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Unterdessen saßen Aaron und Silas in Aaron's Zelt bei einem Kelch Rotwein zusammen.
Silas schloss genießerisch die Augen. „Vaters neuer Jahrgang ist wirklich vorzüglich. Ich muss mir unbedingt ein paar Kisten von ihm schicken lassen."
Leise lachte Aaron auf. „Ich habe genug Kisten mitgebracht dass ich dir welche abgeben kann, kleiner Bruder..." neckte er Silas. Kurz darauf wurde er aber bereits wieder ernster.
„Nur leider habe ich nicht nach Verstärkung geschickt um mit dir Wein zu trinken, Bruder..."
Silas stellte seinen Kelch ab, lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
„Dann erzähl, Aaron..." Interessiert blickte er zu seinem Gegenüber.
Auch Aaron lehnte sich zurück, schlug dieses Mal jedoch nicht die Beine übereinander. Dafür war er durch die aktuelle Situation zu angespannt . Für einen Moment verloren seine Augen den Fokus, schien Aaron ins Leere zu schauen.
„Vor ein paar Tagen machte meine Vorhut dieses Lager aus..." erzählte Aaron beinahe gedankenverloren, bevor er Silas ansah.
„Da es sich um Fürst Skyldars Lager handelte, entschied ich, ebenfalls hier zu lagern und seine Einladung, sein Gast zu sein, anzunehmen. Dazu kommt, dass Jarl Kari eigentlich unter seinen Fürsten...aufgeräumt...hat und alles Faulige des Amtes enthoben hat.
Zu Anfang spielte Fürst Skyldar auch den perfekten Gastgeber. Allerdings versuchte er nach nicht einmal einer Stunde die Garde und mich zu vergiften um an Finya heran zu kommen. Er hatte einem Sklaven den Befehl gegeben, heimlich Gift in unsere Kelche zu schütten.
Verblüfft hob Silas die Augenbraue.
„Dank Jaro konnte dieser Anschlag jedoch vereitelt werden. Zum Glück haben sich mir die meisten Krieger unterworfen."
Silas Augenbraue  wanderte noch weiter nach oben. „...die meisten..."
Aaron nickte. „Skyldar sitzt zusammen mit vier seiner treuen Wachen schlafend in seinem Zelt."
„Schlafend?"
Grinsend nickte Aaron. „Noxanum..."
Silas lachte leise. „Und wie bringst du sie dazu das Noxanum zu nehmen?"
Erneut grinste Aaron. „Ein Gläschen Wein und sie haben alle Vorsicht fallen lassen. Bis auf eine fünfte Wache, der ich jedoch gestatte, sich wieder frei im Lager zu bewegen. Der Mann ist zu vernünftig, um etwas gegen mich zu unternehmen. Daher habe ich bei ihm auf das Noxanum verzichtet. Den anderen lasse ich regelmäßig etwas davon einflößen. Dazu erhalten sie Tierblut, um bei Kräften zu bleiben bis Jarl Kari eintrifft."
„Tierblut..." Silas schüttelte sich.
Aaron zuckte lediglich die Schultern. „Wie dem auch sei...Auch wenn die Wachen bisher vernünftig waren, halte ich eine Verstärkung nach wie vor für sinnvoll. Vor allem wenn demnächst der Jarl eintrifft."
Dieses Mal war es Silas, der nickte. „Verständlich. Ihnen wird bewusst sein, dass Jarl Kari alles aufdecken wird."
„Genau. Wenn es nach mir ginge, hätte ich Skyldar schon mehrfach umgebracht für das, was er getan hat. Aber das Urteil steht dem Jarl zu."
„So schlimm?" Silas legte fragend den Kopf schief. „Aegir war im Vergleich zu Skyldar ein Waisenkind. Sklaven wie Wachen sind völlig verstört und verunsichert. Die Sklaven werden panisch, wenn sie mich nur sehen. Immerhin scheinen sie langsam zu verstehen, dass ich nicht wie Skyldar bin."
Nachdenklich griff Silas nach seinem Wein, ließ die rote Flüssigkeit im Kelch kreisen und trank einen Schluck. „Dann nehme ich an, dass deine Leute fast pausenlos Schichten geschoben haben?"
Aaron nickte. „Mehr als kleine Pausen waren nicht möglich. Hauptsächlich bestand die ‚Pause' im Wechsel des Aufgabenbereichs..."
Silas schüttelte leicht den Kopf. „Zwar hatten meine Wachen auf der Reise hierher auch nur wenig Pausen, sie dürften aber dennoch deutlich erholter sein als deine Garde."
Aaron neigte bestätigend den Kopf.
„Dann werde ich sie anweisen, den Wachdienst zu übernehmen. Ich denke ich habe ausreichend Krieger von dir und mir dabei, dass wir mit ihnen drei Schichten abdecken können. Genug Zeit also für deine Garde, um sich zu erholen."
„Eine gute Idee. Am besten gehen wir gleich zu ihnen um sie einzuteilen und einzuweisen."

Während Ichiro und Barun sich einen Platz im Zelt suchten, trat Finya zusammen mit Arvid neben Harun, der Arvid zwar unsicher, aber immerhin ohne Angst entgegen sah.
„Wie geht es deiner Hand?"
Harun senkte leicht den Kopf. „Gut, Danke...Arvid..."
Arvid musterte seinen Patienten einen Moment und auch Finya zog skeptisch die Augenbraue nach oben.
„Dann zeig sie mir mal..."
Zögernd hob Harun die Hand, doch kaum, dass Arvid sie nur berührte, zuckte Harun zusammen und verzog schmerzhaft das Gesicht.
Streng blickte Arvid den Mann an. „Deiner Hand geht es in keinster Weise gut. Warum also lügst du mich  an?"
Ängstlich hob Harun den Blick. „Ihr tut so viel für mich und gebt euch solche Mühe mit mir...Und...ihr habt bestimmt wichtigere Aufgaben, als meine Hand zu versorgen. Zumal ich selbst daran Schuld bin. Wäre ich nicht weg gelaufen..."
Arvid schüttelte nur den Kopf und gab Finya ein Zeichen. „Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Du bekommst gleich etwas Noxanum und dann schaue ich mir deine Hand noch einmal an...Jetzt, wo die Schwellung etwas zurück gegangen ist, kann ich vielleicht mehr erkennen.
Unterdessen hatte Finya einen Becher mit einem Schluck des Mittels gefüllt und reichte ihn auf ein Zeichen hin Harun, der ihn sogleich bereitwillig trank.
Arvid wartete bis das Mittel wirkte und untersuchte erneut das Handgelenk.
„So wie es aussieht ist es wirklich nur verstaucht und braucht einfach Zeit. Allerdings hat sich die Schiene gelockert gehabt. Du hast also auf jeden Fall zu viel mit der Hand gemacht."
Arvid blickte Harun streng an.
Verlegen senkte dieser den Kopf. „Wenn mein neuer Herr mir schon keine Aufgaben gibt, dann muss ich mich doch wenigstens hier im Zelt nützlich machen..." erwiderte er unsicher.
Arvid unterdrückte ein Knurren.
Statt dessen sah er Harun fast schon milde an.
„Nein. Das musst du nicht und das sollst du nicht, Harun. Deine einzige Aufgabe aktuell besteht darin, deine Hand zu schonen, damit sie gut und möglichst schnell heilen kann. Nichts anderes erwartet König Aaron von dir. Verstanden?"
Verlegen nickte Harun. „Je schneller deine Hand heilt, desto eher wird König Aaron dir erste Aufgaben zuteilen..."
Erneut nickte Harun. „Ja,...Arvid..." erwiderte er sichtlich zerknirscht.
„Und jetzt gib mir deine Hand, damit ich die Schiene wieder anlegen kann."
Sorgfältig legte Arvid die Schiene an,  befestigte sie dieses Mal jedoch so, dass die Hand noch stärker in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt war und sich die Schiene auch nicht mehr so leicht lockern konnte.
„Das sollte seinen Zweck erfüllen..." erklärte er schließlich zufrieden.

Finya 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt