Kapitel 32 - Jakob

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Ich werde viel zu früh geweckt. Das Geräusch ähnelt nicht annäherungsweise der Melodie meines Weckers. Dieses Piepen...die Alarmanlage des Ladens! Mein Puls beschleunigt sich augenblicklich und ich versuche mich aus dem Bett zu stemmen. Aber ich habe die Rechnung ohne Viki gemacht. Sie liegt halb auf mir und legt ihre Arme um meinen Hals, als wolle sie nicht, dass ich aufstehe. Dabei brummt sie leise auf. „Darling, das ist die Alarmanlage. Ich muss los und schauen, was los ist." Im Halbdunkeln taste ich nach meinem Handy. Die App, die mit dem Sicherheitssystem des Ladens verbunden ist, hat sich aktiviert und gibt noch immer das nervtötende Piep-Geräusch von sich. Ich schalte es schnell aus.

„Vielleicht...wieder nur Waschbär.", höre ich Viki leise murmeln. Ich drehe sie sanft zur Seite, damit ich aufstehen kann. „Ich hoffe, aber ich muss trotzdem nachsehen." Ich sammle meine Shorts, Socken, Jeans und Pullover zusammen, die überall um das Bett verteilt liegen.

Gestern ging es zwischen uns ziemlich zur Sache. Allein die Tatsache, dass Viki ihre Tage hat und einen anstrengenden Tag hatte, hielt uns davon ab, endlich miteinander zu schlafen. Dass sie mir trotzdem einen unglaublichen Orgasmus beschert hat, obwohl sie keinen hatte, zeigt, wie sehr sie sich mir gegenüber öffnet. Zudem sind wir bei ihr in der Wohnung. Jetzt, nachdem sie mir von ihrer Affäre mit ihrem ehemaligen Professor erzählt hat, stehen keine Geheimnisse mehr zwischen uns. Und das bedeutet, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, wann wir miteinander schlafen. Allein bei diesem Gedanke daran bekomme ich Gänsehaut und mein Schwanz wird halb hart dabei.

Mit einem Kopfschütteln ziehe ich mir den Pulli über den Kopf. Die Alarmanlage. Ich muss mich konzentrieren.

Ich gehe leise in den Flur, um Viki nicht noch mehr zu wecken. Mit einem Blick auf die Uhr stelle ich fest, dass es zehn nach drei ist. Hastig ziehe ich mir Schuhe an und schlüpfe in meine Jacke. Dann gehe ich noch mal zu Viki zurück. „Bist du wach?", frage ich leise und beuge mich zur ihr herunter und stütze mich mit den Händen auf der Matratze auf. Sie rollt sich auf den Rücken, dabei verrutscht die Decke und gibt mir einen perfekten Blick auf ihre Brust frei. „Hm...kalt.", sagt sie leise. „Ich wünsche dir einen schönen Tag." Ich drücke ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen, den sie kaum erwidert und weil mich ihre aufgerichtete Brustwarze so anlacht, beuge ich mir zu ihr herunter, nehme sie in den Mund und sauge einmal kräftig daran. Mit meiner Hand drücke ich bestimmt zu. Viki wölbt sich mir entgegen, so wie sie es gestern Abend getan hat und in mir macht sich wieder dieses unbeschreibliche Gefühl breit, weil ich derjenige bin, der ihr solches Vergnügen bereiten darf. Und niemand sonst. „Damit du mich nicht den Tag über vergisst.", begründe ich mich. Und löse mich von ihr. Ich durchquere Vikis Wohnung, wobei sie aufgeräumter und ordentlicher ist, als sie immer behauptet und mache mich schnellen Schrittes auf den Weg zum Geschäft. Es wird garantiert wieder nur ein Tier sein, dass den Alarm ausgelöst hat, aber sicher sein kann man sich nie.

Mit tiefen Atemzügen versuche ich mich zu beruhigen. Es ist bestimmt kein Einbruch. Obwohl es noch immer zwei Grad unter Null sind, ist es doch milder als die ganze letzte Woche. Dafür werden wir es aber bald mit Schnee zu tun bekommen.

Ein bisschen ärgern tue ich mich schon. Warum musste ich ausgerechnet dieses Mal vorschlagen, zu Viki zu gehen? Von meiner Wohnung aus wäre ich schneller im Laden. Ich werfe einen Kontrollblick auf mein Handy. Keine Nachricht von Joe. Ich frage mich, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein soll.

Sobald ich in die Straße einbiege, in der das Geschäft ist, kommt es mir vor, als würde ich ein Deja vue erleben, weil das Szenario dem ähnelt, als die Alarmanlage das letzte Mal ausgelöst worden ist. Das gleiche Polizeiauto, das gleiche Blaulicht, das sich in den Scheiben der Schaufenster spiegelt, das Absperrband...Absperrband?

Oh scheiße. Mein Puls überschlägt sich. Absperrband kann nur eines bedeuten: Einbruch.

Meine Füße wollen mir nicht mehr gehorchen und ich werde langsamer. Dennoch erreiche ich irgendwann die Rot-weiße Folie, die im Wind flattert. Mein Blick fällt auf Glassplitter. Glassplitter vom Schaufenster.

Winternacht - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt