Kapitel 37

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Kiara

Es waren mittlerweile drei Wochen vergangen. In der Zeit war viel passiert. Gutes und Schlechtes. Wo fing ich am besten an?

Man sagte, das Beste kam zum Schluss, also musste ich wohl mit dem schlechten anfangen, aber davor sollte ich die unwichtigen Dinge erzählen.

Wir waren ausgezogen. Aus der Hausbesichtigung vor drei Wochen wurden drei an einem Tag. Wir entschieden uns für die letzte Villa. Alle guten Dinge waren bekanntlich drei. Nur wenige Tage darauf zogen wir ein. Ich kümmerte mich um die Einrichtung. Obwohl ich nicht für immer hier leben würde, richtete ich alles so ein, wie ich es mir vorstellte. Nun wohnten wir auf einem Anwesen, wo ich mich wohl fühlte.

Zweiter unwichtiger Punkt: Pablo war für ein paar Tage in einem anderen Land, geschäftlich unterwegs. Das hätte etwas Positives haben können, denn so hätte ich sein Büro nach hilfreichem Ausschau halten können, was ihm zum Untergang verhalf. Leider waren all seine wichtigen Dokumente, Texte oder sonstiges eingeschlossen oder auf seinem Laptop, den er mithatte.

Nun die negativen Neuigkeiten. Ich hatte nichts, rein gar nichts, was mir weiterhelfen könnte. Immer wenn ich ihn fragte, ob ich ihm helfen konnte oder was er da machte, lenkte er ab. Er wollte mich aus seinen Geschäften heraushalten.

Zweimal schaffte ich es, mich nachdem er abends ging herauszuschleichen und ihm zu folgen. Er ging zum Hafen. Jetzt wo ich so darüber nachdachte, hatte ich doch etwas. Am selben Tag, nach zwei Wochen ging er dorthin, um einen Deal abzuschließen. Somit wusste ich wenigstens, dass er sich jeden Montag, um 21:30 Uhr mit jemanden traf.

Nächste schlechte Neuigkeit, die wirklich schlecht war, ich spürte wie ich Gefühle für ihn entwickelte. Das wurde problematisch. Wie sollte ich es übers Herz bringen, ihn zu erschießen, wenn ich Gefühle für ihn hatte?

Am liebsten würde ich ihn auf Abstand halten, doch ihm würde sofort auffallen, wenn ich mich von ihm distanzierte. Täglich verbrachten wir Zeit zusammen. Er nutzte jede freie Sekunde, die er hatte.

Nun zur letzten negativen Sache. Mir war Sterbens langweilig, weil ich nichts machen konnte. Gleichzeitig entwickelte sich das zur einzigen positiven Sache. Ich konnte ungestört mit meinem Vater kommunizieren. Jedes Mal nach einem kurzen Gespräch oder einer Nachricht, löschte ich die Beweise.

Papá hatte Alvaros Leiche wirklich exhumieren lassen. Eine Gewebeprobeentnahme wurde durchgeführt. Weil ich schlecht nach New York kommen konnte, um die DNA entnehmen zu lassen, stellte sich mein Vater dafür zur Verfügung. Niemand außer meine Eltern und ich wussten, was vor sich ging. Als Vorsichtsmaßnahme.

Seit gestern waren die Ergebnisse da. Ich konnte mich noch genau an meine zitternden Hände erinnern, als mir Papá das Foto mit den Ergebnissen geschickt hatte. Mit angehaltenem Atem las ich mir das Ergebnis durch.

Wie erwartet war es nicht Alvaro Hernández, sondern ein perfekt inszeniertes Double. Nun erklärte es auch, wieso die Augen vom angeblichen Alvaro inklusive Gesicht aufgeschlitzt wurden. Damit man kaum etwas von seinem Gesicht sah.

Adora musste dafür verantwortlich gewesen sein und das Geheimnis mit ins Grab genommen haben. Ich verstand nur nicht, wieso sie meinen leiblichen Vater am Leben ließ und sich all diese Mühe machte.

Apropos Mühe. Mit der erfahrenen Wahrheit kam mein gesamter Plan ins Wanken. Aber sobald ich mich daran erinnerte, dass sie zwar Alvaro nicht umbrachte, dafür Andrea, kam die Erkenntnis wieder über mich herein, dass ich mich trotzdem dafür rächen würde.

Auch dafür, dass Domenigo Ortega meine Großmutter umbrachte. Ich kannte sie nicht, doch sie war ein Teil der Familie. Ob tot oder lebendig.

Ich war sosehr in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht gespürt hatte, wie feste ich das Steingeländer umklammerte. Erst durch meinen schmerzenden Fingernagel wurde es mir bewusst. Zischend ließ ich ab.

KIARA - Wenn Rache süß istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt