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Gegen Mittag machte Aaron gemeinsam mit Finya einen Kontrollgang durch das Lager.
Zwar war er sich sicher, dass er gegenüber den beiden Wachen deutlich genug gewesen war und diese seinem Befehl nachkommen würden, dennoch wollte er sicher gehen.
Zufrieden stellte er fest, dass die Vorbereitungen für das Mittagessen bereits im Gange waren.
Kurz darauf schmunzelte er jedoch erst, zog dann irritiert die Augenbraue hoch, als er sah, dass die beiden Männer an einem der Tische saßen und die Zutaten schnitten, während zwei Sklaven am Kessel standen und abwechselnd das Wasser darin rührten.
Kopfschüttelnd trat er auf die beiden Wachen zu, die noch einen riesigen Berg an ungeschnittenem Gemüse vor sich hatten und immer wieder gestresst zum Stand der Sonne blickten.
Auch Finya runzelte irritiert die Stirn. „...warum lassen sie sich nicht beim Schneiden helfen, Herr?" wandte sie sich leise an Aaron. „...und warum rühren sie das Wasser?"
„Das werden wir gleich herausfinden..."
Aaron trat direkt vor die beiden Männer, die ihn noch nicht einmal bemerkt hatten und nun zusammen zuckten, als sein Schatten auf sie fiel.
Schnell versuchten sie auf die Beine zu kommen und Haltung anzunehmen. „....Hoheit..."
Aaron nickte leicht.
„Drei Dinge..."
Fragend blickten die Männer ihn an, wichen aber sogleich wieder seinem Blick aus.
„Punkt 1: Ich erwarte mehr Aufmerksamkeit. Es kann nicht angehen, dass ihr vor lauter Kochdienst nichts anderes mehr mitbekommt."
Verlegen senkten die beiden den Kopf. „Wir bitten um Verzeihung, Hoheit. Es wird nicht wieder vorkommen."
„Punkt 2: Warum lasst ihr die Sklaven das Wasser rühren? Ich bezweifle, dass es so schnell anbrennen wird..." fügte er leicht sarkastisch hinzu.
„Und Punkt 3: Warum lasst ihr euch statt dessen nicht beim Schneiden der Zutaten von den Sklaven helfen?"
Verwirrt und unsicher blickten die beiden Männer sich gegenseitig an.
„Wir...können ihnen doch keine Messer geben..."
Aaron stöhnte und selbst Finya musste sich zurückhalten, um sich nicht die Hand vor das Gesicht zu schlagen.
„Natürlich könnt ihr das. Sie werden euch schon nicht damit angreifen. Und selbst wenn...Was sollen sie groß gegen euch ausrichten...?"
Als die beiden sich immer noch zögernd ansahen, nickte Aaron Finya kurz zu und trat dann selbst auf die beiden Sklaven zu.
„Guten Tag, ihr zwei..." wandte er sich freundlich an die Beiden.
Sofort schienen die beiden Männer regelrecht zu erstarren und blickten Aaron entsetzt an.
Zitternd sanken sie vor ihm auf die Knie, doch Aaron nickte ihnen nur freundlich und auch zufrieden zu.
„Kommt bitte mit. Ich habe eine andere Aufgabe für euch. Eine sinnvollere Aufgabe, als Wasser zu rühren."
Zögernd kamen die Zwei auf die Beine.
Ohne sich scheinbar weiter nach ihnen umzudrehen, ging er zu den Tischen zurück.
Zufrieden nickte er ihnen zu, als sie schließlich - wenn auch zögerlich und sichtlich ängstlich - neben ihn traten. Auch Finya trat in diesem Moment mit zwei Messern in der Hand wieder neben Aaron.
„Setzt euch und helft den Wachen beim Schneiden. Sonst wird das Essen nie rechtzeitig fertig werden."
Regungslos verharrten die beiden und sahen Aaron mehr als nur verblüfft an. „WIR sollen mit einem MESSER beim Schneiden helfen, Herr?"
Leise lachte Aaron auf. „Natürlich. Mit den Fingern wird es wohl kaum möglich sein." er nickte Finya zu, die den Männern die Messer reichte.
Nur zögernd nahmen diese die - in ihren Augen - ‚Waffen' entgegen und blickten skeptisch auf die Klingen.
„Ich bezweifle, dass ihr vorhabt, einen von uns damit anzugreifen. Ich denke nämlich, dass ihr dafür zu klug seid."
Verlegen senkten die beiden die Blicke. „Nein, Herr...wir..wir werden die Messer nur zum Schneiden der Zutaten verwenden. Wir versprechen es"
Zufrieden nickte Aaron. „Gut. Dann fangt an. Passt nur auf, dass ihr euch nicht schneidet. Ich möchte nicht, dass Arvid mit der Versorgung von Verletzungen überhäuft wird." erklärte er schmunzelnd. "Er ist zwar gut darin und macht es auch gerne, aber eigentlich brauche ich ihn für andere Aufgaben."
Gehorsam nickten die beiden Sklaven, griffen nach einer Kartoffel und begannen vorsichtig, sie zu schälen und zu schneiden.
Einen Moment lang beobachtete Aaron die beiden, dann nickte er Finya zu.
„Komm, Finya...ich muss nach meinen Gefangenen sehen. Allerdings wirst du VOR dem Zelt warten. Ich will dich keinem Risiko aussetzen."
Während Aaron bereits auf das Zelt zuging, nickte Finya den beiden Sklaven freundlich zu, die Aaron erneut fassungslos hinterher blickten.

Erst direkt vor dem Zelteingang blieb Aaron wieder stehen.
„Du wirst hier warten, Finya. Nur für den Fall der Fälle..." Gehorsam nickte Finya und trat neben den Eingang, während Aaron das Zelt betrat.
Die Männer saßen nach wie vor an die Stützpfeiler des Zeltes gebunden und schliefen.
Und auch wenn die Garde ihnen wohl leichtere Silberfesseln angelegt hatte, waren ihre Hand und Fußgelenke inzwischen von Verbrennungen überzogen.
Aaron zuckte die Schultern. Die Männer waren selber schuld an ihrer Situation. Skyldar und seine Wache ohnehin und auch die anderen drei hatten sich nicht wirklich kooperativ gezeigt.
Fragend ging sein Blick zu Eric, der gerade Wachdienst bei den Männern hatte.
„Ich habe ihnen vor etwa einer halben Stunde ihre Ration Noxanum gegeben. Bis morgen Früh sollten wir auf jeden Fall Ruhe haben.
Nachdenklich blickte Aaron auf die schlafenden Männer und seufzte.
„Auch wenn es mir nicht gefällt...Wenn sie bei Karis Ankunft noch in der Lage sein sollen, verhört zu werden, sollten wir ihnen auch Blut geben..."
„Das stimmt wohl..." erwiderte Eric. „Ich habe es vorhin erst überprüft. Ihre Augen sind mehr als nur gerötet..."
Noch während er sprach, war Eric neben Aaron getreten.
Plötzlich blitzten seine Augen auf.
„Wir könnten ihnen Tierblut geben. Es wird sie am Leben halten, ohne sie jedoch sonderlich zu stärken..."
Aaron schmunzelte. „Eine gute Idee, Eric. Ich lasse dir später welches vorbei bringen."
Gut gelaunt verließ Aaron das Zelt. Als er Finya gehorsam neben dem Zelt warten sah, kam ihm eine Idee und er schmunzelte.
„Finya...geh zu Jonas und lass ihn zwei Pferde satteln. Danach soll er zu mir kommen. Ich habe etwas mit ihm zu besprechen. Du kannst solange zu Andala gehen."
Sofort begann Finya zu strahlen. „Vielen Dank, Herr." erwiderte sie und machte sich auf, Jonas zu suchen.

Finya 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt