Kapitel 40

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Alvaro

Wie so gut wie jeden Tag ackerte ich mir auf eins meiner Felder den Arsch ab, nur damit ich Rückenschmerzen bekam und die reichen ihren teuren Wein oder die nichtsnutzigen Menschen mein Gutes Pestizide freies Obst und Gemüse essen konnten.

Besaß die Menschheit, die Personen, welche nicht täglich hart auf dem Land arbeiten, mussten überhaupt eine Ahnung, wie schweißtreibend dieser Beruf war? Insbesondere jetzt um diese Jahreszeit. Der Hochsommer.

Ich als Boss konnte mich schon längst entspannt zurücklehnen, einfach nur zugucken. Ich besaß genug Geld. Eigentlich bräuchte ich nichts mehr tun, außer mich um die Finanzen kümmern.

Leichter gesagt als getan. Ich brauchte etwas zu tun. Ich konnte nicht ohne. Trotz meiner 58 Jahre arbeitete ich noch immer diesen Knochenjob. Was sollte ich auch anderes tun?

Ich besaß keinerlei Familie, befand mich in keiner Beziehung und lebte zurückgezogen. Ich entschied mich von selbst für dieses Leben, trotzdem fragte ich mich seit einer ganz bestimmten jungen Frau vor einem Monat, was wäre wenn?

Zu meinem Pech konnte ich sie nicht nochmal sehen. Erst wollte ich, dass sie verschwand. Nun wollte ich sie wiedersehen.

Durch sie wurde ich an einen Ausschnitt meines früheren Lebens erinnert. An eine Andrea und unser erstes Kennenlernen. Andrea war Kiaras Mutter, somit konnte der Lockenkopf womöglich wirklich meine Tochter sein.
Wie es sich wohl anfühlte Kinder zu haben?

Durch Kiara, aber auch durch die junge Frau Namens Andrea bekam ich wieder Hoffnung auf Erinnerungen. Es hatte sich angefühlt wie ein Filmriss. Nachdem man eine wilde Party hinter sich hatte und sich am nächsten Tag über Stunden hinweg an Schnipsel erinnerte. Und trotzdem anders. Es fuhr wie ein Blitz durch einen. Eine Flut aus der Vergangenheit. Erst nachdem man sich erinnerte, dachte man darüber nach und einem wurde bewusst, was vor das innere Auge gekommen war.

Ich erlebte das Gefühl nur einmal, dennoch konnte ich mich genau daran erinnern. Ich würde das Gefühl nie mehr vergessen.

Mit schwerer Atmung wusch ich mir den Schweiß von meiner Stirn, wobei ich meinen Kopf in den Nacken legte. Wegen der Sonne schloss ich meine Augenlider.

Ich wollte es mir nicht eingestehen, doch ich wurde allmählich zu Alt, um mich auf dem Feld abzurackern.

Daniel, einer meiner jüngsten und trotzdem der beste Mitarbeiter könnte das Kommando für mich übernehmen. Er kannte sich mit allem bestens aus. Wieso eigentlich nicht? Eine Pause, Urlaub könnte mir mal guttun.

Apropos Daniel. In der Sekunde, wo ich mehrere Autos hörte, wurde ich von dem Jungen darüber informiert. »Boss, da unten halten drei teuer aussehende Autos«, sagte er. Ich öffnete blinzelnd wegen der Sonne, meine Augen, ehe ich runter schaute. Wir standen in der Mitte des langen Feldes, welches steil nach oben verlief.

Tatsächlich hielten drei Sportwagen vor der Sackgasse. Verfahren schienen sie sich nicht zu haben, denn mehrere Personen stiegen gezielt aus.

»Bleib hier oben mein Junge. Ich kümmre mich darum.« Ich klopfte ihm auf die Schulter, ohne meine Augen von den mittlerweile sieben Personen zu nehmen. Fünf Männer. Zwei Frauen. Sie alle hatten eins gemeinsam. Die Ausstrahlung.

Sie strahlten genau, dass aus, was ich verabscheute. Geld. Macht. Arroganz. Ich mochte zwar zwei Sachen davon haben, nur lebte ich mein Leben abgeschottet und hielt die Menschen bewusst mit meinem Verhalten auf Abstand.

Ich lief den schmalen Weg bergab, bis ich mit Metern Entfernung direkt vor ihnen stehenblieb.

Bereits die ganze Strecke über spürte ich die Blicke aller auf mir. Sie brannten sich förmlich in meine sonnengeküsste Haut. Nun machte sich eine unangenehme Nervosität in mir breit. Ich spürte, dass sie wegen mir hier waren. Ich besaß leider keinen blassen Schimmer wieso.

KIARA - Wenn Rache süß istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt