Kapitel 23

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Alvaro

vor 33 Jahren...

Ich lief die Straße entlang. Es war früh morgens, wodurch es noch recht ruhig für Richmonds überfüllte Straßen war. Erst in einer guten Stunde wurde es hier gerammelte voll. Dort begann der Arbeitstag. Für mich begann er jetzt schon. Sobald ich meinen schwarzen Kaffee in der Hand hielt, ging ich in mein Büro, überprüfte alles und führte ein Meeting. Damit fertig, war ich nur mit den Dingen im Büro fertig, denn danach musste ich mich um noch weitaus mehr kümmern.

Von der Seite wurde ich aus dem nichts angerempelt. Ich schaute zur Seite, zum Vorschein kam eine braunhaarige junge Frau mit lockigem Haar. Ihr kurviger Körper steckte in einer engen schwarzen Jenas, welche ihren perfekten Arsch betonte. Wie sie von vorne aussah, konnte ich nicht beurteilen, da sie ohne sich bei mir zu entschuldigen an mir vorbeirannte.

Ihre Locken flogen durch die Luft. Durch das Rennen taten es ihre Brüste ihr mit Sicherheit nach. An den Blicken der Männer zu urteilen war der Anblick von vorne um einiges besser als von hinten. Sie trug nur ein Top, also musste man ihre Brüste eindeutig wackeln sehen.

Genervt lief ich weiter. Sonst war ich immer derjenige, welcher jemanden anrempelte, wenn mir niemand aus dem Weg ging. Es passierte nicht oft, die meisten taten es bereits von Meter weiter Entfernung. Mein Aussehen und Ausdruck erledigte das ganz einfach für mich. Aber von jemanden angerempelt zu werden, dann auch noch keine Entschuldigung zu bekommen, ärgerte mich.

Es dauerte nicht lange, bis ich an meinem Ziel ankam. Café Virginia. Ein paar Jurastudenten saßen bereits in einer Sitzecke mit ihrem Kaffee, belegten Brötchen oder einem anderen Gebäck. Es war nicht schwer, zu wissen, was sie studierten. Gesetzbücher lagen gestapelt auf dem Tisch, mit den aufgeklappten Laptops. Als sein diese Indizien nicht schon ausreichend genug, trugen die Männer unter ihnen viel zu große und billige Anzüge.

Auch ein älteres Paar saß hier und frühstückte. In meiner Welt sollte man nicht lieben, nicht heiraten. An sich war es heutzutage unwahrscheinlich für immer mit einer Person zusammenzubleiben. Wegen unnötigsten Kleinigkeiten oder weil einer den anderen betrog, trennte man sich. Anstatt wie es früher einmal war, um die Liebe zu kämpfen, es ernst zu meinen. Für diejenigen, welche es wirklich schafften, bis zu ihrem Lebensende zusammen zu bleiben, war es schön, aber eben auch unwahrscheinlich.

»Mr. wollen sie etwas bestellen oder nur herumstehen?«, sprach mich eine zarte Stimme an. Ich guckte nach vorne. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Leute, welche vor mir standen, schon weg waren. Mein Blick fiel auf eine junge Frau. Ich musste kein zweites Mal hinschauen, um zu bemerken, der Lockenkopf von vorhin stand gegenüber von mir hinter dem Tresen.

Mir stockte der Atem. Etwas machte sich in meiner Brust breit, etwas, was mir neu war. Ihr lockiges Haar wurde zu einem unordentlichen Dutt hochgebunden. Ihr heißer kurviger Körper steckte nicht mehr in einer Jeans und einem Top, sondern in einem weißen kurzen Arbeitskleid, um welches eine genauso kurze rote Schürze gebunden war. An ihrem Dekolleté ging es bergab, wodurch man etwas einen Einblick auf ihre Brüste, besonders wenn sie sich beugte, haben konnte.

Ich ließ meinen Kopf zu ihrem Gesicht wandern. Feine Gesichtszüge, volle Lippen, volle frisch gezupfte Augenbrauen, ebenso volle Wimpern und Moosaugen, die mich abwartend ansahen. »Einen schwarzen Kaffee zum mitnehmen«, bestellte ich bei ihr, ohne sie eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Sie war ungeschminkt und weil die Kleine mich vorhin beim Vorbeirennen anrempelte, vermutete ich, sie hatte verschlafen. »Noch etwas?« Ich schüttelte meinen Kopf. Sie nickte einmal. »5 Dollar.« Ich zog meine Braue in die Höhe. »Für einen Kaffee?« Sie presste ihre Lippen aufeinander, versuchte sich, einen Kommentar zu verkneifen. Scheiterte. »Ich mache die Preise nicht, also wenn Sie den Kaffee haben wollen, bezahlen Sie.« Meine Mundwinkel zogen sich minimal in die Höhe. Ich holte mein Portemonnaie aus meiner Chino, reichte ihr 100 Dollar. »Der Rest ist für dich Andrea.« Mit großen Augen guckte sie mich an.

KIARA - Wenn Rache süß istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt