Kapitel 37 - Viktoria

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Mein klingelndes Handy reißt mich am Morgen unsanft aus dem Schlaf. Mit noch halb geschlossenen Augen greife ich blind danach und versuche den Anrufer nicht aus Versehen wegzudrücken. „Ja?", frage ich verschlafen. Wie viel Uhr ist es überhaupt? Ich öffne minimal die Augen, um aus dem Fenster zu schielen. Es hat schon gedämmert, aber richtig hell ist es noch nicht.

„Viktoria, klasse dass du ran gehst." Konrad? Warum ruft mich Konrad samstags in aller Frühe an? Und warum klingt er so wach, als wäre er schon seit Stunden auf den Beinen?

„Hör zu, mir ist ein großes Missgeschick passiert." Ich höre ihn laut auflachen, wobei er leicht hysterisch klingt, seine Stimme überschlägt sich jetzt. „Ich habe einige Dateien gelöscht. Aus Versehen natürlich, ich wollte das nicht. Aber nächste Woche muss ich Einiges davon vorlegen, aber sie sind weg! Ich habe schon versucht jemanden bei der IT zu erreichen, aber es ist nun mal Wochenende und..." Jakob neben mir scheint wach geworden zu sein und noch im Halbschlaf zieht er mich an seine Brust, er murmelt unverständliches Zeug vor sich hin. Sobald sich unsere Haut berührt, bin ich wie elektrisiert. Genauso wie gestern. Hitze sammelt sich in meinem Körper und Verlangen breitet sich in mir aus. Oh, gestern Nacht... es war wunderschön. Es war unbeschreiblich. Es war perfekt.

„Würdest du das machen?" Konrad holte mich wieder zurück in die Gegenwart und er lässt mir keine Chance, um zu antworten. „Die Daten findest du im Jahresordner, wenn du..." Er quasselt von irgendwelchen Dateien und Ordnern, wo ich was finde? Ich habe nicht zugehört. Und weil Jakob kleine Küsse auf meiner Schulter hinterlässt, steigert nicht unbedingt meine Aufmerksamkeit. Kurzerhand unterbreche ich Konrads Redeschwall: „Konrad, vielleicht wäre es besser, wenn du mir kurz eine Mail mit den notwendigen Informationen schreibst. Wo ich was finde und was ich genau machen soll, um dir zu helfen. Und bleibe bei der IT dran. Vielleicht können sie Einiges wiederherstellen." Es ist kurz still am anderen Ende der Leitung. „Ja, das ist eine gute Idee. Danke, Viktoria. Allein würde ich es nicht schaffen." Er klingt erleichtert. „Kein Problem.", murmle ich leise. Was tut man nicht alles für den Freund der besten Freundin... Kurz darauf beendet Konrad das Telefonat und ich kuschle mich wieder an Jake. „Musst du arbeiten?", fragt er mit rauer Stimme. „Konrad hat aus Versehen Dateien und Daten gelöscht, die er nächste Woche vorzeigen soll. Ich werde ihm helfen, Einiges wieder herzustellen." Jake brummt leise. „Dann sehen wir uns die nächsten zwei Tage nicht." Es soll wie eine Feststellung klingen, den leicht fragenden Unterton kann er vor mir aber nicht verstecken. Und die Enttäuschung. Ich seufze auf. „Wahrscheinlich." Jake dreht mich auf den Rücken und er schaut von oben auf mich hinunter. Er hat leichte Augenringe und eine Falte ist auf seiner linken Wange zu sehen, wahrscheinlich vom Kissen. „Guten Morgen.", raunt er und beugt sich zu mir hinunter. Ich tauche mit meinen Händen in seine Haare ein und ziehe ihn zu mir, um ihn zu küssen. Am liebsten würde ich das ganze Wochenende einfach hier im Bett mit ihm liegen bleiben, den Rest der Welt vergessen und in dieser Blase bleiben, in der es nur ihn und mich gibt. Mein Herz flattert vor Liebe, als Jake mich so sanft wie gestern berührt. Ich habe die drei Worte zu ihm gesagt. Ich kann es kaum glauben, aber es ist wahr. „Ich liebe dich.", flüstere ich an seinen Lippen und ebenso leise wiederholt er genau dieselben Worte.

Bevor ich weiter nachdenken kann, dreht sich Jake auf den Rücken und zieht mich mit. Und kramt in der einen Schublade mal wieder nach Kondomen. „Wie viele Stunden haben wir geschlafen?", frage ich, während ich mich aufsetze und ihn beobachte. Er lacht müde auf. „Zu wenig, um meinem Bruder volle Konzentration vorzutäuschen, wenn er mich nachher vollquatschen wird." Lachend küssen wir uns wieder. Jake weiß mittlerweile, wie er mich wo berühren muss, um mich in den siebten Himmel zu befördern. Und das macht er dann auch. Mit einem gemeinsamen Stöhnen lasse ich mich wenig später auf ihn nieder. Wie auch gestern finden wir unseren gemeinsamen Takt. Es ist unbeschreiblich. Es macht süchtig. Mit meinen Lippen berühre ich alles, was mir von ihm in die Quere kommt: seine Schultern, sein Kinn, seine Wangen, seinen Hals. Ach, ja, sein Hals. Dort stöhnt er besonders auf und umfasst automatisch meinen Hintern kräftiger, was mich weiter anstachelt. Es ist ein Karussell aus Lust, die einfach nicht aufhört.

Winternacht - Zurrenberg RomanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt