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Ohne sich weiter um Yunus zu kümmern, verließ Aaron das Zelt und ging - scheinbar ohne den Mann zu beachten - auf sein Zelt zu.  Dennoch folgte Yunus Aaron gehorsam durch das Lager bis hinein in dessen Zelt.
Erst jetzt schien Aaron sich wieder um den Sklaven zu kümmern.
Zufrieden nickte er ihm zu und wies auf einen der Stühle. „Setz dich, Yunus."
Gehorsam setzte Yunus sich auf die Kante des Stuhls und blieb mit gesenktem Kopf sitzen.
Erst, als er ein leises Wimmern hörte, hob er ruckartig den Kopf.
Mit großen Augen sah er zum Zelteingang, durch den in diesem Moment Arvid und Rebecca traten. Rebecca hielt ein kleines, weinendes Bündel im Arm.
Yunus stand so abrupt auf, dass sein Stuhl ins Wanken geriet. Er wollte gerade auf Rebecca zustürmen, als er aus dem Augenwinkel Aaron sah, der leicht die Augenbraue hob.
Augenblicklich verharrte Yunus in seiner Bewegung und senkte sowohl betreten, als auch ängstlich, den Kopf.
„Verzeiht, Herr."
„Was soll ich verzeihen?"
Yunus Blick ruckte irritiert zu Aaron, der ihn zwar freundlich, aber fast schon amüsiert ansah - die Augenbraue noch immer leicht gehoben. „...dass du so schnell wie möglich deine Tochter in die Arme schließen willst...?"
Erst jetzt erkannte Yunus, dass der fremde Herr in keinster Weise verärgert wirkte. Vielmehr nickte er ihm freundlich zu.
„Nun geh schon zu deiner Tochter. Immerhin hatte ich es dir doch zugesagt..." wandte sich Aaron schließlich schmunzelnd an Yunus.
Mit wenigen Schritten stand Yunus neben Rebecca und nahm ihr sanft das Kind aus den Armen.
Er merkte nicht einmal, wie Aaron neben ihn trat und zuckte daher leicht zusammen, als dieser ihn erneut ansprach.
„Bis auf weiteres wirst du deine Tochter bei dir haben dürfen." erklärte dieser ruhig. „Wie ist eigentlich ihr Name?"
Mit großen Augen blickte Yunus König Aaron an.
„Ich danke Euch, Herr." erwiderte er respektvoll. „Sie heißt Yuna, Herr."
Als Yunus schließlich den Blick auf seine Tochter senkte, stockte er merklich und seine Augen weiteten sich vor Entsetzen.
„Yuna...was hat dieses Monster mit dir getan..." stammelte er, nur, um sofort ängstlich zu Aaron zu sehen. Dieser schüttelte jedoch nur beruhigend den Kopf. „Skyldar ist wahrhaftig ein Monster..." bestätigte er lediglich ruhig. „Gib Yuna jetzt Arvid. Er wird prüfen, ob deine Tochter noch weitere Verletzungen hat."
Ohne zu zögern trat Yunus auf Arvid zu, sank vor ihm auf die Knie und reichte ihm seine Tochter.
Aaron schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Bis dein Rücken verheilt ist, wirst du nicht mehr knien, Yunus." forderte er ihn streng auf.
Verlegen erhob sich Yunus und beobachtete, wie Arvid seine Tochter untersuchte.
Schließlich reichte Arvid ihm das Kind mit einem freundlichen Nicken zurück.
„Sie hat bis auf die Prellungen zum Glück keine weiteren Verletzungen, Hoheit." wandte Arvid sich an seinen König. „Ich werde Yunus jedoch eine Salbe geben, damit die Prellungen schneller abheilen und nicht gar so stark schmerzen. Für Noxanum ist das Kind noch zu jung."
Ungläubig blickte Yunus zwischen Aaron und Arvid hin und her. „Yuna bekommt eine Salbe?" fragte er ungläubig nach. Erneut wollte er vor Dankbarkeit auf die Knie sinken, doch ein Räuspern Aaron's hielt ihn davon ab.
Fassungslos schüttelte Aaron den Kopf. „Was hat Skykdar euch nur alles angetan..."
Mit einem Lächeln trat Finya neben ihren Herren und blickte ihn fragend an. Als er ihr zunickte, wandte sie sich an Yunus.
„Was auch immer Fürst Skyldar dir und den anderen angetan hat...König Aaron ist ein gerechter Herr, der sich auch um das Wohlergehen seiner Sklaven kümmert. Er wird dich immer gerecht behandeln und solange du gehorsam bist, wirst du es gut haben."
Stolz legte Aaron seine Hand auf Finyas Schulter. Als er jedoch zu Yunus sah, der vor Dankbarkeit erneut auf die Knie sinken wollte, seufzte er leicht und nickte ihm schließlich zu.
Er würde den Mann nicht gänzlich davon abhalten können, vor ihm zu knien. Dafür empfand Yunus zu große Dankbarkeit.
Erleichtert sank Yunus auf die Knie. „Ich danke Euch, Herr."
Aaron nickte milde. „Du wirst dennoch nicht dauerhaft vor mir knien, solange du verletzt bist." erwiderte er streng. „Und jetzt setz dich..." forderte er ihn auf und wies auf die Decke, die immer noch ausgebreitet am Boden lag.
Yunus nickte, setzte sich gehorsam auf die Decke und legte seine Tochter behutsam vor sich hin.
Schließlich nickte Aaron Finya und Arvid zu.
„Setzen wir uns... und dann erzähl Arvid, welche Idee du hattest..."
Finya nickte und blickte zu Arvid. „Ich habe mich gefragt, ob man die Gefangenen nicht...außer Gefecht...setzen könnte...ob man ihnen nicht zum Beispiel Noxanum geben könnte. Wenn sie schlafen wäre es leichter, sie zu bewachen."
Arvid schmunzelte. „Grundsätzlich eine sehr gute Idee, Finya. Aber du weißt selbst, wie bitter der Trank ist. Ich bezweifele, dass die Männer das Mittel freiwillig nehmen werden..."
Nachdenklich biss Finya auf ihre Lippe. „Und...wenn man es in irgend etwas hinein mischt?"
„Hm..." nachdenklich fuhr Arvid sich über das Kinn. „Das müsste etwas mit einem sehr intensiven Geschmack sein..."
Ruckartig wandte Aaron seinen Blick zu Yunus, als dieser sich auf der Decke aufrichtete. Unwillig knurrte er, als dieser erneut auf die Knie ging.
Sofort zuckte Yunus zusammen und senkte betreten den Kopf.
Als Aaron ihn jedoch weiterhin schweigend und streng musterte, ließ Yunus sich zögernd und sichtlich unsicher zurück sinken.
Sofort wurde Aaron's Blick milder.
„Ja, Yunus...?" forderte Aaron den Sklaven zu sprechen auf.
Zufrieden stellte er fest, dass dieser trotz der Rüge nicht mehr sofort anfing zu zittern, sobald er angesprochen wurde, wenn auch er sichtlich angespannt und nervös schien.
„Mein...Herr...liebt Dessertwein. Immer wenn ich ihm davon einen Kelch bringen musste, hat er ihn sofort in einem Zug geleert und gleich verlangt, dass ich ihn wieder auffülle..."
Fragend blickte Aaron zu Arvid. „Das könnte funktionieren...Durch den Alkohol im Wein dürfte das Noxanum sogar noch schneller wirken..."
Freundlich nickte Aaron dem Sklaven daraufhin zu. „Danke, Yunus. Dann trifft es sich ja, dass ich ein...paar...Flaschen Dessertwein im Gepäck habe...."
Aaron schmunzelte, wurde dann aber wieder ernst. „Dann müssen wir die Männer nur dazu bringen, den Wein zu trinken, ohne dass sie Verdacht schöpfen."

Finya 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt