Skeptisch hob Aaron die Augenbraue.
„Dann nehme ich einmal an, mein Bruder beehrt uns..." erwiderte er dann trocken, aber mit einem amüsierten Funkeln in den Augen.
Andrej nickte. „Ja. Fürst Silas hat es sich nicht nehmen lassen, die Verstärkung persönlich zu begleiten. Allerdings hat er es sich auch nicht nehmen lassen, den Jungen mitzubringen..."
Aaron nickte. „Das wundert mich nicht. Wann kommen sie hier an?
„Ich denke, sie sollten in ungefähr einer Stunde hier sein."
Nachdenklich neigte Aaron den Kopf.
„Dann sollte ich die Wachen und Sklaven informieren, damit es nicht zu...Unruhen..kommt.
Gemeinsam mit Andrej trat Aaron auf die Feuerstelle zu, wo Finya gerade das Abendessen für die Sklaven eröffnete. Zufrieden stellte Aaron fest, dass die Männer, Frauen und Kinder sich dieses Mal bereits direkt an den Tischen anstellten. Lediglich als sie Aaron sahen, wurden sie erneut unsicher und wichen etwas zurück.
Freundlich nickte Aaoron ihnen zu. „In ungefähr einer Stunde wird eine Gruppe Krieger ankommen. Es sind Freunde von mir. Ihr habt also nichts vor ihnen zu befürchten." erklärte er ruhig.
Gehorsam nickten die Sklaven.
Erneut nickte Aaron ihnen zu, drehte sich dann um und kehrte zurück in sein Zelt.
Eine halbe Stunde später betrat Finya ebenfalls das Zelt und trat neben Aaron.
Gerade wollte sie wie so oft in letzter Zeit neben ihm auf die Knie sinken, als er unwillig knurrte.
„Bleib stehen, Finya oder nimm dir einen Hocker. Du musst in letzter Zeit ohnehin mehr als genug knien."
Finya schmunzelte, zog sich einen Hocker heran und setzte sich neben ihren Herren.
Aaron seufzte leicht. „Ich würde dir das viele knien gerne ersparen, aber gegenüber Skyldars Wachen und seinen Sklaven ist es besser, wenn du dich auch nach außen als die gehorsame Sklaven zeigst, die du bist."
Finya grinste. „...es gab eine Zeit, da habt Ihr mich gerügt, wenn ich nicht sofort vor Euch niedergekniet bin." neckte sie Aaron.
Aaron blickte Finya gespielt streng an. „...da hast du dich mir aber auch in anderen Belangen widersetzt. Ich habe dir zwar nach und nach mehr Freiheiten eingeräumt was dein Verhalten mir gegenüber anbelangt, aber inzwischen weißt du selbst, wann es nötig ist deinen Gehorsam zur Schau zu stellen und wann nicht.
Ich brauche nicht mehr zu verlangen, dass du kniest, denn ich weiß, dass du mich auch so respektierst."
Finya nickte lächelnd. „Ja, Aaron. Ich respektiere Euch. Mehr, als ich es mir jemals hätte vorstellen können."
Nachdenklich blickte Finya ihren Herren an, bevor sie schließlich aufstand und neben ihn trat.
„...Ihr habt Durst, Aaron..."
Aaron lächelte, stand ebenfalls auf und zog Finya dichter an sich heran.
„Danke, Finya. Bei all dem, was hier los war, habe ich es ganz vergessen..."
Gelassen strich Finya ihre Haare über die Schulter, legte den Kopf zur Seite und schloss entspannt die Augen.
Gerade als Aaron begann zu trinken, wurde die Zeltplane geöffnet.
Bleich und schockiert blickte ein junger Sklave zu Aaron und Finya. Sofort begann er zu zittern und versuchte, zurückzuweichen.
Aaron löste sich von Finya und blickte nur kurz zu jemandem hinter dem Sklaven.
Ruhig trat Dimitri hinter den Sklaven und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„...es ist alles in Ordnung, Landros." sprach er ruhig auf den zitternden Sklaven ein, der panisch auf die Knie sank und wimmernd vor Angst zu Aaron sah.
Kurz blickte Finya zu ihrem Herren, holte sich sein Einverständnis, bevor sie neben den panischen Sklaven trat und neben ihm auf die Knie ging.
„Landros..." sprach sie ihn ruhig an. „...es ist alles in Ordnung. Mir geht es gut."
Noch immer entsetzt blickte der Mann Finya an. Erneut strich Finya ihre Haare zu Seite.
„Schau...die Wunde ist sogar schon verschlossen."
Landros sog scharf die Luft ein. „Mein Herr würde nie gegen meinen Willen von mir trinken, Landros." versuchte Finya ihn zu beruhigen.
„...und ich gebe ihm mein Blut gerne."
Ungläubig erwiderte Landros Finyas Blick. „Du erträgst freiwillig diese Schmerzen"
Seufzend schüttelte Finya den Kopf.
„Ich habe keine Schmerzen, wenn er von mir trinkt. Wenn man entspannt ist und der Herr es nicht gerade darauf anlegt, wie Skyldar es wohl getan hat, ist es höchstens etwas unangenehm. Und auch daran habe ich mich längst gewöhnt..."
Zögerlich nickte Landros, schien Finya aber noch immer nicht so ganz zu glauben.
Finya nickte ihm freundlich zu, stand auf und zog ihn ebenfalls nach oben.
Abwartend blickte Aaron den beiden entgegen.
„Landros...komm näher..." forderte er ihn freundlich auf und zögernd trat der Sklave auf ihn zu, sank erneut auf die Knie.
„Steh auf, Landros, und dann erzähle mir, was du wolltest."
Langsam stand Landros auf und knetete nervös die Hände.
Geduldig wartete Aaron ab.
„Herr....ich...also wir...also einige von uns..." begann er stockend und blickte nervös zu Boden.
Aaron unterdrückte ein Seufzen. „Entspann dich, Landros. Welche Idee hattest du?"
Zögernd hob der Sklave den Blick, versuchte, Aaron anzusehen.
„Ein paar von uns haben uns gefragt Herr..."
Erneut stockte er und schluckte leicht.
„...wenn doch die fremden Krieger kommen...sie werden doch vielleicht hungrig sein?"
Aaron lachte leise. „Und jetzt hattet ihr die Idee, ob Ihr etwas zu Essen für die Krieger vorbereiten sollt?"
Landros nickte verlegen. „Ja, Herr..."
„Eine sehr gute Idee..." Aaron nickte ihm freundlich und anerkennend zu. „Such dir ein paar Helfer und bereite mit ihnen etwas vor. Irgendetwas leichtes und schnelles..."
Einen kurzen Moment schien Aaron zu überlegen. „Da es schon recht spät ist sollte Brot, kalter Braten und Käse reichen. Bereitet noch etwas Obst vor. Und falls vom Eintopf heute Mittag noch etwas übrig ist, könnt ihr den auch aufwärmen."
Überrascht blickte Landros Aaron an. „Ihr lasst uns alleine das Essen vorbereiten?"
Irritiert hob Aaron die Augenbraue. „Natürlich."
Erneut senkte Landros verlegen den Blick. „Unser Herr hatte immer Angst, wir könnten ihn vergiften, wenn WIR das Essen vorbereiten."
Aaron schüttelte nur den Kopf. „Ich könnte zwar verstehen, wenn ihr das bei Skyldar hättet versuchen wollen, doch wo hättet ihr an ein entsprechendes Gift herankommen sollen?"
Ruckartig hob Landros den Kopf. „Unseren Herren hätten wir nur zu gerne vergiftet. Aber..."
Landros wurde blass und er blickte Aaron ängstlich an, doch dieser lachte nur amüsiert auf. „Was aber..."
„Wir hätten es uns nie getraut,Herr." erklärte er unsicher. Als Aaron ihn weiterhin freundlich ansah, ergriff er erneut das Wort. „EUCH
würden wir NIE vergiften, Herr. Ihr seid gütig und freundlich zu uns. Und bereits jetzt haben wir Euch viel zu verdanken."
Aaron nickte ihm lächelnd zu.
„Und so wird es auch bleiben. Es freut mich, dass ihr mir langsam zu vertrauen scheint. Aber jetzt bereitet bitte das Essen vor."
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Finya 4
VampireDer Urlaub auf der Insel von Aarons Vater ist zu Ende. Zeit, die Heimreise anzutreten. Doch noch immer ist Aaron und Finya keine Ruhe vergönnt. Ein neuer Widersacher tritt auf, der seine Handlungen nicht mehr nur gegen Finya richtet.