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Wieder fuhren wir gemeinsam mit dem Bus zur Haltestelle dirket vor das Krankenhaus und meldeten uns an der Rezeption an. Er lag immer noch auf Zimmer 224 und wir konnten zu ihm. Oben auf der Intensivstation angekommen wurden wir schon von Dr. Shin erwartet. "Hallo Dr Shin!", begrüßte ich ihn. "Hallo Frau Kobayoshi. Ihr Bruder ist nun wach, stabil und ansprechbar. Ich bitte sie, nur einzelnd zu ihm zu gehen, um die Überanstrengung im Rahmen zu halten." "Ja, das ist vollkommen in Ordnung.", meinte ich. "Yuuki, du bist seine Schwester, geh du als erstes.", sagte Iwazumi. "Ja geh du als erstes. Ich nehm nachher dann die Tasche mit, geh ruhig.", meinte auch Satori. "Danke, ihr beiden!", sagte ich kurz, umarmte beide und folgte dann dem Arzt durch den Gang zum Intensivzimmer, auf dem mein Bruder immer noch lag. 

Wieder zog ich die blauen Sachen (entschuldigt bitte, aber ich habe keine Ahnung wie man das nennt. Hab auch im Internet nichts gefunden, wir leben dann einfach mit dem Begriff! I'm sorry!) über meine Haare, Kleidung und Schuhe. Ich war so unfassbar nervös. Was wird er wohl sagen, wie geht es ihm wohl? Wird er sich an alles erinnern können? Hat er meine Worte vielleicht gehört? Ich weiß es nicht, aber mir schoßen in diesem Moment so unfassbar viele Gedanken und Fragen durch den Kopf, die sich hoffentlich gleich alle beantworten oder in Luft auflösen lassen. "Okay, Frau Kobayashi, sie dürfen hinein!", sagte ich Krankenschwester zu ihm. "Vielen Dank!", bedankte ich mich bei ihr und ich öffnete die Tür. Tooru sah mich sofort an.
"Yuuki!", sagte er und musterte mich sofort. "To..ooru!", stotterte ich und mir liefen die ersten Tränen über die Wangen. Auch er begann zu weinen und breitete seine Arme aus. Sofort lief ich auf ihn zu und nahm die Umarmung an. Es fühlte sich so unfassbar gut an, ihn wieder bei mir zu haben. 

Ich war wohl gerade der glücklichste Mensch. Ich hatte meinen Bruder, meine Familie zurück und er lebt. Es war eine Mischung aus Freude, Freudentränen und Zittern vor Erleichertung. Meine komplette Gefühlswelt stand Kopf. 

"Tooru, ich hatte solche Angst um dich." "Ich weiß, Yuuki das wollte ich niemals. Es war wirklich kein Selbstmordversuch. Ich wollte mich nicht umbringen, okay!", sagte er und wieder spürte ich pure Erleichertung als er das gesagt hatte. "Gut, ich hatte schon unfassbar große Angst. Aber ich habe es mir auch nicht unbedingt vorstellen können. Das du es nun nochmals bestätigt hast, hat mich wirklich total erleichert." "Yuuki, sowas würde ich dir nie antun. Wirklich. Ich hab mich beim Training so gut ablenken können und fast gar nicht mehr an Mama gedacht, das ich es einfach übertrieben habe, nur um den schmerzhaften Verlust nicht spüren zu müssen. Yuuki, es tut so unfassbar weh. Ich weiß nicht was ich tun soll?", meinte er verzweifelt. Ich hatte ihn seit dem Vorfall im Gang seiner Schule nicht mehr so niedergeschlagen gesehen. "Tooru ich weiß, es tut wirklich so unfassbar weh, aber du musst mir das sagen. Du musst mit mir und auch mit Iwazumi sprechen. Er war so am Ende. Er konnte nicht mehr genau wie ich, als sie uns erzählt haben wie schlimm es um dich stand. Wir sind deine Familie und auch gleichzeitig deine Freunde. Wir können dir aber nur helfen, wenn du es zulässt und mit uns redest, okay?", sagte ich und nahm seine Hand in meine. "Du hast vollkommen Recht Yuuki. Ich hätte von Anfang an mit euch reden sollen. Ich hätte auch das Angebot von Satori annehmen sollen.", begann er. "Angebot von Satori? Was für ein Angebot, Tooru?", fragte ich meinen Bruder ganz verwirrt.
"Achso das hat er dir gar nicht gesagt. Er wollte mit mir Boxen gehen, um die Wut und Trauer besser zu verarbeiten. Er meinte das ist eine gute Sache. Ich hab damals abgelehnt und wollte es nicht machen. Das hätte ich nicht tun sollen. Stattdessen hätte ich ja sagen sollen, dann wäre es vielleicht nicht so ausgeartet wie es jetzt schlussendlich ist." "Hey, mach dir jetzt nicht solche Vorwürfe. So wie ich Satori kenne wartet er nur darauf, dass du zusagst und ihr könnt das immer noch machen.", sprach ich ihm gut zu. "Auch da hast du wieder Recht. Ich frag ihn später mal, ob das Angebot noch steht." "Ja das ist eine gute Idee!", meinte ich und sah kurz durch den Raum. "Heyy...Yuuki? Was ist los?", fragte Tooru mich. 

"Das letzte Mal als ich hier bei dir in diesem Zimmer war, warst du noch nicht ansprechbar und wurdest beatmet. Ich war auch dabei, als das Gerät keinen Puls mehr angezeigt hatte. Meine komplette Welt ist in diesem Moment zusammengebrochen. Ich wusste nicht, wie ich es weiter gehen hätte sollen in diesem Moment. Tooru, ich habe mich so unfassbar allein gefühlt. Es war ein unfassbar brutales Gefühl. Ein Gemisch aus Schmerz, Trauer, Realisierung, Trauer und Überforderung. Ich war nicht mehr in der Lage klar zu denken, geschweige denn zu stehen. Auch Satori und Iwazumi haben so geweint und waren ebenfalls so am Ende, als ich ihnen erzählt habe, das dein Herz erneut stehen geblieben war und wir nicht wissen, ob du es schaffst oder ob wir dich verlieren werden.", sagte ich und sah zu Tooru. Komplett geschockt und tränenüberströmt sah er mich an. 

"Yuuu...uki..es...es es tut...mi...r so....unfas...s...bar....Leid..! D...aas was...pas....siert ist...das tut...mir wir...klich Leid.", stammelte er zwischen den Schluchzern. Ich hatte mittlerweile auch wieder unfassbar viele Tränen in den Augen. Sofort rannte ich wieder auf ihn zu und nahm ihn einfach nur in den Arm. Ich drückte ihn so fest an mich, als müsste ich ihn festhalten, das man ihn mir nicht mehr wegnimmt. Ich hatte absolut kein Zeitgefühl, doch wir umarmten uns echt lange. "Tooruu...ver...sprich mir..das nicht mehr zu tu....n! Ich...ich hatte...solche Angst um...dich. Versprich...es mir....bitte!", flehte ich ihm am Ende schon an. "Ich...versp...reche...es dir..Yuuki. Das kommt...niemals..wieder vor!", stammelte er genau wie ich. "Ich habe dich so unfassbar doll lieb, Tooru.", sagte ich nach kurzer Stille, in der wir uns beide wieder versuchten zu sammeln und die Tränen aus unseren Gesichtern zu wischen.
"Ich habe dich auch so unfassbar dolle lieb, Schwesterchen!", meinte er ebenfalls mit mittlerweile fester Stimme.

Wir lächelten uns beide kurz an. "Tooru, ich lass dann mal Iwazumi zu dir. Er macht sich auch schon mega die Sorgen!", meinte ich und sah ihn kurz an. Tooru ließ seinen Kopf hängen.
"Ich habe so viel scheiße zu ihm davor gesagt und er hat trotzdem nicht aufgegeben, ich bin wirklich ein schrecklicher Freund.", reflekierte er sich selbst. Ich lächelte nur kurz und meinte:" Dann kannst du ihm genau das sagen, Tooru. Er wird dir sofort verzeihen glaub mir, Iwazumi ist einfach nur überglücklich, das du am Leben bist.", versuchte ich ihm die Angst vor dem Gespräch mit Iwa zu nehmen. Nun lächelte er auch. "Danke, Yuuki. Ich werde es ihm genau so sagen!" Ich nickte lächelnd und verließ den Raum. "Und? Wie geht es ihm?", fragte Iwazumi direkt nach. "Iwazumi, du kannst zu ihm. Frag ihn selber. Er wollte dir sowieso noch etwas sagen!", meinte ich lächlend. "Danke, Yuuki!", meinte er und nahm mich kurz in den Arm, bevor er die Türe öffnete und das Zimmer betrat. Ich bedankte mich kurz bei den Krankenschwestern und verließ den Überwachungsraum, der dirket mit einer Türe zum Intensivzimmer anschloss. Ich lief den Gang entlang vor zu Satori und stellte mich neben ihn, direkt vor das Überwachungszimmer. "Ich bin froh, das du lächelst.", sagte er. "Ich auch, Baby! Ich auch!"  

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1250 words

> 21. / 22. Juli 2023
> publ. 23. August 2023

𝙰 𝚗𝚎𝚠 𝚜𝚝𝚊𝚛 // 𝚂𝚊𝚝𝚘𝚛𝚒 𝚃𝚎𝚗𝚍𝚘𝚞 𝙵𝙵Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt