Aufeinandertreffen

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Nur wenige Blocks von ihrem Arbeitsplatz entfernt hatten Nike und April schon vor langer Zeit eine gemütliche Bar ausgemacht. Neben unglaublich guten Cocktails boten sie auch kleine Gerichte an, somit die ideale Lokalität, um an einem Freitag nach der Arbeit das Wochenende einzuläuten. Nike genoss es Zeit mit ihrer Freundin zu verbringen und den Stress der Arbeit hinter sich zu lassen. „Ich kann keine Personalplanungen, Statistiken oder Kalkulationen mehr sehen." stellte sie fest und nippte an dem Cocktail in ihrer Hand. „Er scheint ganz schön motiviert zu sein", erwiderte April nun mit einem Lächeln und nippte ebenfalls an ihrem Cocktail. Nike hatte zum ersten Mal das Gefühl im Beruf richtig gefordert zu sein. Mr. Smith hatte sie oft um Rat gefragt und sie in Entscheidungen eingebunden, aber ein fachlicher Austausch oder gar eine Diskussion hatte es nicht gegeben. Mr. Jenkins war anders. Er fragte nach, er hakte nach und er wollte alles bis in das kleinste Detail verstehen. Er war im höchsten Maß professionell und fachlich brillant. „Zudem ist er ein echter Augenschmaus", fuhr April schwärmend fort, als sie genüsslich in eine Pommes biss. Nike schüttelte lachend den Kopf: „Das ist nun wirklich Nebensache, April". „Und konntest du Erfolge bei ihm erzielen?", hakte April nach und zog Nike mit ihrer Frage bewusst auf. Auch Nike dippte ihre Pommes in die Mayonnaise schob sie sich in den Mund: „Weißt du, ich glaube er ist einfach nur sehr professionell". „Und dann guckt er nicht einmal". Nike hielt in ihrer Bewegung inne und überlegte kurz: „Da bin ich mir nicht ganz sicher." Auch April überlegte kurz, lächelte und zuckte dann mit den Schultern: „Ich bleibe bei meiner Vermutung, dass er auf Männer steht." Nike ließ die letzten Tage Revue passieren, sie glaubte nicht, dass er kein Interesse an Frauen hatte. Immer wieder hatte es kleine Momente gegeben, in denen sie etwas in seinem Blick erkannt hatte, was zumindest ein Interesse an ihr vermuten ließ.

Abrupt wurde sie aus ihren Gedanken gerissen: „Autsch", entfuhr es Nike, als sie einen Tritt an ihrem Schienbein verspürte. „Was soll das?", fuhr sie ihre Freundin an, wurde jedoch jäh unterbrochen als diese sie wild gestikulierend auf die Tür aufmerksam machte.
Ein Junge mit hellblonden Haaren und einer dezenten silbernen Brille betrat das Lokal. Seine Haare waren zwar kurz geschnitten, wirkten aufgrund seiner feinen Locken jedoch sehr dicht. Mit einer gutsitzenden Jeans und einem hellblauen Hemd war er ungewöhnlich gut gekleidet für einen vermutlich 14-jährigen Jungen. Erst als die zweite Person den Raum betrat wurde Nike klar, weshalb ihre Freundin vor wenigen Sekunden so wild gestikuliert hatte. Es war Luis Jenkins, welcher grade aus dem Büro gekommen sein musste. Er wies den Jungen auf einen Tisch am anderen Ende des Raumes hin, welchen sie gemeinsam besetzten. Er hatte sie offensichtlich nicht bemerkt. „Ein bisschen jung für seinen Freund", stellte April mit einem Schmunzeln fest. Nike konnte daraufhin nur den Kopf schütteln. Betrachtete man die Beiden, so sah man eine gewisse Ähnlichkeit zueinander. Beide hatten diese signifikanten Locken, auch die Gesichtszüge ähnelten sich. Nike konnte nicht anders, als die Beiden gelegentlich zu beobachten.

Erst als Mr. Jenkins die Rechnung beglich schien er sie zu bemerken. Er lächelte knapp und nickte leicht zum Gruß. Der Blick des Jungen folgte dem seines Begleiters und wurde fragend. Er verstaute den Geldbeutel in seiner Hosentasche und kam zu Nikes Überraschung auf sie und April zu. „Guten Abend die Damen", grüßte er höflich und reichte seinen Kolleginnen die Hand. „Sind das deine Angestellten", hakte der blonde Junge neugierig nach. Er nickte: „Finlay, das sind Miss Smith, sie arbeitet am Empfang und das ist Miss Davis, meine Assistentin". „Hi, freut mich", sagte er ruhig und reichte April und Nike höflich die Hand. Nike war beeindruckt von der ruhigen und charismatischen Art des Jungen und sie war sich nun sicher, dass es Mr. Jenkins Sohn war, der ihr gegenüberstand. „Er erzählt nicht viel von der Arbeit", stellte Finlay nun fast schon entschuldigend fest. Nike sah ihn verständnisvoll an, lächelte und blickte kurz zu Mr. Jenkins: „Ich habe den Eindruck, er erzählt prinzipiell eher wenig." Wie Nike bereits erwartet hatte, ging dieser nicht einmal ansatzweise auf ihre Bemerkung ein, sondern legte dem Jungen die Hand in den Nacken: „Wir müssen dann auch los. Einen schönen Abend Ihnen" Nike bemerkte, dass Finlay noch etwas gegenüber Mr. Jenkins gesagt hatte, leider jedoch nicht was er gesagt hatte. Sie sah hingegen, wie der Griff in seinem Nacken etwas fester wurde und ihn aus der Lokalität schob.

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Luis hatte Finlay versprochen nach der Arbeit noch eine Kleinigkeit mit ihm zu essen, bevor er ihn zu seiner Mutter brachte. Er genoss es unwahrscheinlich Zeit mit seinem Sohn zu verbringen. Er war ein eher introvertierter und vernünftiger Junge, der ihm immer ähnlicher wurde. Er zückte grade seinen Geldbeutel, als er zwei junge Damen auf der anderen Seite des Raumes erblickte. Er lächelte und nickte höflich. Finlay folgte seinem Blick und schaute ihn fragend an. Er konnte ihm nicht predigen stets höflich zu sein und sich selbst dann nicht daranhalten. Er atmete einmal tief durch, trat zu Miss Davis und ihrer Kollegin und reichte ihnen zur Begrüßung die Hand. „Sind das deine Angestellten?", hörte er nun die Worte seines Sohnes, die ihm unweigerlich ein wenig unangenehm waren und stellte ihm seine Kolleginnen vor. Während Finlay sich mit seiner gewohnt anständigen Art präsentierte, blieb Luis Blick für einen Moment an seiner Assistentin hängen. Als diese sich erhob, um seinem Sohn die Hand zu reichen rutschte ihr Rock eine Spur nach oben ließ einen Blick auf ihre schlanken, sportlichen Oberschenkel zu, die er bereits an seinem ersten Arbeitstag bewundert hatte. „Er erzählt nicht viel von der Arbeit". Hörte er die Stimme seines Sohnes und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch vor sich. Miss Davis lächelte ihn direkt mit einem unwiderstehlichen Lächeln an. „Ich habe den Eindruck, er erzählt prinzipiell eher wenig". Flirtete sie mit ihm? Er ignorierte ihre Bemerkung bewusst und bemühte sich weiterhin gelassen zu wirken. Aber eins war Luis klar, er musste hier weg. „Wir müssen dann auch los. Einen schönen Abend Ihnen". „Dad, deine Assistentin ist schon ziemlich sexy." In der Hoffnung, dass keine der beiden Frauen die Bemerkung seines Sohnes gehört hatte, verfestigte er den Griff in seinem Nacken und schob ihn aus dem Lokal.


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