Unterdessen hatte Aaron das Zelt seiner Garde betreten, wo Jaro bleich auf einem einfachen Lager lag. Um seine Brust lag ein dicker Verband.
Kaum, dass Jaro seinen König sah, versuchte er, sich aufzurichten, wurde jedoch von Arvid bestimmt zurück auf das Lager gedrückt. „Du bleibst liegen, Jaro."
Aaron trat an die Lagerstatt und blickte fragend zu Arvid.
„Der Dolch hat das Herz knapp verfehlt. Andernfalls hätte ich nichts mehr für ihn tun können.." erklärte Arvid sogleich.
„Ich konnte den Dolch zwar entfernen, allerdings war die Spitze abgebrochen und ich musste diese heraus schneiden. In zwei bis drei Tagen sollte Jaro wieder fit sein."
Aufmerksam hatte Aaron Arvid zugehört, doch nun lag sein Blick prüfend auf Jaro.
„Fühlst du dich kräftig genug, um mir zu berichten, was genau du gesehen hast?"
Jaro nickte und wollte sich sogleich wieder aufrichten.
Dieses Mal ließ Arvid es zu, stützte ihn jedoch dabei und schob ihm ein Kissen in den Rücken.
„Ich saß etwas am Rand des Lagers, als ich diesen Sklaven mit dem Tablett voll Wein sah. Er...wirkte sehr unsicher, sehr gestresst und hat sich immer wieder umgesehen." Jaro zögerte. „Ich hatte fast das Gefühl, als ob er gehofft hat, entdeckt zu werden, Hoheit. Da ich aber wissen wollte was genau er plant, habe ich mich nicht gezeigt."
Erschöpft ließ sich Jaro in die Kissen sinken. „Dann hat er auf einmal irgend etwas in die Weinkelche geschüttet und ich bin ihm ins Zelt gefolgt. Den Rest wisst Ihr selbst..."
Aaron nickte nachdenklich. Noch eine Weile stellte er Jaro Fragen, bis Arvid ihm schließlich die Hand auf den Arm legte. „Du solltest Jaro eine Pause gönnen..."
„In Ordnung, Jaro. Ruh dich aus."Ein leises Weinen ließ Aaron herumfahren.
„Was ist das jetzt schon wieder...?" brummte er unwillig. Sein Blick lag fragend auf Eric, der mit einem Kind von vielleicht sechs Monaten auf dem Arm das Zelt betrat.
„Das scheint die Tochter von Yunus zu sein...Er hat darum gebeten, sie aus Skyldars Zelt zu holen. Ich habe sie jedoch erst einmal hierher gebracht..."
„Was ist mit der Mutter?"
Eric zuckte die Schultern, knurrte aber dann unwillig. „Das konnte ich noch nicht heraus finden. Das Kind befand sich, wie gesagt, im Zelt des Fürsten, lediglich auf einem Haufen alter Lumpen ..."
Aaron seufzte und raufte sich die Haare. „Für was habe ich eigentlich Urlaub gemacht...Nungut...die Kleine bleibt erst einmal hier im Zelt, bis ich mit Yunus gesprochen habe. Dann werde ich entscheiden, was ich mit dem Kind mache."
Eric zögerte. „Was ist noch, Eric?" Aaron wirkte sichtlich ungeduldig, hob aber fragend den Blick, als sein Hauptmann mit dem Kind auf dem Arm auf ihn zutrat.
Wütend zischte Aaron auf. Der Oberkörper des Kindes war übersäht mit blauen Flecken.
Zu allem Überfluss konnte er am Arm des Kindes relativ frische Bissmale entdecken.
„Ich bringe den Kerl eigenhändig um..." knurrte er mehr als nur wütend.
„Holt mir Rebecca..."
Sofort eilte eine Wache los und kehrte kurz später mit einer erstaunlich ruhigen Rebecca zurück. „Ihr wolltet mich sprechen, Herr?"
Demütig wollte Rebecca auf die Knie sinken, doch Aaron winkte unwirsch ab und nickte Eric zu, der Rebecca kurz darauf das Kind in die Arme drückte.
„Das ist die Tochter von Yunus. Kümmere dich bitte um sie.
Erschrocken betrachtete Rebecca das verletzte Kind. „Ich werde mich um sie kümmern, Herr."Aaron nickte, dann wanderte sein Blick zu Arvid. „Finya hat Yunus nach deinen Anweisungen versorgt. Vielleicht solltest du aber dennoch einen Blick auf seinen Rücken werfen. Er sieht noch schlimmer aus, als Finya damals..."
Arvid warf einen letzten prüfenden Blick auf Jaro und griff dann nach seiner Tasche.
„Dann gehe ich sogleich zu ihm. Und DIR verordne ich eine Pause, mein Freund. Ich melde mich, sobald du Yunus verhören kannst."
Kurz nachdem Arvid das Zelt verlassen hatte, trat Finya durch den Zelteingang und sank neben Aaron auf die Knie.
Sogleich vergrub dieser seine Finger in Finyas Haaren und atmete erleichtert auf.
Lächelnd lehnte Finya sich an Aarons Bein, um ihm einfach nur Gesellschaft zu leisten und ihn auf diese Weise zu beruhigen.
Keine viertel Stunde später kehrte Arvid leicht verstimmt zurück.
„So schlimm?" fragend blickte Aaron zu ihm, doch Arvid brummte nur.
„Der Mann ist äußerst verstört und hat Angst....er erträgt es kaum, mich in seine Nähe zu lassen, ohne in Panik zu geraten. Eine Untersuchung seiner Wunden war somit fast nicht möglich. Nicht, in dem Maße, wie es sein müsste... "
Sofort verfinsterte sich Aarons Blick. Knurrend stand er auf.
„Dann ist seine Schonfrist jetzt eben vorbei und ich werde ihn sofort verhören..."
Finya erhob sich ebenfalls, um ihn zu begleiten. „Lasst mich mitkommen, Aaron..."
Kurz musterte Aaron seine Sklavin, nickte dann jedoch unwillig und gab auch Arvid ein Zeichen, ihn zu begleiten.
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Finya 4
مصاص دماءDer Urlaub auf der Insel von Aarons Vater ist zu Ende. Zeit, die Heimreise anzutreten. Doch noch immer ist Aaron und Finya keine Ruhe vergönnt. Ein neuer Widersacher tritt auf, der seine Handlungen nicht mehr nur gegen Finya richtet.