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Skyldar neigte zufrieden den Kopf. Sein Mund verzog sich zu einem Lächeln. „Dann servier ihn doch unseren Gästen..."
Der Sklave nickte und wandte sich ab.
Täuschte Jaro sich oder schien der Mann zu zögern und auf einmal noch ängstlicher...
Kaum, dass er die Weine serviert hatte, verließ der Sklave beinahe schon fluchtartig das Zelt. 
Jaro runzelte die Stirn und ließ seinen Blick durch den Raum gleiten.
Eine seltsame Anspannung, die von den Wachen ausging, schien in der Luft zu liegen.
Ruckartig wandte Jaro seinen Blick wieder zu Aaron, der gerade seinen Kelch hob um daraus zu trinken.
Einen Fluch unterdrückend stürmte Jaro auf seinen König zu und schlug ihm den Kelch aus der Hand.
Noch bevor Aaron reagieren konnte sackte Jaro mit einem Stöhnen vor ihm auf den Boden. In seiner Brust steckte ein Silberdolch.
Mühsam hob Jaro den Blick. Seine Augen begannen zu flattern, während seine Lippen stumme Worte formten.
Sofort wanderte Aaron's Augenbraue nach oben und er beugte sich näher zu Jaro. Fragend lag sein Blick auf dem Verletzten, der erneut stumme Worte formte.
Kaum merklich nickte Aaron ihm zu und legte ihm die Hand auf den Arm.
Ein erleichterter, fast schon friedvoller Gesichtsausdruck breitete sich auf Jaros Gesicht aus, bevor er die Augen schloss.
Im nächsten Moment stand Skyldar bereits vor Aaron.
„Ein Glück für Euch, dass meine Wache schnell genug reagiert hat, damit dieser Abschaum Euch nicht schaden konnte..."
Skyldar versetzte dem am Boden liegenden Jaro einen Tritt, woraufhin dieser leise aufstöhnte.
„Wie ich sehe, lebt der Kerl noch...ich werde ihn sofort von meiner Wache entfernen und das...Problem...beseitigen lassen."
Skyldar wollte gerade einen Befehl an seine Wache geben, als Aaron's scharfe Stimme ihn stoppte. „Halt, Fürst Skyldar...Dieser Mann hat mich nicht angegriffen sondern mir das Leben gerettet. Mein Wein...alle unsere Weine...sind vergiftet."
Skyldar blickte Aaron entsetzt an. „Vergiftet, sagt Ihr? Ich werde sofort den Sklaven rufen, der den Wein gebracht hat."
Im gleichen Moment betraten bereits Arvid und Kjell das Zelt. Dankend nickte Aaron ihnen zu. „Kümmert Euch um Jaro...und nehmt Finya mit...Schickt mir außerdem Eric und Jonas."
Ohne zu zögern erhob Finya sich und begleitete Arvid und Kjell nach draußen.
Noch während Arvid und Kjell den Verletzten Jaro aus dem Zelt trugen, wandte sich Skyldar an die Wache, die den Dolch geworfen hatte.
„Bring mir Yunus. Und..lass ihn seinen speziellen Freund gleich mitbringen."
Kurz darauf zerrte die Wache Yunus zurück ins Zelt. Der Mann zitterte und bebte am ganzen Körper. In seinem Blick stand die pure Panik.
Mit einem kräftigen Stoß schubste die Wache den Sklaven nach vorne, sodass dieser direkt vor Fürst Skyldar auf den Boden fiel.
„Hast du deinen Freund mitgebracht, Yunus?"
Skyldars Stimme war kalt, lauernd, als er auf den Sklaven hinab blickte, der ihm demütig und voller Angst eine neunschwänzige Katze mit beiden Händen entgegen reichte. 
Skyldar lächelte kalt. „Du weißt, wo dein Platz ist."
Auf allen Vieren kroch Yunus zum Stützpfeiler in der Mitte des Zeltes und legte seine Hände in die dort angebrachten Eisenringe.
Immer wieder huschte sein Blick gehetzt durch das Zelt, in der wahnsinnigen Hoffnung, dass ihm irgend jemand helfen würde.
Doch die Wachen schienen ihn zu ignorieren, blickten zum Großteil lediglich betreten zu Boden.
Skyldar trat hinter Yunus und ließ die Peitsche durch die Luft knallen.
Sofort zuckte Yunus zusammen und wimmerte. „Gnade, Herr. Bitte...ich flehe Euch an..."
„Schweig, Sklave..."
Erneut knallte die Peitsche drohend durch die Luft. Yunus schien sich regelrecht an den Eisenringen festzuklammern, wagte es aber nicht mehr, auch nur ein Wort zu sagen.
Dennoch konnte Aaron das panische Wimmern des Sklaven hören.
Unwillig runzelte Aaron die Stirn, als der nächste Peitschenhieb durch die Luft schnitt. Und dieses Mal fanden die Enden der Neunschwänzigen ihr Ziel.
Unter einem qualvollen Schrei bäumte Yunus sich auf.
Alles andere als begeistert hob Aaron die Augenbraue. Er kannte diese Art von Schlägen zu gut. Zu oft hatte er sie bereits erlebt.
Auf diese Art, mit dieser Intensität, schlug man nur, wenn man sein Opfer zu Tode peitschen wollte. ER jedoch wollte zunächst Antworten
Ein kurzer Blick zu Ivar reichte aus, damit dieser sich in Bewegung setzte.
Noch bevor der nächste Schlag Yunus Rücken treffen konnte, fing Ivar Skyldars Arm ab.
„Haltet ein...." Aaron erhob sich und fixierte Skyldar, bis dieser widerwillig den Arm sinken ließ. Sogleich nahm Ivar ihm die Peitsche ab.
„Ich will den Sklaven verhören. Dazu brauche ich ihn jedoch lebend."
Skyldars Augen blitzten vor Wut. „Was braucht Ihr ein Verhör...Eure Wache hat ihn ja wohl auf frischer Tat ertappt. Diese Kreatur hat nichts als den sofortigen Tod verdient."
Skyldar knurrte und trat erneut nach dem wimmernden Sklaven.
„Los...dann geh zu König Aaron..."
Unsicher hob Yunus den Blick und sah panisch zu König Aaron, der nur leicht den Kopf schüttelte, sich dann jedoch an Yunus wandte.
„Komm zu mir, Sklave." sprach er ruhig.
Langsam, als ob er eine Falle befürchtete, kroch Yunus auf Aaron zu, unfähig, sich zu erheben.
Im gleichen Moment blickte Skyldar ruckartig zu zwei Wachen und gab ihnen ein mehr als eindeutiges Zeichen.
Aaron wollte gerade intervenieren, als die zwei Männer nicht, wie von Skyldar beabsichtigt, Yunus angriffen, sondern vielmehr einen eindeutigen Schritt zurück machten und leicht die Hände hoben. Ein eindeutiges Zeichen für Aaron, dass sie nicht vorhatten, dem Befehl ihres Herrschers nachzukommen.
Knapp nickte Aaron ihnen zu. „Weise Entscheidung..." Inzwischen war Yunus bei Aaron angekommen und blieb zusammengekauert zu dessen Füßen knien.
Auch Eric und Jonas hatten unterdessen das Zelt betreten und neben ihrem König Stellung bezogen.
Prüfend ließ Aaron seinen Blick über die verbliebenen drei Wachen gleiten. „Wie entscheidet ihr euch?"
Sofort traten zwei der Wachen ebenfalls mit einer eindeutigen Geste zurück. „Wir werden dieses Spiel nicht länger mitspielen, Fürst Skyldar. Wir haben Eure Intrigen lange genug ertragen..."
Zufrieden nickte Aaron ihnen zu und sah abwartend zum letzten Mann. Zu der Wache, die zuvor Yunus geholt hatte.
Wütende Augen blitzten ihm entgegen.
Aaron seufzte übertrieben und gab Gregori einen Wink, doch im gleichen Moment zog der Mann bereits seinen Dolch, um diesen nach Aaron zu werfen.
Noch bevor Gregori den Mann erreicht hatte, wurde dieser jedoch von seinen ehemaligen Kameraden zu Boden gerungen, während die beiden anderen Wachen Ivar unterstützen, den Fürsten fest zu setzen, der den Moment der Unruhe nutzen wollte, um einen Fluchtversuch zu starten.
„Bindet die beiden und schafft sie mir aus den Augen. Ich werde mich später um sie kümmern..."
Sofort traten Jonas und Eric neben ihre Kameraden und halfen, den Fürsten und seine Wache zu fesseln.
Ruckartig wandte Aaron sich unterdessen an einen der Männer, der sich zuerst von Skyldar distanziert hatte.
„Du...wie ist dein Name..."
Unsicher verneigte sich der Mann. „Vindur, Hoheit."
„Gut...Vindur also...Wie werden die Wachen außerhalb des Zeltes reagieren?"
Die Wache schien kurz zu überlegen.
„Ich denke, wenn Ihr mir gestattet mit ihnen zu sprechen, werden die meisten auf mich hören, Hoheit. Lediglich drei werden mit Sicherheit Widerstand leisten. Bei einer Wache bin ich mir nicht sicher."
Zufrieden nickte Aaron ihm zu, schien kurz zu überlegen.
„Ivar, Eric...ich will keine vorzeitige Unruhe...Lasst die beiden also hier im Zelt."
Er wartete, bis die beiden die Gefangenen hochgezogen und in den hinteren Teil des Zeltes gebracht hatten. „Ihr..." er wandte sich an die drei anderen ehemaligen Wachen von Fürst Skyldar. „"...ihr werdet meine Leute dabei unterstützen, euren Fürsten und Kameraden zu bewachen."
Aaron unterdrückte ein Seufzen. Es war nicht die optimale Lösung, doch blieb ihm keine andere Wahl. Er hatte selbst nicht genug Leute und musste darauf vertrauen, dass die Männer ihn unterstützen würden.
„Gregori...lass dir von Vindur die entsprechenden Männer zeigen und dann setzt sie fest. Lass Vindur mit den übrigen reden..."
Er wartete, bis alle seine Befehle umgesetzt wurden, bevor er sich an Yunus wandte.
„Und nun zu dir..."
Yunus zuckte erneut zusammen und begann, vor Angst zu wimmern.
„Gnade, Herr...bitte...Ich flehe Euch an..." bat er mit den gleichen Worten wie zuvor dieses Mal Aaron.
Aaron unterdrückte ein Seufzen. Seine Geduld war bereits zu stark strapaziert. Er bezweifelte, dass Yunus aus eigenem Antrieb gehandelt hatte, zumal er immer noch Jaros stumme Worte im Kopf hatte. Aber was steckte dieses Mal dahinter? Hatte Jarl Kari nicht rigoros unter seinen Leuten aufgeräumt?
„Jonas...bring Yunus in mein Zelt und sorg dafür, dass ich ihn zeitnah verhören kann. Wenn nötig frag Arvid, ob er Zeit hat, sich um ihn zu kümmern..."
Ruhig beugte sich Jonas zu Yunus hinab und griff ihn am Arm. „Steh auf Yunus..."
Zitternd kam der Sklave auf die Beine und ließ sich von Jonas aus dem Zelt führen.

Finya 4Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt