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A U R O R A

Ich konnte meine Augen nicht sofort öffnen. Meine Lider schienen zusammenzukleben. Meine Arme und Beine waren schwer, als würde ich gerade aus einer Narkose erwachen. Wenn es das doch nur wäre. Es wäre so viel einfacher und unkomplizierter.
Dies hier war viel schlimmer. Ich war entführt worden. Ich wusste nicht, wo ich mich befand oder wer diese Männer waren, aber noch viel schlimmer war es, dass ich nicht wusste, was sie mit Finn angestellt hatten.
Er war mein Schutzengel und sollte bei mir sein, auch wenn das für mich immer noch unbegreiflich war. Ihm musste etwas Schlimmes zugestoßen sein, wenn er nicht auftauchte. Er war immer da gewesen, egal in welcher Lage ich mich befunden hatte.
Doch jetzt war das erste Mal, dass kein Hauch von ihm da war.
Ich zwang mich, meine Augen zu öffnen und blinzelte in die mir unbekannte Umgebung. Ich war in einer großen Halle oder besser gesagt in einer großen alten Villa, deren Wände mit vielen Fenstern bestückt war. In der Villa befand sich nichts, außer eine alte schäbige Sitzecke in der Ecke. Das Eingangstor zum Saal, in dem ich mich befand, war zu und versperrte mir die Sicht auf die weitere Umgebung. Die Fliesen auf dem Boden waren alt und von den Wänden bröckelte bereits die Farbe. Als mein Blick zur großen gewölbten Decke wanderte, sah ich viele Malereien, die mit den Jahren verblasst waren.
Erst jetzt bemerkte ich, wie unbequem es mir eigentlich war. Meine Handgelenke schmerzen fürchterlich und auch meine Beine taten weh.
Ich sah zu meinen Händen und musste feststellen, dass sich um meine Handgelenke schwere Eisenschnallen schlossen, die unangenehm in meine Haut schnitten.
Die Eisenketten führten zu zwei hölzernen Pfählen, die in der Mitte des Saals in die Fliesen gebohrt wurden.
Wo zur Hölle war ich hier und was sollte das? In was war ich hier nur hinein geraten?
Ich zerrte an den Ketten, doch sie gaben kein bisschen nach. Ich war gefangen und als mir das bewusst wurde, bekam ich Angst. Die Angst brodelte in mir und wurde immer größer. Ich stand zwischen zwei Pfählen, gelegt in Ketten. Was hatten sie mit mir vor?
Ich wollte nach Hilfe schreien, aber meine Stimme wollte sich nicht zeigen. Ich wollte so sehr schreien, aber es kam nichts über meine Lippen.
Wo blieb Finn nur? Was war passiert?
Das große Loch, dass in letzter Zeit mein stiller Begleiter wurde, bildete sich wieder in meiner Brust.
Ich war allein und niemand würde mir helfen. Ich wusste nicht, was diese Männer mit mir vorhatten, aber ich erwartete nichts Gutes.
„Unsere kleine Aurora ist wach geworden. Das hat ganz schön lange gedauert", raunte plötzlich eine tiefe Stimme neben meinem Ohr und ich erschrak. Sofort überzog meinen ganzen Körper eine Gänsehaut und ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken.
Ohne, dass ich ihm jemals begegnet war oder geschweige denn, davon ausgegangen war, dass er wirklich existierte, wusste ich, wer er war.
„Luzifer", flüsterte ich und ein hochgewachsener Mann trat hinter meinem Rücken hervor. Seine stählernen grauen Augen musterten mich von oben bis unten und auf seinen Lippen lag ein Grinsen, das ich nicht deuten konnte.
Er war ungefähr mittleren Alters und trug rabenschwarze Kleidung. Dazu gehörte ein langer schwarzer Ledermantel.
„Wie ich sehe, hast du schon von mir gehört. Wie schön." Er legte die Fingerkuppen aneinander und sein Blick war freundlich und doch gleichzeitig bösartig.
Ich spürte, wie ich anfing zu zittern, ohne, dass ich es wollte.
Er sollte auf keinen Fall sehen, wie schwach ich war.
Auf einmal fielen mir die anderen in dieser Scheune auf, die mich von überall aus beobachteten. Ich wusste nicht genau, wie viele es waren, aber es waren nicht wenige.
„Aurora, wie wäre es, wenn wir uns ein wenig unterhalten würden? Heute ist ein besonderer Tag. Der schönste Tag in unserem Leben. Aber wir haben noch ein bisschen Zeit."
„Was wollt ihr von mir?", schrie ich ihm entgegen. Ich wusste nicht, ob es meine Angst war, die aus mir sprach oder meine Wut. Vermutlich eher beides.
Ich wollte das hier alles nicht. Ich wollte nur, dass Finn bei mir war. Warum war ich allein in den Wald gegangen? Ich hätte das nicht tun sollen. Und ich hätte auch nicht Finn von mir fortschicken sollen. Ich hätte mit ihm reden sollen.
Nun war es zu spät. Luzifer hatte mich nun entführt und Finn wusste nicht, wo ich mich befand.
„Wir müssen nicht gleich unfreundlich werden", knurrte Luzifer und ein schwarzer Schleier zog sich kurz über seine Augen, wie bei einem Insekt.
Er beobachtete mich die ganze Zeit, als wolle er sich jedes Detail von mir einprägen.
„Sean, bring doch unserem Gast etwas zu trinken. Sie scheint durstig zu sein."
Sean, den ich anfangs gar nicht bemerkt hatte, verschwand kurz und kam dann mit einem Glas Wasser wieder, das er an meine Lippen ansetzte.
Ich nahm ein paar Schlucke, bis er das Glas wieder absetzte. Dabei sah ich Sean so abwertend an, wie ich aufbringen konnte, doch er grinste nur und entfernte sich wieder.
„Jetzt sagt schon, wieso bin ich so wichtig für euch?", flehte ich fast. Ich hasste es, das nicht zu wissen. Es zerriss mich von innen. Ich wollte endlich wissen, warum ich sterben sollte.
Luzifer rieb sich die Hände und leckte sich mit der Zunge die Zähne.
„Ich bin der berühmte Erzengel Luzifer. Doch einst, vor langer Zeit, habe ich meinen Platz im Himmel verloren. Nein, besser gesagt, ich wurde dessen beraubt!" Seine Gesichtszüge wurden wütender und er schien in der Vergangenheit zu treiben. Dabei ging sein Blick nach oben zu den Malereien und mit einer eleganten Handbewegung signalisierte er mir, ebenfalls nach oben zu schauen. Ich musste nun nicht mehr lange überlegen, worum es bei den vielen Figuren und Erzählungen an der Decke ging.
Es war seine Geschichte.
Alle anderen um uns herum, nickten zustimmend und wagten es nicht, Luzifer zu unterbrechen.
„Zu unrecht!", schrie er und es hallte gefährlich von den großen steinernen Wänden wieder. Die Fenster klapperten bedrohlich, draußen schien ein Sturm zu wüten.
Plötzlich wurde mir ganz kalt und ich hörte den Regen von außen gegen das Gebäude peitschen. Das Wetter war fast gleichzusetzen mit Luzifers Zorn, der in Wellen durch die Villa schlug und fast greifbar in der Luft hing.
Seine Augen waren eiskalt und seine Gesichtszüge wie versteinert.
„Ich sollte der Mächtigste werden. Jeder sollte auf mich hören. Die Zeit der Götter war vorbei, sie haben lang genug geherrscht. Es wird Zeit, dass die Engel an die Macht kommen. Wir sind nicht mehr länger die Spielpuppen der Götter!"
Ich wagte es nicht, ihn zu unterbrechen. Ich hatte Angst. Noch immer hatte ich keine Ahnung, was er mit mir anstellen würde, um seinen Platz im Himmel wiederzuerlangen, und ich verstand noch immer nicht, was ich damit zu tun hatte.
„Du bist doch völlig verrückt!", schrie ich den Mann vor mir an, der sich als Luzifer ausgab und um seinen Platz im Himmel kämpfte. Ein Mann, der der Meinung war, gegen Götter kämpfen zu müssen. Ich hatte nie an so etwas geglaubt, doch dessen war ich mir jetzt nicht mehr so sicher.
Meine Welt hatte sich komplett auf den Kopf gestellt.
„Verrückt? Du nennst mich verrückt?", seine Augen brodelten plötzlich und ein Feuer loderte in ihnen, während seine Stimme immer lauter wurde und mir in den Ohren klirrte, „Denk daran, mit wem du hier sprichst. Gerade du bist nicht in der Lage, so etwas zu behaupten!"
Manchmal kam es mir so vor, als fletschte er die Zähne. Mit einer Hand strich er sich durch die schwarzen Haare, die von seinem Mittelscheitel stürmisch zur Seite fielen. Das Feuer in seinen Augen schien zu erlöschen und er schien, als hätte er seine Fassung wiedergefunden.
Ich hingegen nicht. Ich hatte Angst, war ganz allein und würde heute sterben. Die letzten Male hatte ich immer überlebt. Finn hatte mich vor den scharfen Krallen, die immer wieder nach meinem Leben gelechzt hatten, beschützt. Doch nun war er nicht da und ich hatte keine Ahnung, was ihm zugestoßen sein könnte.
Meine Handgelenke schmerzten immer mehr und ich wollte meine Beine ausruhen. Doch jedes Mal, wenn ich meine Beine entlasten wollte, schnitten die Handschellen immer mehr in meine Haut ein. Ich sah, wie sich meine Gelenke schon rot verfärbten und langsam das Blut zum Vorschein kam.
„Geht es dir gut, Prinzessin?", raunte mir eine Stimme von hinten ins Ohr und es widerte mich an. Sean kam um mich herumgelaufen und grinste schon wieder so und mir wurde schlecht bei seinem Anblick. Er hatte Cece nur benutzt und gehörte eigentlich zu diesem Pack von Mördern. Ich wünschte, das wäre alles nie passiert und ich wäre hier nie gelandet.
Ich wünschte, dass ich noch immer jeden Tag im Café arbeiten und mit Logan backen würde. Wäre das alles nie passiert, wäre er noch am Leben und meines wäre noch ganz normal, wie ein ganz normales Leben einer Neunzehnjährigen.
Doch dann war Finn mit seiner ganzen merkwürdigen Welt in mein Leben getreten und jetzt stand ich hier, gekettet an zwei Pfähle, umzingelt von gefallenen Engeln, die meinen Tod wollten.
Luzifer ließ mich nicht aus den Augen und ich sah, wie seine Hand in die Tasche seines Mantels verschwand und er daraufhin langsam einen großen Dolch hervorholte.
„Weißt du, warum du hier bist, Aurora?", schmunzelte er, während er gierig die glänzende Klinge musterte. Er drehte den Dolch zwischen seinen Fingern hin und her und begutachtete ihn, als wäre er das Schönste, das er jemals gesehen hatte.
Ich sagte nichts, aber er erwartete von mir auch gar keine Antwort, sondern redete sofort weiter.
„Ich habe einen Kampf verloren, das mag sein. Aber ich habe den Krieg noch nicht verloren. Die Götter denken, sie sind etwas Besseres und wir ihre verdammten Marionetten. Als wir uns gegen sie auflehnten, haben sie uns aus dem Himmel verbannt. Aber ich gebe nicht so schnell auf, so schnell haben sie nicht gewonnen", er atmete tief durch und strich sich erneut die Haare aus dem Gesicht. Er nahm sich alle Zeit der Welt und kostete jede Minute voll aus. Und jede weitere Minute, die verging, kam ich meinem Tod näher. Mein Herz hämmerte in der Brust und meine Atmung ging viel zu schnell.
„Ich weiß, dass viel Zeit vergangen war, aber es war nicht so leicht, dich zu finden. Wir haben wirklich überall nach dir gesucht."
„Was habe ich damit zu tun?! Ich bin doch nur ein gewöhnliches Mädchen!", weinte ich fast.
„Du bist auf keinen Fall ein gewöhnliches Mädchen, meine Teuerste." Seine Finger streichelten vorsichtig die Klinge seines Dolches und er kam mir ein paar Schritte näher. Ich wollte zurückweichen, aber meine Handgelenke erinnerten mich schmerzlich daran, dass ich hier nicht weg konnte.
Dabei wollte ich am liebstem ganz weit weg von hier rennen. Aus dieser verkorksten Welt verschwinden, die mir in den letzten Wochen deutlich gemacht wurde.
„Warum bin ich so wichtig?!", hakte ich nach. Ich hasste diese Spannung, die durch meinen Körper kroch, als würde sie mich auffressen wollen. Gleichzeitig hatte ich immer noch die Hoffnung, diese Männer würden mich verwechseln. Ich wusste einfach nicht, was ich Besonderes an mir haben sollte, dass gefallene Engel zurück in den Himmel konnten.
Plötzlich fielen mir die Worte von Finn wieder ein, die er vor ein paar Stunden am Lagerfeuer gesagt hatte.
„Du kannst diese Welt nicht leugnen. Du gehörst genauso dazu!"
Und plötzlich bekam ich noch mehr Panik, als ich sowieso schon hatte. Was hatte das zu bedeuten? Ich hätte ihm verdammt nochmal zuhören müssen. Ich hätte einfach bei ihm bleiben und mit ihm reden sollen.
„Aurora, du hast einen wunderschönen Name, deine Eltern haben sich den gut herausgesucht. Hast du schon mal herausgefunden, von wem dieser Name stammt?"
Ich schüttelte schwach den Kopf und sog jedes seiner Worte in mich auf.
„In unserer Welt gibt es eine wirklich wunderschöne Göttin. Sie hat langes braunes Haar, ähnlich wie du. Dazu hat sie bernsteinfarbene Augen, wirklich hübsch. Weißt du, wie sie genannt wird?"
Wieder schüttelte ich den Kopf, damit er endlich weiterredete.
„Sie ist die Göttin der Morgenröte. Sie ist der Übergang von der Nacht zum Tag, die Schwester vom Sonnengott Sol und der Mondgöttin Luna. Faszinierend, wenn die ersten Lichtstrahlen den Himmel berühren und die Dunkelheit vertreiben. Die Morgenröte schenkt Hoffnung und Erwartung", jetzt lachte Luzifer, als würde er eine Geschichte erzählen, die er selbst verabscheute. Logisch, wenn er die Götter hasste.
„Die Zeit zwischen Tag und Nacht ist ein Zeitraum des Mysteriums und überschreitet die Grenze zwischen zwei Gegensätzen – die Dunkelheit und das Licht. So sinnlich und warm, wie die Göttin selbst." Luzifer machte eine Pause und erst jetzt fiel mir wieder ein, dass noch viele andere hier um uns herum waren. Sie standen still und leise in einem Kreis an den Wänden der Villa. Sie lauschten den Worten ihres Anführers und sahen die ganze Zeit zu uns herüber, als würden sie auf etwas warten und konnten es kaum erwarten.
„Immer wieder überwindet diese Frau die Strecke zwischen Tag und Nacht, zwischen Schlaf und Erwachen und bildet immer wieder einen Neuanfang. Immer wieder startet ein neuer Tag. Mit ihr gibt es Hoffnung und neue Erwartungen. Die Göttin der Morgenröte ist eine unglaublich schöne Frau. Davon hat sie dir auch ganz schön was abgegeben. Nur zu schade, dass die Halbgöttin aus der Blutlinie der Morgenröte bald nicht mehr unter uns weilen wird, wenn ich mit dir fertig bin." Er musterte mich mit leicht gierigen Augen und mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Dann streichelten seine Augen die Klinge des Dolches und daraufhin wieder mich.
„Du wirst meine Brücke zu meinem Neuanfang sein."
Ich hatte das Gefühl, nicht atmen zu können und meine Knie wurden ganz weich. Das Wort „Halbgöttin" hing in meinen Ohren und hallte in meinem Gedächtnis nach.
Ich konnte es nicht fassen und ich hoffte so sehr, dass ich gleich aus einem bösen Traum aufwachen würde. Aber es passierte nichts, ich blieb an Ort und Stelle und Luzifer stand immer noch vor mir, genoss in vollen Zügen meine Reaktion.
Ich war geschockt, wie noch nie zuvor in meinem Leben und bekam eine Gänsehaut.
Ich sollte eine Halbgöttin sein? Das war unmöglich. Vor kurzem hatte ich noch nicht einmal an solche Dinge geglaubt und jetzt? Ich wusste überhaupt nicht mehr, was ich glauben konnte, aber ich wusste definitiv, was ich glauben musste.
Finn meinte, seine Welt wäre mir anscheinend doch nicht so fremd, wie ich dachte.
Ich wusste nicht, was ich gerade fühlen sollte. Mein Körper fühlte sich so unglaublich leer an. Ich hatte das Gefühl, mein Leben und mich selbst nicht mehr zu kennen. Ich konnte unmöglich eine Halbgöttin sein.
Luzifer ließ die Luft zwischen seinen Zähnen zischen und seine Augen bekamen einen ungeheuren Schauer.
Mein Herz schlug in meiner Brust, stolperte hin und her, als würde es gleich herausspringen und mich aus dieser Situation befreien. Mein Mund war trocken und meine Zunge fühlte sich an, wie Staub. Mein Kopf versuchte das alles zu verarbeiten, während der Rest von mir, sich nur noch mehr fürchtete.
„Und ich stamme von ihr ab?", kam es über meine Lippen, als wäre ich fremdgesteuert.
„Die Göttin zeugte viele Kinder mit unterschiedlichen Männern, darunter befanden sich auch Sterbliche. So erschuf sie ihre menschlichen Blutlinien. Eine davon führt zu dir.
Es ist äußerst selten, dass in einer Blutlinie ein göttliches Kind auftritt. Das ist bis jetzt erst einmal passiert. Es war ein Junge im Jahr 1864, aber er wurde erschossen, bevor ich überhaupt an ihn heran gekommen war. Danach musste ich warten und nun habe ich dich gefunden. Und du hast das Blut einer Göttin."
Ich schüttelte ungläubig den Kopf. Ich konnte das alles einfach nicht fassen.
„Woher weißt du das?"
„Bei deiner Geburt hast du eine Kraft freigesetzt, bei deren Schwingungen jedes übernatürliche Wesen wusste, dass etwas Neues geschaffen wurde. Ich musste dich nur noch finden. Vor ein paar Monaten habe ich dich dann entdeckt. Du hast in einem Café gearbeitet. Ich wusste sofort, dass du von ihr abstammst. Zufälligerweise haben deine Eltern dir einen schönen Namen gegeben – Aurora steht für die Göttin der Morgenröte", er lachte und amüsierte sich mit seiner kratzigen Stimme über diese Gegebenheit, „Ich wollte dich sofort töten und meinen Platz im Himmel wiederbekommen. Aber dein dummer Schutzengel hat seine Arbeit viel zu gründlich gemacht. Und es tut mir wahnsinnig leid um den Kollateralschaden im Café. Logan hieß er oder?"
Ich wollte ihm sein dreckiges Grinsen aus dem Gesicht reißen, als er das sagte.
„Du verdammtes Arschloch!", schrie ich und mir brannten die Tränen in den Augen. Er hatte kein Recht dazu gehabt. Logan hatte mit der ganzen Sache nichts zu tun. Warum hatte er sterben müssen?
Ich riss an den Ketten, sodass sie gefährlich in meine Haut schnitten. Aber das war mir egal, wäre ich nicht gefesselt, würde ich mich auf ihn stürzen und ihn für den Tod meines besten Freundes bezahlen lassen.
„Jetzt wird die kleine Halbgöttin aber wütend. Tob' dich nur aus, du hast eh nicht mehr lange zu leben", hallte seine Stimme lauthals durch den dunklen Saal.
Die anderen lachten und raubten mir meine Stärke und meinen Stolz. Ich knickte ein und begriff, dass alles, was ich tat, zwecklos war.
Ich würde sterben. Nun war es endgültig und Finn konnte diesmal nichts ändern. Mein Schicksal schien schon seit meiner Geburt besiegelt gewesen zu sein. Und jetzt war die Zeit gekommen.

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