Kapitel 25 - Viktoria

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„Und dann meinte die Verkäuferin doch tatsächlich, es wäre nicht ihre Aufgabe, den Mantel zu säubern. Könnt ihr euch das vorstellen? Helena fiel natürlich aus allen Wolken. In dieser Boutique werde ich sicherlich nicht mehr einkaufen." Mama verzieht das Gesicht, während Luise ihr natürlich zustimmt. Ich schiebe meinen Teller von mir. Das Essen war wie immer gut bei meinen Eltern. Heute läuft das Treffen ausgewöhnlich...friedlich. Mama hat nur einmal eine miese Bemerkung über meine Haare gemacht und Jessy dieses Mal nicht im Visier, um sie in Verlegenheit zu bringen.

„Es ist so schade, dass Elias nicht kommen konnte. Für die Familie nimmt man sich doch Zeit." Ich zucke die Schultern. „Er hat es eben nicht geschafft. Er geht momentan in Arbeit unter.", wiederhole ich mich seufzend. Natürlich weiß ich nicht genau, warum er heute nicht aufgetaucht ist, aber letztlich ist es mir auch egal.

Ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht, als ich von Jake eine Nachricht bekomme, in der er fragt, wie das Essen läuft.

Neben ihm aufzuwachen ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen geworden. Auch wenn der gestrige Abend nicht ganz so gut ausging, das Handy hat mich einfach viel zu nervös gemacht, wollte ich dennoch nicht gehen. Und es war die richtige Entscheidung gewesen. Wenn ich nur an seine Küsse denke, wird mir heiß. Von der Aktion auf der Couch ganz zu schweigen. Um mich abzukühlen, nehme ich einen Schluck vom kühlen Mineralwasser.

„War das Wellness-Wochenende für kommendes Wochenende geplant?", fragt mein Vater mich und ich hebe verwirrt die Augenbrauen. „Welches Wellness-Wochenende?" Automatisch suchen meine Augen Mama. Wenn es um Wellness geht, dann ist sie die Ansprechpartnerin. „Du hast Viktoria nicht dazu eingeladen?", fragt Papa mit vorgezogener Unterlippe, als wäre er beleidigt. „Ich dachte, ihr Frauen verbringt ein paar Tage zusammen. Und nicht nur Luise und du."

Mama öffnet den Mund, doch es kommt kein Ton heraus. Sie wirkt ertappt, als hätte ich von diesem Wellness-Wochenende nie erfahren sollen. Es kam schon öfters vor, dass Mama mit Luise über das Wochenende weggefahren ist. Und seitdem ich immer abgelehnt habe, fragen sie mich nicht mehr, ob ich mit kommen möchte. Allerdings war ich eine Zeit lang in Berlin, und das Wochenende wäre der richtige Moment, Luise als große Schwester wieder etwas näher zu kommen.

„Theo, jetzt mach doch kein Drama draus. Viki möchte doch sowieso nicht mit." Mama winkt ab und ich protestiere. „Vielleicht will ich dieses Mal aber doch mitkommen." „Da hörst du sie, Astrid." Papa nickt zustimmend und grinst dabei. Ich kneife die Augen zusammen. Moment mal...das besagte Wochenende ist das Wochenende, bevor ich am Montag darauf den Quartalsbericht vorstellen muss. Verdammt, daran hatte ich nicht gedacht. Und deswegen ist es Papa auch so wichtig, dass ich mit wegfahre. Damit ich mich am Wochenende vorher nicht vorbereiten kann. Ich überschlage kurz meinen bisherigen Stand. Wenn ich diese Woche etwas mehr arbeite, und zum Wellness-Wochenende meinen Laptop mitnehme und Kopfschmerzen vortäusche, könnte ich noch einiges erarbeiten.

„Aber es sollten doch nur wir zwei sein!", schiebt Luise heftig dazwischen. Hilfesuchende sieht sie Mama an. Autsch...das tut jetzt schon etwas weh.

„Luise!" Papa haut mit der Faust auf den Tisch auf. „Freue dich lieber, Zeit mit deiner Schwester zu verbringen." „Aber..." Wieder sieht sie zu Mama. Es macht den Anschein, als würden die zwei nicht zu einem Wellness-Wochenende fahren, sondern zu einem Geheimtrip. Mama seufzt niedergeschlagen. „In Ordnung, dann buche ich dir eben auch noch ein paar Anwendungen." Besonders glücklich sieht sie dabei nicht aus. „Wenn meine Anwesenheit so unerwünscht ist, kann ich auch zu Hause bleiben.", sage ich und versuche mir meine Enttäuschung nicht anzumerken. „Du fährst mit.", brummt mein Vater entschieden. Und damit ist die Diskussion beendet, denn Mama widerspricht nicht.

Winternacht - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt