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Am nächsten Morgen wurde ich von allein wach. Es war Samstag. Die Sonne schien sehr hell durch den kleinen Schlitz, der zwischen den nicht vollständig zugezogenene Vorhängen enstanden ist, in Tobios Zimmer. Ich drehte mich ein wenig zur Seite, um meine Augen vor den hellen Strahlen zu schützten. "Yuuki bist du schon wach?" - "Ähm...ja ich bin gerade eben aufgewacht!", murmelte ich noch ein wenig verschlafen. Danach herrschte kurz Stille, bevor ich mich umdrehte und Tobio auch dirket sah. Er saß, mit komplett zerzausten Haaren auf seinem Bett und rieb müde seine Augen. "Guten Morgen!", sagte er, nachdem er gemerkt hatte, das ich ihn anssah. "Guten Morgen, Tobio!", entgegnete ich ihm und streckte mich. "Wenn du willst, kannst du als erstes Duschen gehen. Ich schau mal, was wir frühstücken können.", sagte er. "Okay danke, Tobio. Ich beeile mich!" - "Nein, musst du gar nicht. Ich suche in der Zwischenzeit auch noch den ganzen Kram zusammen, den wir zum Passwort knacken und zum Abspielen des Videomaterials brauchen. Das wird eine Weile dauern, da ich vergessen hab, wo ich das Zeug zuletzt hingelegt habe!", sagte er und kratzte sich ein wenig hilflos am Kopf. "Gut, ich dusche in Normalgeschwindigkeit und kann dir ja nachher beim Suchen helfen, wenn du es noch nicht gefunden hast!", schlug ich vor. "Ja das klingt super!", entgegnete mir der Schwarzhaarige und drehte sich von mir weg, um nach dem Sachen zu suchen.

Ich schnappte mir all meine Sachen und lief drüber ins Badezimmer. Dort nahm ich eine heiße Dusche, zog mich an und föhnte meine Haare. Ein wenig verschönerte ich noch mein Gesicht mit ein bisschen Make-up und eine knappe dreiviertel Stunde (45min) später, räumte ich meine Sachen wieder in die Tasche und lief in Tobios Zimmer. "Oh du hast es gefunden oder?", fragte ich ihn. Er saß auf seinem Bett und begutachtete eine Box. "Was ist das?", fragte ich ihn. "Achso, das ist das Speicherkartenlesegerät fürs Abspielen der Videoaufnahmen.", sagte er. "Das ist ja nicht besonders groß.", war ich ein wenig skeptisch. "Keine Sorge das reicht vollkommen aus." - "Okay, du kennst dich damit besser aus. Ich überlasse das vollkommen dir." Er nickte. "Yuuki, dann geh ich noch kurz duschen und zieh mich um, dann können wir frühstücken.", sagte er. "Ja ist in Ordnung!" Ich setzte mich zurück aufs Sofa und überbrückte die Zeit am Handy, während Tobio duschen war. Eine halbe Stunde später war auch er soweit und wir frühstückten wieder Ramen. 

"Soll ich dir was abnehmen?", fragte ich ihn. "Nein nein, das geht.", sagte er und ich ließ ihn vorlaufen. Ich schloss lediglich die Haustüre hinter mir und steckte den Schlüssel, Tobio in die Jackentasche. Nach dem kurzen Fußweg waren wir bei mir zu Hause angekommen. Ich sperrte die Türe auf und wir traten ein. "Hey Tobio geh doch schon mal vor. Ich nutze die Gelegenheit und wasche mal meine Sachen, wenn ich nicht allein hier bin.", sagte ich. "Ja ist in Ordnung ich geh schon mal nach oben in dein Zimmer und schau mich mal nach den Kameras um!", sagte er. Ich nickte nur. Die Gastfreundschaft möchte ich jetzt auch nicht komplett überstrapazieren. Ich bin ja schon mehr als nun glücklich, das Tobio mich so ohne Weiteres bei sich zu Hause schlafen lässt. 

Ich nahm die Tasche, in der sich mein ganzes Gepäck und die schmutzige Wäsche vom Camp noch befand und lief ins Badezimmer, um sie auszusortieren und gleich den ersten Berg zu waschen. Danach lief ich sofort nach oben in mein Zimmer. Mal schauen, ob Tobio schon was gefunden hat. "Hey Yuuki, schau dir das an!", sagte er zu mir, als ich das Zimmer betreten hatte. Er hatte schon zwei kleine Kameras gefunden. "Was du hast schon zwei gefunden?", fragte ich. "Ja die eine war dort drüber zwischen den Büchern im Regal und die zweite war hinter dem Kaktus auf deiner Fensterbank. Ich sah Tobio ein bisschen verdattert an. "Was ist los, Yuuki?", wollte er wissen. "Mir fällt gerade auf, das er am Tag nach dem Trainingspiel gegen die Aoba-Joshai-Oberschule mich geweckt hat und vor dem Fensterbrett stand." Tobio sah mich ein bisschen überrascht an und sagte:" Da hat er ganz sicher die Kamera hinter dem Kaktus platziert!" -  "Ja ganz sicher. Ich habe mich schon gewundert, was er da tut!", wurde mir gerade so einiges an der merkwürdigen Situationen und Aktios komischer Verhaltensweise klar. 

Insgesamt hatten wir in meine Zimmer neben den beiden, die Tobio gefunden hatte, noch eine weitere auf meinem Schreibtisch gefunden. Nach einer weiteren Stunde, in der wir mein Zimmer von oben bis unten durchsucht und völlig auf den Kopf gestellt hatten, kamen Tobio und ich zu dem Entschluss, das dort wohl keine weitere Kamera mehr versteckt war. Mein Plan mit dem Blinken und dem leeren Akku hatte tatsächlich perfekt funktioniert, obwohl ich mir dabei ein bisschen unsicher war. 

"Sollen wir uns mal die Speicherkarten ansehen?", fragte mich Tobio. "Ja bitte. Ich muss einfach wissen, was darauf zu sehen ist.", sagte ich. Tobio nickte und nahm die Speicherkarte aus der ersten Kamera heraus. Er steckte sie in das Lesegerät, welches an seinem Laptop angeschlossen war. Mithilfe einer App auf seinem Laptop konnte er auf die passwortgeschützte Speicherkarte zugreifen. (Keine Ahnung wie solche Apps wirklich funktionieren. Ich erwähne es nur ganz kurz am Rande!) Meine Gefühlszustand veränderte sich von nervös zu geschockt. Ich schlug meine Hände auf meinen Mund. "Ach du heilige Scheiße.", sagte ich und sah die unzähligen Videoaufnahmen. Die Anfangsbilder der Aufnahmen zeigten mich entweder in Unterwäsche oder komplett nackt, nachdem ich dirket aus der Dusche kam. Tobio sah sofort weg und drehte den Bildschirm in meine Richtung. "Yuuki schau dir das nur an, wenn du dich gerade dazu bereit fühlst, ja? Ich schaue es mir extra nicht an.", meinte er. Ich nickte nur. 

Ich sah mir ein paar Aufnahmen an. Tobio saß auf dem Boden und sah sich die Kameras genau an. Er schaute aber immer wieder zu mir hoch. "Okay Yuuki, jetzt ist glaub ich gut.", sagte er und nahm mir den Laptop aus der Hand. Still und leise hatte ich aus Überforderung, Ungläubigkeit und auch aus Wut angefangen zu weinen. "Kannst...kannst du mich nur ganz kurz in den Arm nehmen?", stotterte ich. "Klar!" Ohne weiter zu zögern, kam Tobio auf mich zu und drückte mich in eine sanfte und behutsame Umarmung. Dabei achtete er auch genau darauf, mich nicht zu fest an sich zu drücken. "Danke!", sagte ich als er mich wieder losließ. Auf allen Speicherkarten waren ähnliche Videos zu sehen. Besonders schlimm war die aus dem Badezimmer, aber das war uns auch von Anfang an klar. 

Ich saß auf dem Bett, starte an die leere weiße Wand neben dem Bücherregal auf der gegenüberliegendenden Seite meines Zimmers und versuchte die Tatsache, das Aktio über die Nacktbilder nicht gelogen hatte erst mal klar zu kommen. Auch die Aufnahmen zu sehen zehrte sehr an meiner mentalen Verfassung gerade, doch ich musste die Gewissheit einfach darüber haben. Das habe ich nun und es fühlt sich extrem scheiße und niederschmetternd an. "Yuuki, darf ich dich um etwas bitten?", sprach mich plötzlich Tobio an. Ich sah zu ihm. "Ähm..ja um was geht es denn?", fragte ich ihn. "Ich habe ein der Kameras mit meinem Laptop gerade verbunden. Könnest du, wenn du dich dazu bereit fühlst einfach durch das Bild laufen. Dann können wir sehen, wie groß das Sichtfeld der Bewegungssensoren in der Kamera selber ist.", erzählte er mir seine Bitte. "Ja das kann ich machen.", entgegnete ich ihm. Wir probieren dabei ein wenig herum und fanden viele Sachen heraus. "Er hat die Kameras nicht umsonst dort plaziert." "Stimmt, die Orte hat er absichtlich ausgewält. Der Bereich, der von den drei Kameras aufgenommen wurde deckt dein ganzes Zimmer ab.", sagte Kageyama. "Ich finde das so unfassbar widerlich aber zum anderen zeigte es, das es nur diese vier Kameras gibt." - "Ja das stimmt wohl. Aber jetzt lass und abbauen und nach unten gehen. Ich sehe das du gerade wirklich am Limit bist. Das reicht für heute.", sagte Tobio und ich nickte. "Du hast gut durchgehalten Yuuki. Da kannst du echt stolz auf dich sein!" - "Danke, Tobio!", entgegnete ich ihm und lief voraus die Treppen nach unten, als wir alles zusammengepackt hatten. Dabei hatten wir aber eine Kamera vergessen mitzunehmen. Tobio hatte war die Verbindung unterbrochen und die Übertragung auf seinen Laptop zwar beendet, doch aus lauter Vergesslichkeit hatten wir weder die Kamera ausgeschalten noch vom Bücherregal genommen. 

Wir machten uns bei mir zu Hause, unten in der Küche etwas zu essen und redeten noch ein wenig über die Aufnahmen. Tobio hatte mir gut zugesprochen und mich beruhigt, sodass es nicht zu einer Panikattacke gekommen war. Nach dem Essen war es bereits abend und es wurde auch langsam dunkel. 

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1468 words

> 04. Jan. 2023
> changed: 09. / 10. Juni 2023
> publ. 14. Juni 2023

> revised 27. August 2023

𝙰 𝚗𝚎𝚠 𝚜𝚝𝚊𝚛 // 𝚂𝚊𝚝𝚘𝚛𝚒 𝚃𝚎𝚗𝚍𝚘𝚞 𝙵𝙵Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt