Kapitel 36

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Kiara

Skeptisch sah ich auf die Kücheninsel vor meiner Nase. Auf ihr standen verschiedene Zutaten. Tomaten, Eier, Avocado, Zwiebel, Chili, Limette, Kidney Bohnen, Olivenöl, Gewürze und fertig Tortilla.

Glücklicherweise befanden sich in dieser Küche welche, denn ich hatte keine Lust, extra welche selbst zu machen. Ich war keine Hausfrau. Die würde ich niemals sein. Ich konnte kochen, durch meine Mutter. Sie fing irgendwann es zu lernen, da sie nicht immer etwas gekocht bekommen wollte.

Wie sich herausstellte, hatte sie ein Talent dazu. Manche sagten, dass man sich das Kochen antrainieren konnte, das mochte vielleicht so sein, aber wer keinen Spaß daran hatte oder wenigstens ein Händchen dafür konnte einfach nicht so gut kochen wie andere. Ich war in diesem Fall durchschnittlich.

Ich konnte kochen und tat kochen, wenn es sein musste, trotzdem ließ ich mich lieber bekochen. Ich war nicht verwöhnt – nur ein wenig wegen meines Vaters –, das hieß aber nicht, dass ich nicht mochte, bekocht zu werden. Nun war ich völlig vom Themaabgekommen. Ich befand mich in Pablos Küche, um ihm sein Lieblingsfrühstück zumachen.

Als wir Roja im Restaurant besuchten, brachte sie uns dieses bereits, nun wollte ich ihm sein Frühstück machen. Ich wollte eine echte Freundin spielen. Machte eine Freundin das überhaupt für seinen Freund? Ich befand mich noch nie in einer Beziehung. Einer erwachsenen Beziehung. Ich schätzte einfach mal ja. Außerdem konnte ich so meine Langeweile stillen. Wir hatten es erst 09:00 Uhr morgens und mir war jetzt schon Sterbens langweilig. Ich konnte nichts machen, außer am Handy sein. Vielleicht noch Sport treiben, aber leider stand ich nicht sonderlich auf Sport.

Pablo stand vor mir auf. Ichwusste nicht genau wie lange. Ein, zwei, vielleicht auch drei Stunden. Ich hingegen war gerade mal etwas mehr als eine halbe Stunde wach. Schnell duschen, ohne Haare, Anziehen, Zähne putzen und nun in der Küche stehen. Ich machte noch nie Huevos rancheros, aber so schwer konnte das schon nicht werden. Gemüse klein schneiden und verarbeiten, Eier zu Spiegelei braten, die Bohnenpampe machen, Limette und Avocado servierfertig geschnitten auf den Teller legen und den Rest auf die Tortilla legen.

So stand das Frühstück 30Minuten später vor mir. Hatte ich irgendwas vergessen? Sollte es so sein, war mir das egal. Die Küche hinterließ ich ordentlich. Ich besaß die Gewohnheit, während ich kochte bereits aufzuräumen.

Dabei müsste ich das nicht einmal machen. Ich wuchs schließlich mit Personal auf und hier gab es auch welches. Mit Gabel, Messer und dem Teller verließ ich die mexikanische Küche. Ich hätte ihn nun ganz einfachvergiften können, indem ich ihm geschmackloses Pulver ins Essen mischte. Nur machte ich das nicht. Mein Ziel war noch nicht erreicht und wenn ich ihn umbrachte, wollte ich ihm in die Augen sehen. Ich wusste, wo sich sein Büro befand, deshalb brauchte ich nicht suchen oder irgendwen fragen.

Als ich den Gang entlang lief, wo mich Francisco würgte, befand ich mich fast an meinem Ziel. Ich besaß heute gute Laune, denn ich wohnte hier, war mit Pablo zusammen und wir besichtigten, wie er mir gestern sagte heute ein Haus. Meine gute Stimmung würde auch bleiben, wäre da nicht die braunhaarige nuttige Angestellte, die mir gerade entgegenkam. Allein bei ihrem Anblick würde ich ihr am liebsten die Gabel in meiner Hand ins Auge rammen. Irgendwann tat ich das, nicht heute. Palma wie sie glaube ich hieß starb durch mich. Das schwor ich mir.

Abschätzig guckte sie mich an, doch ich ignorierte ihr Getue. Sie dachte, sie sei etwas Besseres. Ich war mir im Klaren darüber, dass sie, bevor ich kam, Pablos Sexspielzeug war, sonst wäre sie nicht so zu mir wie sie nun mal war.

»Frühstück? So willst du dich bei ihm einschleimen? Spätestens in ein paar Wochen wird er dich fallen lassen«, sprach sie mich mit ihrer falschen Stimme an. Ich blieb stehen. Sie auch. Diese Schlampe erinnerte mich an Anastasia. Ich verstand nie, warum meine Brüder sie flachlegten. Sie war hübsch keine Frage, aber eben auch ein hinterhältiges Miststück. Ich hoffte, dass wenn meine Brüder heirateten, dass die Frauen von Anastasia in Ruhe gelassen wurden und für meine Brüder, dass sie treu blieben. Spätestens dann, wenn sie auszogen, waren meine zukünftigen Schwägerinnen diese Bitch los.

»Ich glaube nicht, dass mein Freund, mit welchem ich bereits nach einem Haus suche, heute ein Besichtigungstermin habe, er bereits über Hochzeit und Kinder redet, mich in ein paar Wochen fallen lässt«, gab ich neutral mit einem gefakten Lächeln auf den Lippen zurück. Ungläubig sah sich mich an. Damit rechnete sie nicht.

Ich war noch nicht fertig. Ich griff nach der Kette von Pablo und legte sie sichtbar auf meine Oberweite. Man sollte erwähnen, dass ich mir vorhin nur eins von Pablos Hemden anzog und darunter eine Shorts aus Stoff, die man nicht sah. Spätestens jetzt musste ihr klar werden, dass ich nicht log und Pablo unsere Beziehung wirklich ernst meinte. Palma schwieg. Gut so.

Ich musste mich allen nur wegen ihres Kommentars beherrschen ihr keine reinzuhauen. Ich musste meine nette Art aufrecht erhalten.

»Wenn du mich entschuldigen würdest, ich muss meinem Freund sein Frühstück bringen, sonst wird es noch kalt.« Ich lief, ohne ihr eines Blickes zu würdigen los. Nach wenigen Metern machte ich vor der Bürotür halt. Ich klopfte nicht und trat einfach ein. Pablo schaute von seinem Laptop auf zur Tür. Gerade als er die störende Person zurechtweisen wollte, entdeckte er mich. Er wanderte mit seinen Augen über meinen Körper, bis er bei dem Teller in meiner Hand Halt machte. Ich schloss die Tür hinter mir. Danach lief ich auf ihn zu. Auf seinen Lippen hatte sich ein Lächeln gelegt.

»Guten Morgen«, begrüßte ich ihn mit einem zauberhaften Gesichtsausdruck. »Guten Morgen, mi vida«, erwiderte er. Sein Blick nahm er nicht ein einziges Mal von mir. Ich sollte mich unwohlfühlen, aber das tat ich nicht. Ich genoss seine Augen auf mir. Auf meinem Körper.

Bei ihm angekommen klappte ich seinen Laptop zu, an dem er bis gerade noch gearbeitet hatte. Hätte ich ihn nicht zugeklappt und der auch nicht, hätte ich möglicherweise ein Blick darauf erhaschen können und etwas Nützliches herausfinden. Aber da ich etwas anderes vorhatte, ginge dies sowieso nicht. Zwischen seinen ausgebreiteten Beinen blieb ich stehen.

»Ich habe dein Lieblingsessen gemacht«, erklärte ich ihm und hielt es ihm vor seine Nase. Huevos rancheros war nicht nur sein Lieblingsessen, sondern auch zufälligerweise das traditionale mexikanische Frühstück. »Das sehe ich«, gab er zurück, wobei er seine Hände auf meinen Hintern legte und mich so rittlings auf seinen Schoß zog. Ich keuchte erschrocken.

»Ich hoffe, man kann es essen«, sagte ich und sah ihn auffordernd an. Er verstand, nahm mir den Teller aus der Hand und nahm den Tortilla in die andere Hand und biss hinein, anstatt das mitgebrachte Besteck zu benutzen.

Neugierig beobachtete ich ihn, denn ich war ehrlich neugierig, wie ihm mein Essen schmeckte. Die gelbe nicht ganz feste Flüssigkeit vom Ei floss runter auf den Teller. Nach einem Augenblick schluckte er und leerte damit seinen Mund. »Und?«, hakte ich ein wenig ungeduldig nach. »Es schmeckt gut, aber es gibt etwas, was vielbesser schmeckt.« Ich wusste sofort, was er meinte. Spielerisch boxte ich ihm gegen seine Brust. Er lachte. »Nur die Wahrheit. Ich kann nicht genug davon bekommen.«

Er rückte mit dem Schreibtischstuhl näher an den Schreibtisch, um den Teller darauf abzustellen, bevor er über seine Finger leckte, damit sie sauberwurden. Damit fertig konnte ich gar nicht so schnell realisieren, da packte er mein Haar und drückte mich befehlend näher zu sich.

Kurz war ich über seine Grobheit erschrocken, aber der Schock verschwand so schnell, wie er kam. Seine Lippen trafen hart und fordernd auf meine. Hieran war nichts sanft. Bereits von der ersten Sekunde an war dieser Kuss die pure Leidenschaft.

Ich liebte seine forsche dominante Art und was er mit meinem Körper anstellte, genauso sehr, wie er mich liebte.

KIARA - Wenn Rache süß istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt