Kapitel 30

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Andrea

Vor 33 Jahren

Ich machte auf der Theke vor mir sauber. Ein Kaffeefleck auf der einen Seite, ein Zuckerhaufen auf der anderen. Manchmal besaß ich das Gefühl, dass ich als Einzige hier aufräumte. Hoffentlich musste ich nicht mehr lange hier arbeiten. Der Job in diesem Café war nur vorübergehend, bis ich einen richtigen Job fand. Den Traum auf ein College zu gehen, gab ich bereits vor Jahren auf, denn das Geld, was ich hier Verdiente reichte, gerade zum Leben aus.

»Einen schwarzen Kaffee zum hier trinken«, bestellte eine raue männliche Stimme. Ein Glücksgefühl machte sich in mir breit. Der Mann von gestern kam wirklich zurück. Um fast dieselbe Uhrzeit und derselben Bestellung nur zum hier trinken. Ich hoffte, er kam wieder, auch wenn er mir verdammt arrogant rüber kam. Diese Art passte zu dem Schwarzhaarigen.

Ich unterdrückte mir ein Lächeln, drehte mich so zu ihm um. Wie gestern waren seine ganzen Klamotten schwarz. Nur anstatt ein Jackett und ein Hemd zu tragen, steckte er in einem enganliegenden T-Shirt. Dazu weiterhin eine Chino und Business-Schuhe. Wegen seiner freigelegten Arme konnte man jede Menge Tattoos sehen.

»Darf es noch etwas sein?«, fragte ich Alvaro – wenn ich mir seinen Namen richtig merkte. »Deine Nummer und ein Date. Obwohl ich auf letzteres nicht wirklich abfahre.« Ich konnte mir mein Grinsen nicht unterdrücken, womit ich ihn ansteckte. Er zeigte mir damit seine strahlend weißen Zähne. Es passte so gar nicht zu einem definitiv mächtigen Mann. Alles an ihm schrie an ihm nach Gefahr, dennoch mochte ich ihn auf eine komische Weise. Gestern noch fand ich ihn ein eingebildetes Arschloch, jetzt zwar immer noch aber auch ... keine Ahnung. Er gefiel mir einfach.

»Man gibt fremden nicht einfach seine Nummer.« Er reichte mir wie gestern einen 100 Dollarschein. Ging das jeden Tag so weiter, konnte ich mir doch bald mein Studium finanzieren. Diesmal lehnte ich ihn nicht ab, denn es brachte nichts. Man konnte nicht mit Alvaro diskutieren, so viel wusste ich bereits. Er entschied etwas, also wurde es durchgezogen.

»Wie soll ich dich sonst kennenlernen, wenn du mir deine Nummer nicht gibst?« Er zog seine Braue in die Höhe. »Wer sagte denn überhaupt, dass ich dich kennenlernen will?«

»Das willst du, man sieht es dir an und außerdem solltest du dir bis heute überlegen, wie ich mein Verhalten wieder gut mache.« Ich wandte mich von ihm ab, um seinen Kaffee fertig zu machen. Hinter ihm standen zwar keine Kunden, trotzdem musste ich meine Arbeit nachgehen.

»Mir ist nichts eingefallen«, gab ich ehrlich zurück. Ich kannte Alvaro nicht, wusste nicht, ob er mir vielleicht etwas Schlechtes wollte und vor allem, was diesem Mann gefallen könnte. »Das habe ich mir schon gedacht.« Ich stellte eine kleine weiße Tasse unter die Kaffeemaschine, betätigte den Knopf, damit der Kaffee durchlief.

»Lass mich raten, deswegen hast du dir bereits überlegt, was wir machen?« Ich drehte mich um. Sein Grinsen reichte als Bestätigung aus. »Und was genau willst du machen? Fremder.«

»Erstmal werde ich meinen Kaffee trinken, danach werde ich dir bei deiner Arbeit helfen, denn wie es aussieht, bist du hier ganz alleine und danach, muss ich mir noch überlegen.« Mit offenem Mund schüttelte ich meinen Kopf. »Das geht nicht. Du kannst mir nicht helfen. Du weißt sicher nicht einmal, wie die Kaffeemaschine funktioniert. Selbst wenn, sollte mein Boss davon erfahren wird er mich feuern. Ich brauche diesen Job.«

»Er wird schon nichts davon erfahren, Löckchen.« Gelassen lehnte er sich an die Theke, sah mich mit einem frechen Grinsen an.

Wie schaffte er es bloß, charmant und sympathisch zu sein, wenn er sich wie ein arrogantes Arschloch benahm?

»Okay, aber wenn ich wegen dir meinen Job verliere, besorgst du mir einen neuen, gut bezahlten.«
»Alles klar, du bist die Chefin.« Meine Mundwinkel zogen sich zu einem Lächeln nach oben.

Bitte lass mich diese Entscheidung nicht bereuen.

KIARA - Wenn Rache süß istWo Geschichten leben. Entdecke jetzt