Kapitel 7

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Kiara

Ich lief auf die Bühne, direkt auf die Poledance Stange zu. Meine Hand umfasste die kalte Metallstange. Zur Seite gelehnt, wodurch mein Arm eine gerade Linie war, drehte ich mich mit Leichtigkeit um die Stange. Als ich mit meinem Gesicht zum Publikum stehen blieb und anfing Hüfte-wackelnd in die Hocke zu gehen, ließ ich mein Blick durch die Menge wandern.

Nicht lange und mir sprang die Person, welche ich suchte ins Auge. Ich war mir sicher gewesen, er bekam mit, was ich hier tat. Es wunderte mich ehrlich, dass ich überhaupt hineingelassen wurde, wodurch ich anfangs doch etwas Zweifel hegte, aber als ich Pablos besten Freund entdeckte, verflogen sie sofort. Juan musste einfach von mir wissen, beste Freunde erzählten sich schließlich alles.

Durch meine gründliche Recherche wusste ich, wer Juan Cardenas war. Bester Freund von Pablo und seitdem Pablo der Boss seines Clans war, seine rechte Hand. Ich überlegte schon länger, ob ich Juan verführen sollte, mich zumindest an ihn ran machen, um meinen Zukünftigen zu provozieren. Heute konnte ich damit Anfang und Pablo gleich dazu auf die Palme bringen. Es heute zu machen, sollte ich durch seine Wut, die er zeigte, eigentlich nicht, aber er konnte mir nichts und wütend wollte ich ihn schon mal gerne sehen.

Als sich Pablo und mein Blick traf, konnte ich mir mein Grinsen nicht unterdrücken, besonders anstrengen dazu tat ich mich nicht. Er sollte sehen ich stand hier, um ihn zu provozieren, durch den Luftkuss, welchen ich ihm zuwarf und dem Zwinkern, bekam ich das auch bestens hin.

Juan lachte, hingegen spannte sich Pablo sichtlich an. Sein Oberkörper baute sich mehr auf, seine Zähne presste er aufeinander, wodurch sich sein Kiefer anspannte. Wir besaßen ein Stück Entfernung, weshalb ich nur vermuten konnte, seine grauen Augen verdunkelten sich. Die Frage war, ob sie es nur aus Wut taten oder auch weil er meinen Auftritt geil fand, so wie all die Männer hier.

Amüsiert drehte ich mich im Kreis, um daraufhin vor der Stange mit meinem Arsch zum Publikum in die Hocke zu gehen. Meinen Kopf legte ich in den Nacken, eine falsche Sicht besaß ich auf das Publikum.

Mal wieder ging alles nach Plan, dennoch war ich gespannt, was passierte, wenn ich mit meiner Show fertig war. Unbestraft kam ich nicht davon, da war ich mir sicher und wie weit er ging, weckte meine Neugierde. Dieser Mann musste mindestens genauso Aggressionsprobleme besitzen wie die Männer meiner Familie. Bei diesen wusste ich wenigstens, wie weit man gehen konnte und sie sich, wenn sie wirklich wollten, sich beherrschen konnten. Damit meinte ich nicht, sie zeigten ihre Wut nicht, sondern sie wurden niemals handgreiflich gegenüber der Familie, nur gegenüber Feinden.

Wie es bei Pablo war, konnte ich nicht einschätzen. Sollte er es werden, konnte er etwas erleben, auch wenn ich dabei weiter die unschuldige Kiara spielen musste. Dafür bekam er alles umso mehr zurück, an dem Tag, an welchem ich ihn unter die Erde beförderte. Der Gedanke an diesen Tag ließ mich Lächeln.

Noch einen Moment rekelte ich mich an der Stange. Als das Lied ausging, stand Pablo ungeduldig und vor allem wütend auf, machte sich zu mir auf den Weg in den Mitarbeiterbereich, um mich dort in Empfang zu nehmen. Ich sammelte das Geld vom Boden auf, auch dieses Mal ignorierte ich die ganzen Kommentare wie: Geiler Arsch, geile Titten, willst du zu mir kommen, wir hätten eine Menge Spaß zusammen. Den einzigen Spaß von uns beiden hätte ich, wenn ich ihm die Zunge Abschnitt, am besten seinen Schwanz gleich dazu.

Mit den Hunderten von Euro in der Hand verließ ich die Bühne. Man musste sagen, in diesem Laden verdiente man ordentlich Kohle. Einen gewissen Anteil von dem Trinkgeld musste man abgeben, dafür bekam man aber noch das Standardgehalt, womit sich gut leben ließ.

Gerade als ich den Flur betrat, sah ich wie Pablo auf mich zugelaufen kam. Je weiter er auf mich zukam, desto mehr sah ich, wie wütend er wirklich war. Ich fand, er übertrieb, wir waren weder ein Paar, noch kannten wir uns wirklich, noch nicht. Bei unserem Date redeten wir übereinander, besonders viel voneinander erfuhren wir dabei nicht. Ich noch weniger über ihn als er über mich.

KIARA - Wenn Rache süß istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt