Kapitel 18

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Kiara

Lesenacht 5/5 ✨

Hand in Hand liefen Pablo und ich in das Wohnzimmer. Mein Blick fiel auf Roldán, zu diesem wollten wir. Er saß, wie Pablo es ihm befahl in einem der zwei Sessel. Sein Alter gemischt mit dem Sessel ließ ihn wie einen alten Mann in Rente wirken. Genau das, was er war.

Er schnitzte mit einem Butterfly ein Stück Holz. Die Rinde landete auf seinem Schoß, so wie auf dem Parkettboden. Es wirkte, als machte er es nur um mich einzuschüchtern, zu verängstigen. Meine Vermutung passte zu seinem Blick, welchen er mir schenkte. Bei mir Fehlanzeige.

Mit seinen verhärteten Gesichtszügen schaute er von mir weg, zu dem Schwarzhaarigen. Von dem grummeligen alten Mann von vorhin, war weit und breit nichts mehr in Sicht. Er missbilligte meinen Aufenthalt, obwohl er mich nicht einmal kannte. Dachte er, mein Ziel lag, bei Pablo ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen? Sollte es so sein, musste ich ihn leider enttäuschen, ich hatte viel Schlimmeres vor.

Wir nahmen auf der Couch schräg von ihm gegenüber Platz. Sobald wir saßen, legte Pablo seine Hand, die er vorher in meiner hielt, auf meinem Oberschenkel ab. Seinen freien Arm legte er auf der Lehne der Couch ab und um seine Gelassenheit extra noch zu demonstrieren, breitete er seine Beine aus. Selbst ohne steif zu sein, zeigte sich eine leichte Beule in seiner Chino. Sie lag eng an ihm, aber eben nicht zu eng. Sie saß perfekt. Als sei sie maßgeschneidert.

Von mir kam keine Gelassenheit. Mit überschlagenen Beinen und aufrecht sitzend schaute ich zu dem Mann, welcher Pablo großzog. Etwas Angst vor Roldán musste ich spielen. Keine junge unschuldige Frau, bekam bei diesem Blick keine Angst. Dennoch zeigte ich nicht allzu viel von meiner geschauspielerten Angst. Er sollte nicht denken, Pablo angelte sich eine hohle dumme Frau, die bei jeder Kleinigkeit Angst bekam. Die sich bei jeder Gelegenheit von ihrem Mann beschützen ließ.

Bei der reichen Gesellschaft kam es oft vor, dass die Frauen nur dazu da waren, ein Schmuckstück neben ihrem Mann zu sein und ihnen einen Erbe zu verschaffen. Still sein, gute Manieren haben und schön lächeln. Ob sie schlau, dumm, geldgeil oder sonst was war, das interessierte niemanden. Das Einzige, was solche Leute für wichtig hielten, die Frauen durften kein Aufsehen erregen, in keine Skandale verwickelt sein. Das Letzte galt für Mann und Frau.

»Wie lange geht das schon zwischen euch beiden?«, erhob Roldán das Wort, riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich schaute zu meinem hoffentlich schon bald Zukünftigen, der antwortete. »Seit 3 Wochen.« Erstaunlich das es erst 3 Wochen waren. In der kurzen Zeit passierte schon viel. Man musste bedenken, zwischen drinnen sprachen wir nicht mal miteinander, sahen uns Tage lang nicht. Das zwischen uns lief auf Eiltempo.

»Ihr kennt euch nicht einmal 1 Monat und du bringst sie hier her, schenkst ihr deine Kette und nennst sie deine Zukünftige?«, kam es aufgebracht zurück. Wut. Hörte man raus. Ich schaute zu ihm.

»Mir ist egal was du oder auch Roja von ihr denkt. Ich werde sie heiraten! Kiara wird meine Frau und die Mutter meiner Kinder«, entgegnete er umgehend, streng. »Komm mal runter, Cowboy«, hätte ich nun zu ihm gesagt, wenn wir allein wären. Durch seine Wut verstärkte er unbewusst den Griff auf meinem Oberschenkel, krallte seine Fingernägel in mein Fleisch. Ich unterdrückte es den Schmerz zuzulassen, noch konnte man ihn aushalten.

»Du kennst sie nicht einmal! Dann besitz du ernsthaft die Frechheit mir mitten ins Gesicht zu sagen, es ist dir egal, was Roja oder ich darüber denke? So habe ich dich nicht erzogen.« Mit einem harten, zornigen Blick, schnitzte er die Rinde gröber vom Stock. Sollte er einmal abrutschen konnte er sich schnell verletzen.

Die Spannung zwischen Pablo und Roldán spitzte sich immer weiter zu, stand kurz davor zu eskalieren. Zwei Männer, die sich im Charakter sehr ähnelten, stritten. Ein alter mürrischer Mann und ein Mafiaboss mit Aggressionsproblem. Keine gute Kombination. »Genau das will ich damit sagen. Du besitzt jetzt schon ein schlechtes Bild von ihr, obwohl du sie nicht einmal kennengelernt hast, du willst es nicht einmal. So bist du einfach, du gibst niemanden eine Chance.«

KIARA - Wenn Rache süß istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt