Vorerst kannst du noch im Freien bleiben, Finya."
Sein Blick wanderte weite zu Jonas. „Du wirst an ihrer Seite bleiben. Sollte sich die Situation verschärfen,  bringst du Finya sofort in mein Zelt und bleibst auch dann bei ihr."
Respektvoll verneigte sich Jonas. „Ich werde auf Finya Acht geben."
Zufrieden neigte Aaron den Kopf und nickte ihnen zu, dass sie wieder ihrer Wege gehen konnten.

Eine halbe Stunde später näherte Andrej sich den fremden Kriegern, die gerade Rast machten und damit beschäftigt waren, ein Nachtlager aufzubauen.
Vorsichtig schlich er sich an das Lager heran.
Recht schnell konnte er die Farben der Krieger erkennen.
Immer näher schlich er an die Krieger heran, verschmolz dabei komplett mit den Schatten.
Schließlich atmete er erleichtert auf, als er einige Krieger von der Burg seines Königs erkannte. Doch auf einmal stutzte er, als zwei Krieger eine nur all zu bekannte Standarte aufstellten.
Mit diesem Mann hätte er überhaupt nicht gerechnet. Und noch weniger mit seiner Begleitung, die zwischen den bereits aufgebauten Zelten herum lief.
Leise schlich er zurück zu seinem Pferd, stieg auf und umrundete das Lager.
Kaum dass die Krieger sahen, dass sich ein Reiter dem Lager näherten, gingen sie in Verteidigungshaltung.
Kurz darauf ließ Andrej jedoch den Ruf des Falken erklingen und im nächsten Moment steckten die Männer ihre Waffen wieder weg.

Es dämmerte bereits, als sich Andrej in scharfem Galopp dem Lager näherte. Noch im Ritt sprang er vom Pferd und kam vor Aaron zum Stehen.
„Hoheit..." wandte er sich an seinen König. „Es ist in der Tat die Verstärkung von Eurer Burg. Allerdings haben sie jemanden mitgebracht..."
Erstaunt hob Aaron die Augenbraue.
„Jarl Kari kann es eigentlich noch gar nicht sein...."
Grinsend schüttelte Andrej den Kopf.
„Nein. Es ist nicht Jarl Kari. Und doch ist es jemand, dessen Hilfe wir bestimmt gut gebrauchen können."

Finya 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt