Unerwartete Begegnung

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Nike stöhnte auf, als sie sich am frühen Morgen aufrichtete und einen Blick auf ihre Kolleginnen richtete, welche offensichtlich noch tief und fest schliefen. Für sie waren die Zeiten, in denen man erholsam auf dem Boden schlief, wohl vorbei. Sie zückte ihr Handy und sah auf die Uhr: 05:10 Uhr. Viel zu früh, doch sie konnte nicht mehr liegen, gefühlt tat jeder Knochen in ihrem Körper weh. Sie überlegte kurz. Es war die perfekte Uhrzeit für eine ruhige Dusche, danach konnte sie sich noch einmal bis zum Frühstück in ihren Schlafsack legen.


Frisch geduscht, nur ein Handtuch umgebunden und in dem Glauben, dass ihr niemand begegnen würde, trat sie aus der Duschkabine ins Freie. Sie beugte sich nach vorne, umfasste ihre Haare mit einem zweiten kleinen Handtuch und rubbelte diese sorgfältig trocken, bis sie sich aufrichtete, ihre zerzausten Locken nach hinten warf und mit einer Hand hindurchfuhr. „Guten Morgen", ertönte eine ruhige Stimme neben ihr. Sie fuhr zusammen und sah erschrocken zur Seite. Mr. Jenkins stand mit einem Handtuch in der Hand und ausschließlich in Sportshorts bekleidet neben ihr. Ihr Blick blieb an ihm hängen „Ich wollte Sie nicht erschrecken", entgegnete er ruhig. Sie atmete tief durch: „Das haben Sie aber". Er lächelte, sah an sich hinunter: „Ich habe nicht damit gerechnet, um diese Uhrzeit Jemandem zu begegnen." „Ich wohl auch nicht", lachte Nike und sah ebenfalls an sich herunter. „Wieso sind Sie schon wach?", wollte er aufmerksam wissen. Nike zuckte mit den Schultern: „Um ehrlich zu sein tat mir heute Morgen alles weh, sodass ich nicht mehr auf dem Boden liegen konnte". Er lachte: „Und das in Ihrem Alter?" Nike kniff die Augen leicht zusammen und sah ihn herausfordernd an: „Und wieso sind Sie schon wach?" Sie bemerkte, dass er sie beobachtete, er schmunzelte jedoch: „Senile Bettflucht würde ich sagen". Nike betrachtete ihren Chef genau, diesmal war sie es, die einen Schritt auf ihren Gegenüber zutrat, sah ihn an und fuhr sich mit einer Hand durch ihre nassen Locken. Er atmete tief durch: „Was haben Sie vor?", fragte er ruhig, jedoch mit belegter Stimme. Ohne ein weiteres Wort hob sie ihre Hand und glitt sanft über seine Brust. Sie wusste, dass es keine gute Idee war, doch dieser Mann wirkte wie ein Magnet auf sie, nur eine kurze Berührung. Er schluckte merklich, während Nike weiter über seine Brust fuhr. Jeder einzelne Muskel schien sich unter ihrer Hand anzuspannen. „Das ist keine gute Idee, Nike", brachte er fast tonlos hervor. „Nein das ist es nicht", bestätigte Nike flüsternd, während sich ihre Lippen seinen näherten. „Das ist nicht gut", entfuhr es ihm kaum hörbar, bevor ihre Lippen auf seine trafen und ihre Zunge seine sachte berührte. Sie spürte wie seine Hände über ihre Taille strichen, sodass sie die von ihm ausgehende Wärme spüren konnte. Sie musste wieder einen klaren Gedanken fassen. Behutsam löste sie sich von ihm: „Keine gute Idee", wiederholte nun auch sie seine Worte. Sie verstieß gegen ihre eigenen Prinzipien. Flirten, ein wenig schäkern war in Ordnung, doch darüber hinaus sollte es auf der Arbeit auf gar keinen Fall gehen, schon gar nicht mit ihrem Chef und sicher nicht mit einem Mann, bei dem sie nicht einmal wusste, ob er vergeben war. Hatte sie einen vergebenen Mann geküsst? Es war ihr Gegenüber, der einen Schritt nach hinten machte und so Abstand zwischen sie brachte: „Ich sollte duschen gehen", bemerkte er ruhig und wandte sich nach einem kurzen Moment von ihr ab. „Luis". Erstaunt über die direkte Ansprache, drehte er sich erneut zu ihr und sah sie erwartungsvoll an. „Bist du in einer Beziehung", wollte sie grade heraus wissen. Es war ihr egal, ob er nun auf Männer oder Frauen stand, allerdings nicht, ob er in einer festen Beziehung war. Er schien kurz zu überlegen, schüttelte dann jedoch den Kopf.


„Hast du gut geschlafen?", fragte April und nahm einen großen Schluck aus ihrer Kaffeetasse. „Nicht wirklich", gab Nike ehrlich zu und lächelte: „Mir tut einfach alles weh". Ihre Freundin lachte: „Ich habe geschlafen wie ein Stein, aber heute Morgen dachte ich mich hätte heute nach ein LKW überrollt." Nike schaute auf ihre Kaffeetasse, erinnerte sich an die Begegnung am Morgen. Er war nicht übermäßig muskulös, eher schmal, jedoch definiert. Seine Hände auf ihrem Körper zu spüren, mit dem Wissen, dass lediglich ein Handtuch zwischen ihnen und ihrem Körper gewesen war, bereitete ihr Gänsehaut: „Er hat keinen Freund", flüsterte sie, sodass nur April sie hören konnte. Diese schaute sie verwundert an: „Was? Von wem hast du das?". „Von ihm", fuhr sie leise fort. Aprils Blick wurde noch fragender. „Ich erzähle es dir später", bemerkte sie leise und nippte an der Tasse in ihrer Hand.

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Luis stockte, als er Nike lediglich mit einem Handtuch bekleidet vor sich sah. Mit dem Kopf nach vorne gebeugt stand sie da und rubbelte ihre Haare trocken, bevor sie sich aufrichte. Ihre lockigen noch feuchten Haare warf sie schwungvoll nach hinten und fuhr mit einer Hand sachte hindurch. Er ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten. Das Handtuch war fest um ihn gelegt, endete jedoch bereits knapp unterhalb ihres Hintern, wodurch er ihre nackten Beine betrachten konnte. Der Griff an dem Handtuch in seiner Hand verfestigte sich. Sofort schoss ihm der Kuss des Vorabends in den Kopf. Ihre weichen Lippen, ihr Körper nah an seinem. Er konnte nicht ignorieren, dass es passiert war, schon gar nicht, als er sie so vor sich sah. Er schluckte, er musste sich zusammenreißen. Das hätte nicht passieren dürfen und es durfte auch in Zukunft nicht mehr passieren. Er wollte privates nicht mit geschäftlichem mischen. Es war seine Assistentin. „Guten Morgen", bemerkte er möglichst ruhig.


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