Kapitel 20

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Kiara

Erstarrt guckte ich den Mann an. Wenn mein Herz schon schnell geschlagen hatte, als ich bemerkte, Gefühle für einen Freund von meinem Cousin zu bekommen, dann schlug es hier nun doppelt so schnell.

Alvaro konnte es nicht sein. Er lag ganz klar begraben neben meiner leiblichen Mutter, auf unserem Anwesen. Beide lagen dort seit 28 Jahren. Seit wenigen Monaten vor und nach meiner Geburt. Ein kleiner Stich versetzte es in meinem Herzen. So sehr ich meine Eltern liebte, hätte ich wenigstens gerne eine Erinnerung an meine leiblichen Eltern gehabt. Nicht von Bildern. Aber dennoch, dieser Mann ...

Er wandte sein Gesicht von mir ab, ergriff die Schaufel, die neben ihm Stand, lief mit ihr, um den weißen Gartentisch herum, in das Haus. Gebannt starrte ich auf die Tür. Warum schaute mich dieser Mann so merkwürdig an? Wir besaßen Ähnlichkeit, ja, nur mit der Zeit wurde sie immer weniger. Ich wurde älter, mein Gesicht veränderte sich, so auch meine Augen. Mir wurde erzählt, dass die hellen Braunsprenkel in meinen Augen bis fast zum Ende meines 1 Lebensjahres weniger wurden. Bei Alvaro hingegen wurden sie nach der Geburt mehr.

»Hier bist du.« Erschrocken zuckte ich zusammen. Pablo vergaß ich durch Alvaro total, vergaß, warum ich hierherlief. Meine Gedanken lagen einzig und allein bei dem Mann. Mit einer wütenden Miene drehte ich mich zu dem Mexikaner um.

»Hier bin ich und jetzt war ich hier.« Ich machte einen Schritt zurück, um an ihm vorbeilaufen zu können. »Kiara.« Ich ignorierte ihn gekonnt. »Kiara!« Dios, verlor er schnell die Geduld. Das kam mir nur allzu bekannt vor. Pablo umfasste mein Oberarm, zog mich zurück vor sich. »Hör mir zu.« Er ließ von mir ab. »Nein, ich will nichts hören. Egal, was das zwischen uns war, es ist vorbei!«

Ich ließ nicht so mit mir reden. Als halb Spanierin aufgewachsen mit einem Haufen Mafiosos, darunter dem Boss eines Clans alias mein Vater, da verlor man schnell mal die Fassung.

Er fuhr sich gestresst durch sein Gesicht. »Mierda.« Er war die ganze Zeit noch wütend gewesen, zeigte es jetzt erst wieder. »Was willst du denn von mir hören Kiara? Sag es mir, was willst du von mir hören?!« Ich schwieg. »Zieh die Kette wieder an und wag es nicht noch ein einziges Mal sie auszuziehen.« Er hielt mir die Kette hin. Anstatt sie ihm aus der Hand zu nehmen, verschränkte ich stur meine Arme vor meiner Brust.

»Ich verliere so langsam die Geduld, und bis ich dich traf wusste ich nicht einmal, dass ich überhaupt welche besitze.« Er wurde lauter, seine grauen Augen wurden durch die Dunkelheit verschlungen, seine Muskeln spannten sich an. »Das nennst du Geduld?« Er umfasste den Anhänger der Schlangenkette fester.

»Hör auf damit«, knurrte er. Als er mir bedrohlich näherkam, wisch ich nicht aus. »Nur weil ich anders mit dir umgehe, heißt es nicht, dass du mir auf der Nase herumtanzen kannst. Irgendwann überschreitest selbst du meine Grenzen und bald hast du sie erreicht.« Ich schluckte. Kiara Hernández hatte gerade keine Angst vor ihm, sondern Kiara Cortez.

»Warum bist du so?« Traurig, verängstigt sah ich zu ihm auf. »Warum bist du jetzt wütend auf mich? Ich sollte wütend auf dich sein!« Mein Gesicht zeigte Wut, echte Wut. »Du hast mir gedroht. Gedroht! Gerade wieder, obwohl du meintest, ich bräuchte keine Angst vor dir haben«, schrie ich. Er sagte kein Wort, still guckte er mich einfach nur an. Das Problem an der Sache, wenn man stritt, die eine Person ruhig blieb, machte es die andere Person rasend vor Wut. »Antworte doch!« Ehe er antworten konnte, ertönte eine unbekannte Stimme hinter mir.

»Gibt es ein Problem?« Ich erschauderte. Eine männliche, raue Stimme ertönte neben mir. Ganz langsam drehte ich mich in die Richtung. Der Mann stand, mit einem schwarzen engen T-Shirt übergezogen vor mir, mit nicht einmal 1 Meter Abstand. »Nein«, kam es monoton von Pablo. »Für mich sieht das anders aus. Ihr streitet lautstark mitten auf der Straße.« Ich beachtete weder, was er sagte, noch was Pablo darauf erwiderte.

KIARA - Wenn Rache süß istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt