C I N Z I A
Unruhig tippte ich immer wieder auf der Tischplatte herum, sah mit einem unguten Gefühl in den Nachthimmel und fragte mich, wie ich das alles nur verkraften und verarbeiten sollte. Wie sollte ich nur entscheiden? Wie sollte ich mich überhaupt entscheiden? Wie sollte ich es schaffen, zwischen meinen Gewissen und meinen Gefühlen zu entscheiden? Wenn ich diesem Deal nicht eingehen würde, würde Luciano etwas zustoßen und er würde verurteilt werden, aber wenn ich zustimmen sollte, müsste ich eine Nacht mit diesem widerlichen.. widerlichen Mann verbringen, welcher meine Mutter auf dem Gewissen hatte. Beides waren keine vorteilhaften Dinge und würden mich vermutlich ans Ende bringen. Wenn ich dies nicht schon war.
Ich schluckte einmal, blickte auf meinen Verlobungsring und dachte daraufhin an Blake's Worte. Ich sollte es niemanden erzählen, doch diese Stimme.. diese Stimme in mir sagte, dass ich mich Luciano anvertrauen sollte. Oder zumindest irgendjemanden. Ich musste mich irgendjemanden anvertrauen. Egal wem.
„Cinzia?", riss mich eine Stimme aus den Gedanken und nach einem kurzen Moment der Zögerung blickte ich zur Seite, um auf blaue Augen zu stoßen. Doch viel hellere, als die von meinem Verlobten und meinen beiden Schwäger – wenn ich sie so betitelte.
„Ale?", fragte ich verwundert, als ich den Ehemann Inés erkannte, welcher anschließend auf mich zukam. „Was machst du hier?"
„Amelia hat mir erzählt, dass du seit gestern Abend nichts mehr gegessen hast und da habe ich, nun ja, versucht dir etwas zu kochen. Wirklich geklappt hat es aber nicht und da habe ich dir einfach ein Joghurt mit Früchten gemacht. Inés liebt das, also dachte ich.."
„Das ist wirklich sehr nett, danke", erwiderte ich und nahm die Schüssel entgegen; stellte diese auf den Tisch und richtete mich einmal.
„Brauchst du vielleicht jemanden zum Reden?", fragte er und setzte sich mir gegenüber. „Mir kommt es nämlich so vor, dass dich etwas ziemlich belastet."
„Mein Verlobter sitzt im Gefängnis, wie sollte ich da nicht belastet sein?"
„Da ist etwas anderes, Cinzia", entgegnete er und legte seinen Kopf leicht schief. „Na los, erzähl schon."
Ich wartete einen Moment, bevor ich mir über mein Gesicht strich und tief durchatmete.
„Versprichst du mir, niemanden davon zu erzählen?" Er nickte. „Auch nicht Inés, Alessandro", fügte ich hinzu und er schluckte, wartete einen Moment, bevor er nickte und seine Hände ineinander faltete.
„Also, was bedrückt dich?"
„Ich weiß, wer der wahre Schuldige ist, Ale", begann ich, nachdem ich sicher gegangen war, dass niemand in unserer Nähe war. Seine Augen weiteten sich kaum merklich und für einen Moment, schien er mit sich ringen zu müssen. Warum auch immer. „Und ich habe die Möglichkeit, Luciano aus dem Gefängnis zu holen, aber dafür wird etwas von mir verlangt, was sich moralisch mit meinen Gefühlen nicht vereinen lässt. Andernfalls kann ich aber auch nicht weiter zulassen, dass Luciano weiter im Gefängnis sitzt, obwohl er unschuldig ist und ich die Schuldigen kenne."
„Das ist wirklich eine schwierige Situation", stimmte er mir zu und räusperte sich daraufhin. „Und wenn ich ehrlich bin, würde ich mir auch so viele Gedanken machen. Aber wenn ich ehrlich bin, würde ich, wenn Inés und mir so etwas passieren würde, alles dafür tun, um sie daraus zu holen. Und mir wäre es egal, was ich dafür opfern müsste. Solange sie wieder bei mir sein würde, wäre mir wirklich alles egal."
„Auch, wenn es eure Beziehung beeinflussen könnte?"
„Auch dann", bestätigte er mit einem Nicken. „Solange sie in Sicherheit wäre, wäre mir jedes Mittel recht."
Nachdenklich nickte ich nur, blickte für einen Moment in seine Augen, um mich anschließend nach hinten zu lehnen und durchzuatmen. Dieses Gespräch half mir ein wenig, doch nicht so sehr, dass ich eine Entscheidung treffen konnte. Zumindest noch nicht jetzt.
Mehrere Stunden später betrat ich gemeinsam mit Amelia und Jacinta die Polizeiwache und dachte bereits im ersten Moment mich verguckt zu haben, als ich Luciano außerhalb seiner Zelle sah. Verblüfft sah ich an ihm herab und begab mich mit schnellen Schritten zu ihm, als ich die Schrammen auf seinem Gesicht erkannte. Was war nur passiert?
„Lucian", sagte ich panisch, wodurch er sein Gesicht zu mir wendete. „Oh mein Gott, was ist mit dir passiert?"
„Das.. das ist nichts, Cinzia", erwiderte er und seufzte leise.
„Du sagst mir jetzt sofort, was passiert ist!", zischte ich außer mir und sah in sein Gesicht; konnte über all diese Schrammen nur meinen Kopf schütteln.
„Gestern Abend kam noch ein anderer Mann in die Zelle und der hatte es auf mich abgesehen. Es ist wirklich nichts, Cinzia."
„Das soll nichts sein, Lucian?", fragte ich und schüttelte meinen Kopf. „Du wurdest verletzt und.. und Sie", wendete ich mich an den Polizisten, der neben ihm stand. „Wo waren Sie, als das geschehen ist? Wozu üben Sie diesen Beruf aus, wenn Sie ihn nicht einmal erfüllen können?!"
„Cinzia, wieso machst du den so ein Drama da raus? So etwas kann passieren, mir geht es doch gut."
„Dir geht es eben nicht gut", flüsterte ich unter Tränen und blickte nun in seine Augen. „Und ich werde das nicht länger zulassen!"
„Was möchtest du den jetzt tun?"
„Etwas, was ich schon von Beginn an hätte tun sollen", entgegnete ich, verließ kopfschüttelnd das Revier, nur um in die Tasche meines Mantels zu greifen und nach Luft schnappend die Nummer zu wählen, welche eingespeichert war. Und als ich im nächsten Moment Blake's Stimme vernahm, schloss ich meine Augen und wusste, dass ich keinen Rückzieher machen durfte. Nicht jetzt.
Gute Nacht :)
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THE BOSS'S WIFE | 3
RomanceAbgeschlossen „Es ist eigentlich ganz einfach", sprach mir die raue Stimme zu, welche mich anschließend musterte. Seine Finger bewegten sich über meinen Handrücken und er umgriff meine Hand, ehe ich auch nur reagieren konnte. Was zum.. „Ich tue es f...