Kapitel 17

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Kiara

Lesenacht 4/5 ✨

Pablo hielt am Straßenrand. Wir waren abseits des Dorfes und nicht im Zentrum. Das machte sich auch bemerkbar. Ruhig, nicht befahren. Eine gerade Strecke konnte man vor uns sehen. In der Ferne sah es aus, als sei dort eine Sackgasse und nur Feld, dahinter der mit Gras bewachsener Berg, welchen ich vorhin schon sah. Auf den Weg bis ganz nach hinten kamen auf beiden Seiten zwischen den Häusern mal eine Straße zum Abbiegen.

»Hier ist nicht viel los.« Ich ließ meinen Kopf in Pablos Richtung wandern, amüsiert guckte mich dieser an. »Wir sind in einem Dorf, um diese Uhrzeit arbeiten die meisten und es gibt Häuser hier, welche nicht bewohnt sind.« Ich nickte. »Und wo ist das Haus, in welchem du aufgewachsen bist?« Neugierig sah ich ihn an. »Direkt auf der gegenüberliegenden Seite.« Ich schaute an ihm vorbei. Sofort sprang mir ein Haus ins Auge, das im Gegensatz zu den anderen hier gepflegter wirkte.

Das Haus war in einem hellen Beige gestrichen, fast schon weiß. Eine Veranda besaß es, auf welcher verschiedene Blumen standen, ob von der Art oder der Farbe. Auch zwei Balkone waren von der Vorderseite zu sehen. Alles wurde mit runden Steinsäulen gestützt. Rundbogenfenster und Türen hatte dieses Haus, manche von den Fenstern besaßen Sprossenteilung. Das Dach war aus Ziegelstein.

»Es ist wirklich schön«, gab ich ehrlich zu. »Dann hat sich die Renovierung wohl gelohnt.« Er öffnete die Autotür. »Deswegen sieht es gepflegter aus als die Häuser von den anderen«, stellte ich fest. »Ich wollte ihnen etwas zurückgeben, aber ich half anderen in der Gegend auch bei kaputten Sachen, wie: risse in der Mauer oder Möbel, welche nicht mehr funktionstüchtig oder nicht vorhanden waren. Im Zentrum, bei den ganzen Geschäften dasselbe.« Er stieg aus. Verblüfft tat ich ihm nach.

»Damit habe ich ehrlich nicht gerechnet.« Ich folgte ihm zum Kofferraum. »Das dachte ich mir schon. Nur weil ich der bin, welcher ich eben bin, heißt das nicht, ich helfe Menschen, bei denen ich aufgewachsen bin, sie seit meiner Kindheit kenne, nicht, wenn sie Hilfe brauchen.« Er holte die Koffer raus. Meinen wollte ich ihm abnehmen, er ließ es nicht zu. »Du wirst deinen Koffer nichts selbst tragen mi Vida.« Er machte den Kofferraum wieder zu und lief los auf die andere Straßenseite. Auch hier folgte ich ihm.

»Es ist wirklich süß von dir, dass du ihnen hilfst, so wie es süß ist, dass du meinen Koffer tragen willst, aber ich kann das auch selbst«, informierte ich ihn. »Beides ist nicht süß und auch wenn du es selbst machen könntest, mache ich es liebend gerne für dich.« Vor der Haustür blieben wir stehen. Als er seinen Schlüssel aus seiner Chino holte, erhöhte sich mein Herzschlag. Roja mochte mich, daran konnte man nicht zweifeln, aber was ihren Mann anging. Er war wie Pablo, das sagte schon viel aus.

»Warte«, kam es einfach aus meinem Mund, in dem Moment, in welchem er den Schlüssel in das Schlüsselloch stecken wollte. Er schaute mit hochgezogener Braue, fragend zu mir. »Ich dachte du bist nicht nervös?« Er versuchte seine Belustigung erst gar nicht zu verstecken. »Bin ich nicht«, erwiderte ich grimmig. »Wenn das so ist, können wir ja jetzt reingehen.« Er schloss einfach auf, wartete nicht weiter.

Eingetreten stellte er die Koffer im Flur an der Wand ab. Mit meiner Hand ergriffen lief er weiter in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer. Die Wände und die Möbel waren in Beige und dunklen Holztönen gehalten, die ganze Dekoration hingegen war bunt. Am meisten die vielen Kissen, auf den zwei Couches und den Sesseln. Gegenüber von uns befanden sich mehrere Fenster, in der Mitte eine große Glastür, wodurch man perfekten Blick in den Garten hatte.

Dort steuerten wir zügig zu, nachdem Pablo ein Schnauben von sich gab. Eine Terrasse, ein Pool und Wiese, auf welcher sich ein paar Bäume, Büsche mit Obst und Gemüse befanden und ein älterer Mann.

KIARA - Wenn Rache süß istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt