Nike ließ den Freitagabend immer wieder aufs Neue Revue passieren. Jetzt hatte sie zumindest eine Vermutung, weshalb Mr. Jenkins sie nicht ansah, wie es die anderen Männer in der Firma taten. Vielleicht war Mr. Jenkins einfach ein anständiger und liebevoller Familienvater, der sich nichts zu Schulden kommen lassen wollte. Eines war jedenfalls klar, auf Männer stand er sicher nicht. Ein ungewöhnliches Klicken riss sie aus ihren Gedanken. „Echt jetzt?", murrte sie als sie erwartungsvoll den nun schwarzen Bildschirm vor sich ansah. Ein Blick auf ihren Rechner verriet ihr, dass er noch arbeitete. „Fuck. Das darf doch jetzt nicht wahr sein". Sie schlüpfte unter den Schreibtisch, überprüfte jedes einzelne Kabel, dennoch geschah nichts. „Verflucht. Ich hasse dieses Ding", fluchte sie erneut, resettete den Rechner und schlängelte sich hastig wieder unter dem Schreibtisch hervor. Sie zupfte ihren Rock zurecht, drehte sich um und sah unmittelbar in hellgraue Augen, die nur wenige Zentimeter von ihren entfernt waren. Sie schluckte. Überrascht stellte sie fest, dass auch ihr Gegenüber kurz schluckte, jedoch schnell seine Stimme wiederfand und einen Schritt zurücktrat: „Brauchen Sie Hilfe?" Nach kurzer Verwirrung hatte sich Nike wieder gefasst, was den Ärger über ihren Computer wieder zurückbrachte. „Sie könnten mir sagen, was dieses Ding für ein Problem hat." Eigentlich hatte sie es eher als eine rein rhetorische Frage gemeint, zu ihrer Verwunderung lächelte Mr. Jenkins jedoch, löste einen Neustart an ihrem Rechner aus und verschaffte sich über eine gezielte Tastenkombination Zugriff auf die Setup-Einstellungen des Computers. Die EDV-Abteilung benötigte sie wohl nicht. „Ich hatte ganz vergessen, dass ich einen persönlichen IT-Fachmann gleich nebenan sitzen habe", erwähnte sie beiläufig, während sie Mr. Jenkins fasziniert über die Schulter blickte. „Wissen Sie, was ich nicht gerecht finde?", fuhr Nike fort und wartete nicht einmal auf eine Reaktion ihres Chefs. „Sie wissen alles über mich, ich aber nichts über Sie". „Bitte schön" überging er ihre Frage, wies auf den funktionierenden Bildschirm des Computers und trat einen Schritt zur Seite. Nike sah ihn verwundert an. „Sollte das erneut passieren, müsste der Rechner neu aufgesetzt werden.", ergänzte er nüchtern und zog sich ohne ein weiteres Wort in sein Büro zurück. Nike blieb, wie in den letzten Tagen häufiger, perplex zurück: „Danke".
Nike war versunken in die Statistik, welche bereits seit einigen Wochen auf ihrer Agenda stand, jedoch durch die Sonderaufgaben ihres neuen Chefs immer wieder in den Hintergrund rutschte. „Ich möchte ja nicht, dass Sie sich ungerecht behandelt fühlen, Miss Davis", hörte Sie Mr. Jenkins Stimme neben sich, während er ihr eine schwarze Mappe auf den Schreibtisch legte. Irritiert darüber, dass sie einen gewissen Schalk in seiner Stimme ausmachen konnte, sah sie auf. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, war er wieder in seinem Büro verschwunden. Neugierig nahm sie die Mappe an sich und warf einen Blick hinein. Es war die vollständige berufliche Vita ihres neuen Chefs. Beeindruckt las sie sich seinen Werdegang durch. Er hatte einen Master in Betriebswirtschaftslehre, einen Doktortitel in Wirtschaftsinformatik, daneben einige Fortbildungen zu Personalführung und Personalmanagement und die letzten Jahre hatte er als unabhängiger Unternehmensberater in einigen in der Branche sehr angesehenen Unternehmen gearbeitet. Sein Werdegang war beachtlich und es deckte sich mit dem Fachwissen, welches er ihr in den letzten Tagen entgegengebracht hatte.
Etwas ungeduldig klopfte sie an Mr. Jenkins Bürotür. In ihren Armen hielt sie zwei Ordner, zwei Mappen und einen Stapel Unterlagen, welche schon jetzt verdächtig rutschten und drohten ihr aus den Händen zu gleiten. Ohne auf eine Rückmeldung zu warten, stieß sie die Tür mit ihrem Fuß auf, nachdem sie die Türklinge mit ihrem Ellbogen bedient hatte. „Entschuldigung", stieß sie hervor und hastete auf den Schreibtisch zu, bevor die Unterlagen zu Boden fallen konnten. Mr. Jenkins sah sie irritiert an, woraufhin sie entschuldigend lächelte und mit den Schultern zuckte: „Ich wollte nicht alles auf dem Boden verteilen". Sie glaubte ein leichtes Schmunzeln in seinem Gesicht zu erkennen, welches jedoch schnell wieder seiner gewohnt sachlichen Art wich. Nike zog die Unterlagen nacheinander aus ihrem Stapel und legte sie Mr. Jenkins auf den Schreibtisch „Hier sind die Analysen, die Sie sich ansehen wollten, dann hätten wir hier das Firmenkonzept, hier die Unterschriftenmappe. Die Unterschriften bräuchte ich bitte in der nächsten halben Stunde und hier Ihre Vita zurück.", sprudelte es nur so aus ihr heraus. Wieder lächelte sie: „Danke dafür".
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Luis legte grade die Unterlagen zur Seite, als er ein Fluchen aus seinem Nebenzimmer vernahm „Fuck, das darf doch jetzt nicht wahr sein". Die offenherzige und authentische Art seiner Assistentin war irgendwie erfrischend und entlockte ihm ein Schmunzeln. Er überlegte kurz, vielleicht konnte er helfen. In dem Büro seiner Assistentin angekommen, erblickte er diese unter ihrem Schreibtisch. Eigentlich wollte er sich bemerkbar machen, als er hinter ihr am Schreibtisch ankam, doch sein Blick blieb an dem wohlgeformten Hintern seiner Assistentin hängen, welche gebückt unter ihrem Schreibtisch kniete und vor sich in fluchte. Dieses Bild war einfach zu verlockend. In Gedanken hatte er nicht bemerkt, dass sie sich wieder unter dem Schreibtisch hervorgeschlängelt hatte. Sie richtete sich auf, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von seinem entfernt und sah ihm direkt in die Augen. Diese einzigartig grünen Augen. Gebannt und im ersten Moment vollständig bewegungsunfähig stand er da, schluckte fest. Wie gerne hätte er ihre Lippen gespürt, riss sich dann jedoch zusammen und trat einen Schritt zurück. Er brauchte Abstand, um einen klaren Kopf zu bekommen: „Brauchen Sie Hilfe?".
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Challenge
عاطفيةNike Davis war mit ihren 28 Jahren fest im Berufsleben angekommen. Ihr Abschluss in Wirtschaftspsychologie hatte ihr eine super Chance in einem weltweit vertretenen Unternehmen in den USA ermöglicht, wo sie nun seit drei Jahren als persönliche Assi...