Aaron nickte Finya zu. „Komm, Finya..."
Gemeinsam gingen sie los, doch wenige Meter später verharrte Finya bereits wieder.
Auch Aaron blieb stehen und sah seine Sklavin fragend an, doch Finya sah lediglich mit einem Nicken zu einem bereits älteren Sklaven, der einige Meter entfernt stand.
Er wirkte fast noch ausgemergelter als die restlichen Sklaven. Zusätzlich hatte er an seiner Stirn eine bereits ältere, jedoch eiternde, Platzwunde. Sein Blick war nachdenklich und unsicher auf das Lazarettzelt gerichtet.
Aaron schmunzelte sacht. „...geh zu ihm..."
Mit einem Lächeln löste sich Finya von ihrem Herren und trat auf den älteren Sklaven zu.
Einen Moment musterte sie den Mann. „Geh hin...Arvid wird dir helfen..." sprach sie sanft.
Langsam drehte der Mann den Kopf und sah Finya an. „...kannst du mitkommen...?"
Finya legte ihm freundlich die Hand auf den Arm. „Ich kann dich hinbringen, wenn du möchtest."
Der Sklave schluckte leicht und ging dann zusammen mit Finya auf das Zelt zu.
„Arvid...ich habe einen Patienten für Euch.." wendete sie sich lächelnd an den Vampir.
Sofort trat dieser auf den Mann zu. „Dann komm...ich werde deine Wunde behandeln."
Dieser sah noch kurz zu Finya und lächelte sie zaghaft an. „Danke, Finya."
Finya nickte dem Mann freundlich zu und kehrte dann zurück zu Aaron, während Arvid den Sklaven sanft am Arm berührte und ihn anwies, sich auf einen Hocker zu setzten.
„...dann lass mich mal sehen...hast du Schmerzen?"
Der Mann schüttelte den Kopf. „Nicht sehr starke, Herr."
Arvid nickte. „Arvid. Ich heiße Arvid. War das Skyldar?"
Zögerlich nickte der Mann. „Ja...Herr Arvid..."
Schmunzelnd schüttelte Arvid den Kopf. „Nur Arvid. Das reicht." erklärte er.
„Ich werde jetzt deine Wunde reinigen. Wenn du eine Pause brauchst oder es zu sehr schmerzt, sag einfach Bescheid. Ich kann dir jederzeit etwas gegen die Schmerzen geben.
Erneut nickte der Mann gehorsam und hielt dann still.
Behutsam reinigte Arvid die Wunde, trug dann eine Salbe auf und verband sie abschließend.
„Das war's schon..." aufmunternd nickte er dem Mann zu.
Allerdings möchte ich mir die Wunde morgen noch einmal ansehen...ich würde dich also bitten, dann noch einmal zu mir zu kommen."
Der Sklave lächelte zaghaft. „Das werde ich, He... Arvid."Gemeinsam mit Aaron schlenderte Finya bei Aarons täglichem Kontrollgang durch das Lager, als dieser auf einmal die Hand auf die Schulter seiner Sklavin legte und diese so stoppte.
„Warte, Finya..." flüsterte er ihr zu und schob sie hinter ein Zelt.
Jetzt konnte auch Finya erkennen, warum Aaron gestoppt hatte.
Hinter dem Zelt stand Landros zusammen mit Taro.
Immer wieder blickte sich Landros um, als ob er befürchtete, entdeckt zu werden.
Taro hingegen sah ihn verwundert an. „Was möchtest du von mir wissen, Landros?" fragte der Junge soeben.
Landros schluckte. Erneut sah er sich unsicher um. „...stimmt es, dass der Biss eines Vampirs nicht schmerzt, wenn man freiwillig sein Blut gibt?" fragte er dann fast schon hektisch.
Verwirrt sah Taro den jungen Mann an.
„Das weiß ich nicht. Mein Herr hat noch nie von mir getrunken weil ich noch ein Kind bin."
Landros Augen wurden groß. „Aber...mein Herr...hat immer besonders gerne von den Kindern getrunken. Ihr Blut würde besser schmecken, hat er gemeint..."
Taro zuckte die Schultern. „Das weiß ich nicht. Wie gesagt: Mein Herr trinkt nicht von mir. Ich weiß nur, dass sowohl Rebecca, als auch Finya immer ganz entspannt sind, wenn er von ihnen trinkt. Und ich glaube nicht, dass sie das wären, wenn sie dabei Schmerzen hätten..."
Zögerlich nickte Landros.
Im nächsten Moment fiel er jedoch zitternd zu Boden, als Aaron hinter dem Zelt hervor trat.
„Bitte...verzeiht, Herr...es...es tut mir Leid...ich wollte nicht..."
Aaron seufzte. „Steh auf, Landros." Aarons Stimme war ruhig.
„...und dann komm mit. Ich denke, wir sollten reden..."
Ängstlich hob Landros den Kopf, die Augen panisch geweitet.
Aaron nickte ihm freundlich zu. „...du hast nichts zu befürchten. Ich möchte nur mit dir reden. Und jetzt komm..."
Sichtlich zögernd stand Landros auf und trat langsam und mit gesenktem Kopf neben Aaron.
„...wir gehen in mein Zelt. Dort sind wir ungestört."
Ohne sich weiter nach Landros umzudrehen, ging Aaron auf sein Zelt zu.
Einen Moment sah Landros dem Vampir starr vor Angst hinterher, dann beeilte er sich jedoch, zu Aaron aufzuschließen.
Aaron lächelte unsichtbar und trat in sein Zelt.
Auf ein Nicken hin stellte Finya einen zusätzlichen Hocker gegenüber von Aarons Stuhl auf.
Nachdem Aaron Platz genommen hatte, setzte sie sich neben ihn. Landros hingegen fiel vor Aaron auf die Knie.
Einen Moment lang atmete Aaron tief durch, dann nickte er Landros zu.
„Steh auf und setz dich."
Als er die Unsicherheit in Landros Blick sah, seufzte er.
„...wenn du jedoch lieber knien bleiben möchtest ist das auch in Ordnung..."
Überrascht hob Landros den Kopf. „Danke, Herr."
Aaron nickte ihm freundlich und aufmunternd zu.
„...du hast gestern etwas gesehen, was ich eigentlich vermeiden wollte, dass ihr seht." ergriff Aaron schließlich das Wort.
„Ich bezweifle zwar, dass es etwas Neues für dich war, aber es scheint dich dennoch zu beschäftigen." Landros nickte zögernd.
„Mein Herr war immer sehr grausam dabei, Herr...Ich dachte einfach nicht, dass IHR..."
Landros senkte den Blick. „Ihr seid doch sonst so freundlich und..."
Aaron lachte leise. „Landros...ich bin immer noch ein Vampir. Ich brauche Blut, um zu überleben."
Einen Moment musterte Aaron den Sklaven vor sich.
„Es gibt für uns verschiedene Möglichkeiten, von unseren...Sklaven...zu trinken." begann Aaron ruhig zu erklären. „Die eine ist, es so wie Skyldar zu tun. Durch die Schmerzen und die Angst wird der Geschmack des Blutes intensiver, süßer..." fuhr er ruhig fort.
„Ich bevorzuge jedoch eine andere Möglichkeit.
Wenn sich mein...Spender...entspannt und mir sein Blut freiwillig gibt, kann ich die Intensität des Schmerzes weitestgehend steuern.
Der Geschmack ist weniger intensiv. Aber das nehme ich gerne in Kauf. Mir ist es lieber wenn ein Sklave mich freiwillig von sich trinken lässt.
Es bleibt ein Biss aber auch Finya hat mir bereits mehrfach versichert, dass sie keinen Schmerz empfindet.
Natürlich könnte ich auch dann meinem Spender Schmerzen zufügen, aber was für einen Sinn würde das machen?"
Aaron lächelte Landros freundlich zu.
„...und was ist mit den Kindern, Herr?"
Aaron's Miene schien regelrecht zu versteinern.
„Ich weiß, dass viele Vampire das Blut von Kindern bevorzugen, aber ich verurteile diese Praxis zutiefst.
Ich trinke nicht einmal von Taro, obwohl dieser schon fast dem Kindesalter entwachsen ist. Und doch weiß ich, dass auch er sich mir bereitwillig anbieten würde."
Nachdenklich nickte Landros.
„Ihr werdet auch von uns trinken, Herr...Nicht wahr?"
Aaron schüttelte den Kopf.
„Vorerst nicht. Ihr alle müsst erst einmal Vertrauen fassen. Aber später...gut möglich, dass ich auch von euch trinken werde."
Landros schluckte schwer und begann leicht zu zittern. „Dann tut es jetzt gleich, Herr. Bitte. Schlimmer als bei meinem Herren kann es nicht sein. Und ich möchte diese Ungewissheit nicht mehr länger aushalten müssen."
Überrascht zog Aaron die Augenbraue hoch.
„Du bietest mir dein Blut an?"
„Ja, Herr."
Nachdenklich und skeptisch wiegte Aaron den Kopf. „Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das eine so gute Idee ist. Mit dem freiwilligen Anbieten ist es nicht getan. Du musst auch entspannt bleiben. Und ich bezweifle, dass du mir dazu ausreichend vertraust."
Flehentlich hob Landros den Blick.
„Bitte, Herr..."
Aaron seufzte und musterte erneut den Sklaven vor sich.
Dann holte er Luft und setzte zu einer Antwort an.
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Finya 4
VampireDer Urlaub auf der Insel von Aarons Vater ist zu Ende. Zeit, die Heimreise anzutreten. Doch noch immer ist Aaron und Finya keine Ruhe vergönnt. Ein neuer Widersacher tritt auf, der seine Handlungen nicht mehr nur gegen Finya richtet.