Kiara
Ich betrat die Veranda. Dafür, dass hier ein Mann lebte, sah es sehr gepflegt aus. Verschiedene Blumen und Pflanzen von der Art und der Farbe her. Aufgehangen in Kästen am Zaun oder auch in Blumentöpfen auf dem Holzboden. Ein weißer Tisch mit vier Stühlen gegenüber in der Mitte und eine gemütlich aussehende weiße Bank vor dem Zaun. Sie war gepolstert und Kissen befanden sich auf ihr.
Vor der Eingangstür blieb ich stehen. Sie stand offen. Er fühlte sich, mit dem Denken, niemand betrat sein Haus, sehr sicher. Er wollte keinen Kontakt mit irgendwelchen Menschen, somit kein Wunder.
Ich trat nervös über die Türschwelle. Das Holz des braunen Bodens fing an zu knarzen. Es brauchte nur wenige Sekunden, bis ich dumpfe Schritte in meine Richtung hörte. Mein Herzschlag beschleunigte sich, als ich ihn auf mich zukommen sah. Er sah mich nicht besonders freundlich an. Scheiße. Er sah mich an wie ein böser Bär, der mich zerfleischen wollte.
»Was willst du hier?«, ertönte seine raue Stimme. Ähnelte sie meinem Vater? Oder meinen Onkeln? Ich konnte es nicht genau sagen, ein Grund dafür lag an meiner Aufregung und Nervosität.
»Sie meinten doch, ich könnte hierbleiben und da Sie einfach gingen, dachte ich-« Er schnitt mir genervt das Wort ab. Seine Abneigung darüber mich hier zu sehen, versuchte er nicht einmal zu verstecken.
»Verschwinde. Nur weil ich sagte du könntest bleiben, hieß es nicht, ich wollte das auch. Und es ist wohl klar, warum ich gegangen bin: mir ging euer rumgemache auf den Sack. Wenn meine Tochter so etwas vor meinen Augen gemacht hätte, hätte der Typ keine Eier mehr.« Ich riss meine Augen auf. Verschluckte mich fast an meiner eigenen Spucke.
»Sie haben eine Tochter?!« Er zog verwirrt seine Braue in die Höhe. »Nein. Selbst wenn geht es dich nichts an.« Erleichterung machte sich in mir breit, dabei wusste ich nicht einmal warum. Es Verbot ihm niemanden, ein Kind zu haben.
»Jetzt verschwinde, sonst helfe ich dir dabei.« Ein Ziehen durchflutete mein Herz. Ich wollte nicht gehen, ich konnte nicht. Ich musste mehr über ihn erfahren, wie sein Leben war. Egal was, wenigstens etwas.
Abwartend sah er mich an, machte mir sogar mit seiner Hand eine Aufforderung sein Grundstück zu verlassen. Ich musste ihn irgendwie davon überzeugen mich nicht, fortzuschicken.
Als ich mich weiterhin nicht in Bewegung setzte, umfasste er grob meinen Oberarm, nahm es selbst in die Hand. Nein, das durfte nicht passieren! Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er musste Alvaro sein, er musste es. Ich war mir sehr sicher, also musste er auf etwas wichtiges Reagieren. Ich wusste nicht, warum er hier war, ob er wusste, wer er war oder er irgendwie sein Gedächtnis verlor, aber egal was, es musste einen Punkt geben, welchen ihn traf.
»Warte!« Er blieb nicht stehen und lief, ohne mich anzugucken weiter. »Andrea.« Mehr als diese sechs Buchstaben brauchte es nicht, um ihn abrupt zum Stoppen zu bringen. »Was?« Noch in seinen Fängen drehte er mich um, wodurch ich dicht vor ihm stand. Er auf der Veranda ich auf der Treppe. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, sonst lägen meine Augen auf seinem trainierten Körper.
»Andrea«, wiederholte ich mich schwer atmend. Mein Herz klopfte wie wild, als wäre ich ein Marathon gerannt. Er sah mich einfach nur an, studierte mein Gesicht. »Morel.« Augen, Lippen, Haare, Gesichtszüge. Alles guckte er sich genaustens an. »Wer soll das sein?« Die Hoffnung, es löste etwas in ihm aus, verschwand schlagartig. Ein Knoten bildete sich in meinem Hals. »Sag du es mir«, probierte ich es dennoch weiter. Er ließ mich los. Ohne mir eine Erwiderung zu geben, trat er um und machte sich auf den Weg zurück in das Haus.
»Bleib stehen«, befahl ich ihm ungewollt. Eigentlich sollte es eine Bitte sein. »Mir ist egal wer diese Frau ist und was du mir damit sagen willst. Was mir aber nicht egal ist, ist eine nervige junge Frau, welche mir nicht die Ruhe lässt, welche ich will.« Ich lief ihm stur hinterher, ignorierte seine Worte gekonnt. »Ich bin ihre Tochter. Ich heiße Kiara.« Er hielt inne. Seine Muskeln spannten sich an und ich wusste nicht, ob es war, weil ich ihn weiter nervte oder ich es schaffte in ihm etwas auszulösen. Vielleicht auch beides?
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KIARA - Wenn Rache süß ist
RandomNew Generation 1: Band 1 Rache ist bekanntlich süß, genau das dachte sich auch Kiara. Aber was noch besser als Rache war, war Rache an der Familie zunehmen, welche ihre Leiblichen Eltern ermordete. Seit Kiara wusste warum und von wem sie umgebracht...