Kapitel 17 - Viktoria

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Was, um Himmels Willen, habe ich getan? Ich wollte Jakob einen Laufpass geben, ich wollte ihm klipp und klar sagen, dass wir in Zukunft getrennte Wege gehen werden, nach all der Sache. Und jetzt habe ich mich dazu überreden lassen, mich weiter mit ihm zu treffen? Ich ärgere mich, weil ich doch eigentlich eine selbstbewusste, unabhängige Frau sein möchte, und nun konnte mich ein sexgieriger Mann dazu überreden, dass ich ihn weiter sehe. Wie konnte mir das nur passieren?

Ich schüttle erbost den Kopf über mich selbst und beeile mich, nach Hause zu kommen. Franzi wartet garantiert schon auf mich. Ich verziehe das Gesicht. Sie wird mir den Kopf abreißen, wenn ihr von dem Treffen erzähle.

Franzi fällt aus allen Wolken, als ich ihre Frage, ob ich dieses kleine Arschloch, wie sie Jakob nennt, in den Wind geschlagen habe, mit nein beantworte.

„Aber warum nicht? Was ist passiert?" Sie folgt mir in mein Schlafzimmer, wo ich mich meiner Arbeitskleidung entledige und mir eine gemütliche Hose und Pulli anziehe. „Jetzt antworte schon.", fordert sie mich auf. „Franzi...", entfährt es mir genervt. „Es ist keine zwanzig Minuten her. Lass mich auch erst mal mit der Sache klarkommen." „Ich dachte, du hättest dir ein paar Worte zurecht gelegt. Was kann dabei schief laufen?"

Es kann dabei was schief laufen, wenn man sich nur auf die Dinge konzentriert, die einem selbst in den Sinn kommen, und nicht die Reaktion des andern mit einkalkuliert.

Ich koche für uns beide Tee und erzähle ihr vom ersten Teil des Treffens, der Teil, den ich im Kopf zigmal durchgegangen bin, damit ich ja nichts vergesse.

„Ich habe seine Reaktion falsch eingeschätzt.", gebe ich zu, während wir uns mit dem heißen Tee auf der Couch gemütlich machen. Ich stöhne leise auf, weil sich mein Rücken bemerkbar macht. Heute und gestern habe ich lange gearbeitet und vom langen Sitzen habe ich leichte Rückenschmerzen bekommen. Vielleicht sollte ich wieder mit dem Yoga anfangen. Meine Mutter macht jede Woche Yoga. Ich entscheide, dass die Schmerzen noch nicht so akut sind, um mir eine Stunde mit meiner Mutter und ihrem Gerede anzutun.

„Seine Reaktion? Bitte sage mir, dass ich ihn heute nicht umsonst wie ein Stück Dreck gehandelt habe, als ich ihm das Collier zurückgegeben habe." Ich muss über ihren Gesichtsausdruck lachen. „In erster Linie hat er es verdient, von meiner Freundin mies behandelt zu werden." Ich seufze. „Aber er hat mich auch daran erinnert, wie gut wir uns bisher verstanden haben." Wie von selbst fliegen meine Gedanken wieder zum Silvester-Abend zurück. Gott, diese Nacht war magisch.

Jakob war zu diesem Zeitpunkt ein Fremder, mit dem ich mich aber von Beginn an wunderbar verstanden habe. Bei unserem Abendessen beim Italiener habe ich mich selten so wohl gefühlt. Die Vertrautheit, als ich ihn in seiner Werkstatt besucht habe. Das will ich nicht einfach wegwerfen. Nicht für einen Fehler, für den er sich aufrichtig entschuldigt hat. Und so sage ich es auch Franzi, die mir daraufhin einen ganz sanften Blick zuwirft.

„Du hast von Anfang an von ihm geschwärmt und ich hatte zu dir gesagt, dass es schön wäre, wenn du dich auf ihn einlassen würdest. Weil du es verdient hast, glücklich zu werden. Nach all dem, was zu durchgemacht hast. Und ich wünsche dir nur das Beste. Aber ihr könnt doch nicht da weitermachen, wo ihr aufgehört habt, oder?"

Ich bin von ihren Worten so gerührt, dass ich sie erstmal in den Arm nehmen muss, bevor ich weiter rede. „Du bist die beste Freundin auf der Welt.", nuschle ich in ihre Haare. Wir bleiben einen Moment eng umschlungen auf der Couch sitzen, ehe ich ihr von dieser absurden Idee erzähle, die Jakob gekommen ist. „Er sagt, ich bestimme. Ich glaube, ich habe ihm so eine Angst eingejagt, dass er mich nicht ohne zu fragen auch nur berühren wird. Er hat gesagt, er wird so lange warten, bis ich bereit dazu bereit bin, mit ihm ins Bett zu gehen. Auch wenn es Jahre dauern würde. Und er trifft sich nicht mit anderen Frauen, solange wir uns daten." Franzi ist eine Weile still. „Entweder sind das alles hohle Worte oder aber er meint es ernst. Und das wäre ziemlich süß." „Ja, das wäre es. Ich vertraue ihm noch nicht zu 100 Prozent. Deswegen lasse ich mich auch noch nicht vollständig wieder auf ihn ein. Ich werde die nächsten Tage sehen, wie es sich entwickelt. Oder was meinst du?" Franzi gibt mir einen Schmatzer auf die Wange. „Ein gesunder Menschenverstand und Vorsicht können nicht schaden. Aber was ist jetzt mit Elias?"

Winternacht - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt