52.Motorräder und Donauwelle

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Nachdem Kat mich weitere 5 Tage ignoriert und mal wieder nicht auf meine Nachrichten geantwortet hatte, beschloss ich, zu ihr nach Hause zu fahren und sie nach dem Tennisunterricht abzupassen. Patrick fuhr mich zu ihrem Haus und ich war nicht überrascht, als ich sie alleine auf der Veranda sitzen sah, mit ihrem Himbeerwasser. Es ist ein Ritual, das sie schon seit Ewigkeiten macht. Ich bedankte mich bei meinem Bruder und lief auf Sie zu. ,,Wie war Tennis?'' Früher hatten wir es mal zusammen gespielt, aber Reiten war dann doch eher der Sport für mich.

Sie sah alles andere als erfreut aus, mich zu sehen. ,,Was willst du hier?'', sagte sie zu mir so monoton, dass es sich anfühlte, als ob ich mit einer Wand sprechen würde. Und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir keinen kleinen Stich ins Herz versetzte. ,,Ich dachte, ich besuche meine beste Freundin.'' ,,Ich habe keine Zeit.'' ,,Kat bitte, was soll das? Was zur Hölle ist los mit dir? Bitte rede endlich mit mir, damit ich weiß, was mit dir los ist und ich dir helfen kann.'' Sie stieß genervt Luft aus. ,,Du hilfst mir, indem du jetzt einfach gehst.'' ,,Nein, ich gehe erst, wenn du mit mir redest.'' Meinte ich, doch sie bleibt weiterhin so stur. Kat schaute mich zum ersten Mal wieder an und in ihrem Gesichtsausdruck war so eine Leere, was mir Angst machte. ,,Ich kann nicht okay. Verstehen es einfach bitte und gehe jetzt.'' Wir wurden durch ein lautes Motorradgeräusch unterbrochen, was neben ihrem Haus anhielt. Den Typen darauf kannte ich nicht, doch Kat anscheinend schon, denn sie winke ihm zu und er tat es ihr gleich. ,,Wer ist das?'', fragte ich sie, während ich ihn musterte. ,,Ein Freund.'' Verwirrt zog ich daraufhin meine Augenbrauen zusammen. ,,Ich kenne all deine Freunde und ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.'' ,,Brauchst ja auch nicht jeden kennen. Wenn du mich jetzt entschuldigst, ich bin verabredet.'' Somit ließ sie mich einfach alleine stehen und ging an mir vorbei, zu dem unbekannten Jungen hin. Dieser hielt ihr einen Motorradhelm hin, den sie sich überstülpte. Kurz darauf schwang sie sich auf sein Motorrad . Als er anfuhr, schaute Kat kurz zu mir zurück und klammerte sich dann näher an ihn fest, nur um dann ein paar Sekunden später aus meinem Sichtfeld in der Dämmerung zu verschwinden. Bin ich gerade in der Truman Show? Wenn ja, wo sind die versteckten Kameras. Ich kann echt nicht glauben, was gerade passiert ist. Was zum Teufel ist bitte mit Kat los? Ich erkenne sie gar nicht wieder. In den ganzen 16 Jahren, die wir uns kennen, hat sie sich noch nie so benommen. Und zu allen Übeln darf ich jetzt auch noch nach Hause laufen, da Patrick mich höchstens erst in zwei Stunden wiederholen könnte. Aber eigentlich tat der kleine Spaziergang ganz gut. So hatte ich Zeit für mich und konnte über alles nachdenken, bis ich an Daniels und Liam's Haus vorbeikam. Letzterer war nämlich zu Hause und war dabei, sich von Alex zu verabschieden, welcher dabei war, in sein Cabrio einzusteigen. Er startete das Auto und blieb kurz neben mir stehen. ,,Wheeler.'' Begrüßte er mich freundlich und streckte mir die Faust hin. ,,Reyes.'' Ich tat es ihm gleich und ließ ihn grinsend an mir vorbeifahren.


Zur selben Zeit steckte seine Mum ihren Kopf aus der Tür. ,,Ich wusste doch, dass ich deine Stimme gehört habe, Alison. Wie schön, dich zu sehen.'' Freundlich lächelte ich sie an. ,,Auch schön, dich zu sehen.'' Und das meine ich auch wirklich, sie ist eine der wenigen Menschen, die ich auf Anhieb gemocht habe. ,,Komm doch rein, deine Mutter ist auch hier und ich habe Kuchen.'' Oh Mann, was ich jetzt für das Kuchenstück tun würde, aber wenn ich reingehe, muss ich mich wohl oder übel auch mit Liam rumschlagen. ,,Ah vielen Dank, aber ich habe noch einen Haufen Hausaufgaben zu erledigen.'' Log ich sie deshalb an.Ach, du auch? Liam musst du nicht auch noch deine machen? Macht die doch einfach zusammen, Liam könnte bestimmt deine Hilfe gebrauchen.'' Sie zwinkerte mir dabei mit einem verschmitzten Grinsen zu. ,,Jaaah, das glaube ich. Aber glaub mir, ihm kann man nicht mehr helfen.'' Seine Mutter nickte. ,,Da hast du recht.'' ,,Hallo?! Ich kann euch hören. Das wisst ihr aber schon, oder?'', beschwerte Liam sich, der genervt zwischen uns beiden Hin und Her sah. ,,Ja, aber das ist uns egal, mein lieber.'',,Dann komm zumindest für ein Stück Donauwelle mit rein.'' Donauwelle? Da kann ich nicht nein sagen. ,,Wieso hast du das denn nicht gleich gesagt.'' Ich zog beim Vorbeigehen meine Jacke aus und schlug sie dabei in Liam's Gesicht. ,,Sei doch so lieb und häng die auf, ja.'' Da ich wusste, dass er vor seiner Mum nicht so arschig wie sonst ist, konnte ich das auch ausnutzen.


Ich folgte ihr in den Garten und begrüßte meine Mum, ehe sie mir einen Teller mit einem großen Stück Donauwelle gab. Alleine beim ersten Bissen fühlte ich Glücksgefühle in mir hochkommen und sofort musste ich wieder an Kat denken. Nur durch sie kam ich überhaupt erst in Versuchung dieses Kuchens. ,,Konntest du schon mit ihr reden?'', fragte mich Liam und ich schaute ihn erschrocken an. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er sich neben mich gesetzt hatte. Er deutete auf den Kuchen. ,,Sie war diejenige, die mir damals den Tipp mit der Donauwelle gegeben hatte.'' Hab ich's doch gewusst. ,,Nur weil ich in deinem Garten sitze, heißt das nicht, dass wir miteinander reden müssen.'',,Was soll die schlechte Laune?'' Kann er mich nicht einfach in Ruhe meinen Kuchen essen lassen, nicht mal das gönnt er mir. ''Mein Tag war eh schon beschissen, und jetzt noch deine Fresse zu sehen, macht es nur noch schlimmer.'' Liam verzog seine Lippen. ,,Lief wohl nicht so gut mit Kat, was?'' Ach was?!,,Und nochmal, was interessiert es dich?'', fragte ich ihn erneut in einem genervten Ton. ,,Wie gesagt, ich mag Kat.'' Ich glaube ihm immer noch kein Wort und schaute mich im Garten nach seinem Bruder um. ,,Ist Daniel nicht da?'',,Nope, der ist mit Betty unterwegs, du hast mich ganz für dich alleine.'',,Ewww.'' Ich verzog mein Gesicht und stieß frustriert Luft aus, ehe ich mir das letzte Stück Kuchen in den Mund schob. ,,Sie hat mich für einen komischen Typen mit Motorrad stehen lassen.'' Kein Plan, wieso ich es ihm überhaupt erzähle. Ich muss wohl noch frustrierter sein, wie ich dachte. Als ich zu Liam rübersah, runzelte er die Stirn. ,, Was war das für ein Motorrad?'' ,,Was?'' Er fragte mich mit etwas mehr Nachdruck ,,Welche Marke oder wie saß es aus?'' und klang dabei besorgt, was mich verunsicherte. ,,Keine Ahnung, ein dunkelgraues Matt mit einem weißen Blitz an der Seite, glaube ich.''Sein Blick verdunkelte sich und er holte sein Handy heraus. Das macht mich jetzt aber schon neugierig. Unauffällig schielte ich zu seinem Bildschirm rüber, konnte aber leider nicht viel erkennen. Doch das brauchte ich auch nicht, da er es mir hinhielt. Ich konnte die Instagram-Seite von einem Typen erkennen. ,,War es dieses Motorrad und der Typ?'' Wollte er von mir wissen und ich schaute mir das Bild näher an. ,,Ja doch, das ist der Junge, der Kat abgeholt hat.'',,Oh nein, das ist Ivan.'', meinte er, aber der Name kam mir nicht bekannt vor. ,,Wer?'', fragte ich ihn deshalb. ,,Britts Exfreund, die beiden waren bis vor Kurzem noch zusammen gewesen." Das kann nicht ihr Ernst sein. ,,Du willst mich doch verarschen.'' Liam kaute auf seiner Wange herum und sein Kiefer spannte sich an. ,,Bedauerlicherweise nicht.'' Will sie sich jetzt mit ihm an Britt dafür rächen, dass sie mit Toby rumgemacht hat? Das ist eigentlich gar nicht ihre Art, und außerdem dachte ich, dass sie langsam mit der Sache abschließen würde, aber anscheinend hängt sie viel tiefer drin, als ich dachte. Ich meine, klar ist es nicht so einfach zu verkraften, wenn dein Freund dich nach so langer Zeit in einer Beziehung betrügt, aber ob das die bessere Idee ist, bezweifle ich. ,,Also an sich ist Ivan ein ganz netter und er behandelt Frauen auch mit Respekt, aber ich denke ja mal eher, dass Kat ihn nur nutzt, um Britt und sehr wahrscheinlich auch Toby eins auszuwischen.'' ,,Ach nein, sag bloß.'',,Was machen wir jetzt?'' Seit wann gibt es ein Wir? ,,Wir?'', fragte ich ihn unglaubwürdig. ,,Also wir.'' Energisch zeigte ich zwischen uns beiden Hin und Her. ,,Werden gar nichts machen. Ich werde nochmal versuchen, ihr ins Gewissen zu reden, ehe sie irgendeinen Mist baut.'' Stellte ich klar, doch Liam blieb hartnäckig. ,,Ja wir. Ich weiß, wo die beiden sind, und habe ein Auto, also brauchst du mich.'' Bestimmt nicht.,,Oder du sagst es mir einfach und dann ist es gut.",,Hab ich erwähnt, dass seine Freunde regelmäßig härtere Drogen nehmen und gefährliche Sachen machen für einen Adrenalinkick .'' ,,Du hast doch gesagt, dass er ein ganz netter ist?'',,Jaa, er schon, aber seinen Freunden traue ich nicht. Weshalb denkst du, dass Britt mit Drogen angefangen hat, hmm?'' Oh scheiße. ,,Na schön, dann fahren wir aber jetzt sofort, ehe ich später keine beste Freundin mehr habe.''



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