Willkommen

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„April?“. Nike stand bereits am Empfang und atmete tief durch, das konnten noch keine Wehen sein. „Wir sollten ins Krankenhaus fahren“, sprach sie mit zusammengebissenen Zähnen. Ihre Freundin sah sie verdutzt an. „Jetzt“ fügte Nike ausdrücklich hinzu. „Es ist viel zu früh“, stellte April perplex fest. „Das scheint Malia nicht zu interessieren.“, fuhr sie ihre Freundin an und deutete ihr an sich zu beeilen. „Was ist mit Mr. Jenkins?“, fragte April, als sie nach ihrer Tasche griff. "Er ist in einem Meeting.“, bemerkte Nike und sie und musste sich eingestehen, dass sie der Gedanke, dass er nicht bei der Geburt dabei sein würde, ein wenig bedrückte. Er musste einfach Malias Vater sein. Sie schluckte und sah zu April: „Können wir?“

Vollkommen erschöpft, aber unendlich glücklich hielt Nike ihre kleine Tochter im Arm und strich sanft über ihre winzigen Finger. Lächelnd sah sie zu ihrer Freundin neben sich, welche Malia ebenfalls aufmerksam beobachtete: „Danke April“, flüsterte sie mit feuchten Augen. April lachte: „Hör auf, sonst fange ich noch an zu heulen. Herzlichen Glückwunsch Nike“ bemerkte sie und wischte sich bereits eine Träne aus den Augenwinkeln. Nike schaute auf, als es leise an der Tür klopfte und eine Krankenschwester den Kopf hineinsteckte: „Hier ist Besuch für Sie, Miss Davis.“, sagte sie ruhig, bevor jemand neben sie trat. „Luis“, entfuhr es ihr perplex „Was tust du hier?“, fragte sie verwirrt. „Ich habe ihn angerufen, Nike“, erklärte April mit ruhiger Stimme. „Er sollte bei dir sein und vor allem bei Malia. Ich vertraue deinem Gefühl“, lächelte sie und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer. Sprachlos sah sie den Mann vor sich an. Sie wusste nicht, was sie denken sollte, sie hatte sich bewusst dagegen entschieden einen der Männer kurz nach der Geburt zu sehen dennoch war sie erleichtert und glücklich, dass er da war. Zaghaft lächelte sie, woraufhin Luis schweigend an ihr Bett trat. Er hob seine Hand, fuhr zärtlich über ihre Wange, sah sie einfach nur an. Sein Blick jagte augenblicklich einen wohligen Schauer über ihre Haut, er war vertraut und liebevoller, als sie es je von ihm erlebt hatte. Er lächelte zögerlich und sah zu Malia, welche ruhig in einer kuscheligen Decke auf Nikes Brust lag. Er beugte sich vor, strich behutsam über ihren Kopf und hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn: „Willkommen, Malia“. Nike spürte wie ihre Augen feucht wurden, es war eine kleine aber unfassbar vielsagende Geste, welche ausgerechnet von ihrem eigentlich so professionellen Chef kam. „Das ist dein Dad“, flüsterte Nike, schob ihre Hand unter Malias Köpfchen, hob sie hoch und übergab sie an Luis, welcher sie verwirrt ansah. Bedacht schloss er das kleine Mädchen ins seine Arme und beobachtete sie aufmerksam. „Du bist unglaublich“, flüsterte er, näherte sich Nikes Lippen und küsste sie sanft.

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Luis stand an der Wand des Konferenzraums und deutete konzentriert auf die darauf projizierte Grafik: „Wir haben ihre an uns gemeldeten Zahlen einmal grafisch ausgearbeitet, was die Notwendigkeit einer Umstrukturierung im EDV-Bereich deutlich zeigt“. Grade wollte er fortfahren, als er vom Klingeln des Telefons unterbrochen wurde. „Einen kleinen Moment, bitte“, bat er entschuldigend „Jenkins“. „Smith“, hörte er Aprils Stimme „Sie fahren jetzt sofort ins Krankenhaus. Sie sollten bei Nike sein.“ „Was?“, erwiderte er vollkommen überfordert von der Information, die er grade erhalten hatte. „Sie werden gleich Vater, Luis. Sie sollten hier sein“. Verwirrt sah er auf den Hörer in seiner Hand, April hatte aufgelegt. Er atmete tief durch, damit hatte er nicht gerechnet. Warum hatte Nike am Morgen nichts gesagt? Eilig griff er sein Jackett, welches am Stuhl neben ihm hing und blickte in die irritierten Gesichter vor sich: „Das Meeting ist beendet. Bitte entschuldigen Sie“, erklärte er und hechtete aus dem Raum.

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