Mit meinem Bruder zusammen zuarbeiten ist für mich immer angenehm. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir uns fast wortlos miteinander verständigen können. Während andere Leute nur ein kurzes hmm von Joe hören als Antwort auf meine Frage, ob ich die ausgeräumte Kisten schon in den Flur nach hinten stellen kann, ist sein kurzes hmm eine zufriedenstellende Antwort für mich. Hätte er den Laut etwas mehr in die Länge gezogen, wüsste ich, dass ich die Kisten noch mal an Ort und Stelle gestehen gelassen hätte, weil er das ein oder andere, was im Laden herumfliegt, wieder zurückgepackt hätte.
Ich lade drei Kisten übereinander, damit ich nicht mehrmals laufen muss. Als ich aus dem hinteren Teil der Etage wieder nach vorne zum Laden laufe, bleibe ich einen Moment stehen und betrachte das Bild, das sich mir bietet.
Die letzten Tage waren wir damit beschäftigt, das Geschäft auf Vordermann zu bringen. Die Lichter in den Schaukästen wurden so ausgerichtet, dass der Schmuck darin gut zur Geltung kommt. Ebenso wurden im Raum auf Anhöhen Schaukästen mit dem verschiedensten Schmuck aufgestellt. Gestern kam eine Lieferung von Gold und Edelsteinen. Im neuen Jahr werde ich mich in die hinteren Räume zurückziehen, dort, wo ich meine Werkstatt eingerichtet habe, und beginnen, einzelne Schmuckstücke zu fertigen. Es kribbelt in meinen Fingern, die Lieferung zu öffnen und die Edelsteine zu betrachten. Erst wenn ich sie sehe, kann ich entscheiden, was aus den einzelnen Steinen wird.
„Bist du zu Salzsäure erstarrt?", kommt es von meinem Bruder, der sich über einen Schaukasten mit Ringen gebeugt hat und die letzten Exemplare ordentlich anordnet. „Es ist toll geworden. Vor allem das Logo." Mein Blick bleibt am großen Logo hängen, das hinter dem Verkaufsstand an der Wand hängt. Ein geschwungenes J und daneben jeweils ein O und ein A, die übereinanderstehen, schmücken die Wand. Alles ist in einem warmen Goldton gehalten. Das Design kommt von mir und Leah.
Wie auf Befehl klopft sie von außen an die Ladentür. In den Händen hält sie Kaffee-Becher. „Joe, warte, ich muss die Alarmanlage erst ausschalten." Mein Bruder zuckt vor der Türklinke zurück. „Oh, danke, mann. Sonst wäre hier gleich die Sicherheitsfirma aufgetaucht. Das hätte ein nettes Sümmchen gegeben."
Ich gehe nach hinten und schalte die Alarmanlage aus. Wenn wir in eines investiert haben, dann in das Sicherheitssystem des Geschäfts. Wenn ich im neuen Jahr die Lieferung begutachte, werde ich vermutlich schwitzige Hände bekommen, weil ich grob den Wert überschlagen werde.
„Du kannst die Tür jetzt öffnen.", sage ich zu Joe, als ich wieder nach vorne komme. „Hi, draußen ist es wirklich kalt." Leah drückt Joe einen Becher in die Hand. Anstatt meinen Bruder zu umarmen, geht sie einfach an ihm vorbei und umarmt mich stattdessen. Ihre blonden Haare, mit Stich ins rötliche, kitzeln mich an der Nase und ich versuche nicht daran zu denken, dass sie sich mit ihrer ganzen Vorderseite an mich drückt. Weil sie eben noch draußen war, fühlt sich ihr Mantel kühl an meinem Oberkörper an, aber ich weiß nur allzu gut, wie sich ihr nackter, fiebriger Körper unter meinen Händen anfühlt.
Wenn sie Joe weiter so ignoriert und mit mir auf Tuchfühlung geht, werde ich auf kurze oder lange Sicht ein Problem mit meinem Bruder bekommen.
Wie gut, dass heute Silvester ist und Leah drei Karten in einem angesagten Hotel bekommen hat. Silvester, Alkohol, Party. Die Nacht mit einer schönen Frau ist mir jetzt schon sicher. Und es erscheint mir alles andere als falsch, heute Nacht mit einer Frau nach Hause zu gehen.
Was macht man, wenn man den süßen Schokoladenkuchen, der vor einem auf den Tisch steht, nicht essen darf? Richtig, man geht raus und sucht sich einen anderen, der genau so gut schmeckt.
Ich bin auch nur ein Mann, und wenn ich heute Nacht keinen Sex bekomme, weiß ich nicht, wie lange ich Leah noch widerstehen kann.
Dennoch sollte ich abwägen, ob es mir der Sex wert wäre, wenn ich deshalb Streit mit meinem Bruder haben würde.
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Winternacht - Zurrenberg Romance
RomanceDie zweite Geschichte der Zurrenberg Familie!! Viktoria von Zurrenberg möchte ihrem Vater zeigen, dass Frauen in einer männerdominierten Welt bestehen können. Jakob möchte sich zusammen mit seinem Bruder den Traum von einem eigenen Juwelierladen in...