„Können wir reden?“, hörte sie Luis, welcher mit verschränkten Armem im Türrahmen seines Büros stand. Nike sah auf: „Nicht hier und nicht jetzt“, entgegnete sie selbstsicher. Die Situation war schon verzwickt genug, sie wollte die Arbeit, auch wenn es nur schwer möglich war, von diesem Chaos fernhalten und sie hoffte, dass auch Luis seine Professionalität unter Beweis stellte. „Lass uns heute Mittag etwas trinken gehen“, schlug er vor und sah sie erwartungsvoll an. Nike nickte, woraufhin Luis wieder in seinem Büro verschwand. Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie für eine Reaktion erwartete. Sie konnte ihn nicht einschätzen.
„Komme ich tatsächlich als Vater in Frage?“, fragte Luis, während er sichtlich nervös das Wasserglas auf seinem Untersetzer drehte. Es war ungewohnt ihren sonst so souveränen Chef so unruhig zu sehen. Sie nickte knapp. „Das ist unmöglich“, stellte er nach kurzem Schweigen kopfschüttelnd fest. „Wir haben definitiv verhütet“. Nike betrachtete ihren Gegenüber mit ernster Miene: „Wenn es danach ginge, wäre ich nicht schwanger. Ich schlafe nicht mit Männern, ohne zu verhüten“. „Ich möchte einen Vaterschaftstest“, erklärte Luis unvermittelt. „Den möchte ich auch“, entgegnetet Nike. „Ich habe keine Erwartungen, Luis. Ich möchte nicht noch mehr Probleme, schon gar nicht auf der Arbeit. Ich schätze deine professionelle Art, bitte behalte sie einfach bei.“. „Professionell“, wiederholte Luis frustriert. „Diese Situation ist alles andere als professionell. Wenn das publik wird, wird es mich zum Gespött meiner Kollegen machen.“ „Ich wäre froh, wenn es nicht öffentlich wird“, bemerkte Nike „Zumindest bis wir Klarheit haben“. Sie zuckte mit den Schultern und schmunzelte leicht: „Die Assistentin, die mit ihrem Chef schläft, sich dazu noch schwängern lässt, entspricht auch nicht unbedingt dem Klischee, welchem ich entsprechen wollte.“ Sie machte eine kurze Pause, überlegte ohne, dass das leichte Schmunzeln von ihren Lippen verschwand: „Vorerst sind Sie nicht mehr als mein Chef, Mr. Jenkins“. Auf Luis Lippen zeichnete sich ein ungläubiges Lächeln ab: „Sie sind unglaublich, Miss Davis“.
Nike warf einen Blick auf ihr Handy: „Bitte lass uns reden“, las sie die Nachricht, welche auf dem Display erschienen war, laut vor. „Du solltest mit ihm reden, Nike“, forderte April mit ruhiger Stimme. Sie wusste, dass sie einem Gespräch mit Paul nicht ewig aus dem Weg gehen konnte, aber sein Verhalten in der Firma nahm sie ihm wirklich übel. Es hatte ihm nicht zugestanden, Luis von der Schwangerschaft zu erzählen.
„Ich wollte doch nur mit dir reden“, rechtfertigte sich Paul. „Du hast bei mir im Büro nichts zu suchen. Überhaupt nichts“, stellte Nike mit festem Ton klar. „Ich bin nicht deine Freundin und daran wird die Schwangerschaft sicher auch nichts ändern. Ist dir bewusst, dass du mich vor meinem Chef einfach nur bloßgestellt hast? “ „Habe ich Recht?“, entgegnete Paul, ohne auf ihre Frage einzugehen. Nike schüttelte lediglich den Kopf: „Das hat für dich keine Rolle zu spielen.“ „Das sehe ich anders.“, warf er augenblicklich ein. „Es spielt keine Rolle“, wiederholte Nike mit Nachdruck. „Bis das ganze geklärt ist, müssen wir miteinander auskommen. Und das funktioniert nur unter ein paar Voraussetzungen.“, erklärte Nike selbstsicher. „Höre auf mich zu belagern. Wenn ich fünf Mal nicht ans Telefon gehe, nicht zurückrufe, bedeutet das vermutlich, dass ich grade einfach nicht mit dir sprechen möchte. 10 WhatsApp-Nachrichten werden daran auch nichts ändern. Ich brauche keinen Beschützer, ich brauche meinen Freiraum und den bitte ich dich zu respektieren.“ Paul nickte knapp: „Ok“. „Du wirst mich zu keinen Untersuchungen begleiten“, fuhr sie fort. Paul holte Luft.: „Nein, er wird mich auch nicht begleiten. Niemand wird das. Das bringt nur Chaos.“, beantwortete sie seine Frage, bevor er sie überhaupt stellen konnte. „Dann verpasse ich doch alles von meinem Kind“, stellte er nun betroffen fest. „Er auch“, erwiderte Nike ruhig und sah ihn entschuldigend an: „Es geht nicht anders“.
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Luis saß an seinem Schreibtisch und starrte Löcher in die Luft, an effektives Arbeiten war für ihn nicht zu denken. Es war vernünftig, nicht auf der Arbeit miteinander zu sprechen, aber der Gedanke bis zum Mittag ausharren zu müssen ließ ihn immer nervöser werden. Er hoffte, dass Nike die Situation plausibel aufklären konnte und es sich lediglich um ein Missverständnis handelte. Oder konnte es sein, dass er sie geschwängert hatte? Immer und immer wieder ließ er die Abende mit Nike revuepassieren und jedes einzelne Mal kam er zu dem Ergebnis, dass sie sorgfältig verhütet hatten. Es war sicher nur ein Missverständnis!
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Challenge
RomanceNike Davis war mit ihren 28 Jahren fest im Berufsleben angekommen. Ihr Abschluss in Wirtschaftspsychologie hatte ihr eine super Chance in einem weltweit vertretenen Unternehmen in den USA ermöglicht, wo sie nun seit drei Jahren als persönliche Assi...