Hintergründe

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„Hallo Nike“, hörte sie eine Stimme vor sich, sah auf und erblickte Finlay. „Hallo Finlay“, grüßte Nike ebenfalls höflich. „Ich wollte meinen Dad zum Essen abholen“. „Wir haben uns lange nicht gesehen“, stellte Nike lächelnd fest. Finlay nickte eifrig: „Das stimmt.“ Er grinste etwas verlegen: „Sie haben sich ein wenig verändert.“ Sie blickte an sich herab und lachte: „Vielleicht ein wenig“. „Können wir los?“. Es war Luis, der nun ebenfalls ihr Büro betreten hatte. Finlay nickte: „Klar“. Luis wandte sich Nike zu und lächelte: „Machen Sie Feierabend, Nike. Der Tag war lange genug.“ „Nike könnte doch mit uns essen gehen, Dad.“, schlug Finlay begeistert vor und sah seinen Dad erwartungsvoll an. „Wäre das okay?“, hakte er weiter nach. Luis schien einen Moment zu zögern, ergriff dann jedoch das Wort: „Vielleicht solltest du erst einmal fragen, ob sie Zeit und Lust hat?“. „Möchten Sie mit uns essen gehen, Nike? Ich würde mich sehr freuen“, wandte sich Finlay sich nun erwartungsvoll an Nike, welche einen kurzen Blick zu Luis warf. „Wenn das für Sie in Ordnung ist?“. Luis lächelte und zuckte mit den Schultern: „Warum nicht“, antwortete er knapp. Nike sah zu Finlay, welcher sie noch immer voller Erwartung ansah. Eine solche Einladung konnte man nicht ablehnen.

„Könntest du mir noch kurz erzählen, was du angestellt hast, Finlay?“, fragte Luis seinen Sohn, der ihm gegenübersaß und einen Schluck aus seinem Wasserglas nahm. „Es gab vielleicht ein paar Kommunikationsschwierigkeiten mit Mum“, erklärte er und zuckte mit den Schultern. Nike sah den Jungen etwas verwundert an. Sie hatte noch keinen 14-jährigen Jungen von Kommunikationsschwierigkeiten berichten hören. Er war höflich, anständig, kultiviert und unglaublich eloquent. „Mehr nicht?“, hakte Luis nach, woraufhin Finlay den Kopf schüttelte: „Was genau machen Sie in der Firma, Nike?“, lenkte er geschickt ab. Nike überlegte: „Ich koordiniere die Termine deines Vaters, ich kümmere mich darum, dass alle Unterlagen vollständig und korrekt sind, ich erstelle Statistiken und Grafiken, ich bereite Präsentationen vor“, zählte sie auf. „Das könntest du doch alles selbst machen, Dad“, stellte er irritiert fest. Luis lachte: „Für solche Dinge habe ich keine Zeit. Ich bin auf Nikes Vorarbeit angewiesen.“ „Haben Sie auch Informatik studiert?“, fragte Finlay neugierig weiter. Nike schüttelte lächelnd den Kopf: „Nein, ich habe Wirtschaftspsychologie studiert“. „Psychologie?“, hakte er interessiert nach „Das heißt Sie können Verhaltensmuster von Menschen analysieren? Klappt das bei Jedem?“ Nike lachte, es machte Spaß sich mit Finlay zu unterhalten: „Nein das funktioniert nicht bei Jedem. Es gibt Menschen, die schwer zu durchschauen sind“. „Wie mein Dad“, warf Finlay ein. „Genau“, bestätigte Nike und warf Luis einen Blick von der Seite zu, den er augenblicklich erwidere.

„Und du gehst auf die Highschool?“, fragte Nike interessiert, schnappte sich eine Pommes und schob sie sich in den Mund. Finlay nickte: „Ja, Ziel ist ein sehr guter Abschluss, damit ich die Möglichkeit habe ein gutes College zu besuchen. Ich möchte wie Dad Informatik studieren. Wir haben sogar schon ein Spiel programmiert.“, erzählte er stolz. Beeindruckt sah sie den ihr gegenübersitzenden Jungen an. Er hatte große Pläne und Luis schien diese zu unterstützen. „Das hört sich ja super an und was hast du so für Hobbys?“, wollte Nike interessiert wissen. „Ich lese gerne, höre Musik, fahre gerne Mountainbike, aber am liebsten bin ich tatsächlich am Laptop und versuche mich am Programmieren. Deswegen bin ich oft bei Dad, da stört mich niemand und er kann mir helfen. Collin kann ich halt nicht fragen. Er ist eher so der Outdoor-Typ mit Angeln und sowas.“, plapperte er, was Nike schmunzeln ließ. Finlay war deutlich gesprächiger als sein Vater. „Achso, Entschuldigung.“, fuhr er fort „Collin ist mein Stiefvater“. „Und versteht ihr euch gut?“, fragte Nike. „Klar, ich kenne es nicht anders. Er ist sozusagen mein zweiter Dad.“ „Achso“, bemerkte Nike ein wenig verwundert. „Mum und Dad haben sich schon vor meiner Geburt getrennt“, erklärte der Junge weiter. „Ich glaube nicht, dass das Nike interessiert“, warf Luis ruhig ein und sah zu seinem Sohn. „Mum sagt immer ich soll offen darüber sprechen“, erklärte Finlay bestimmt. Luis nickte: „Da hast du Recht“, bestätigte er ruhig. „Haben Sie auch Hobbys, Nike?“, nahm Finlay das Gespräch wieder auf. „Ich höre gerne Musik, ich treffe mich mit Freunden. Ich glaube nichts Besonderes“, stellte Nike lächelnd fest. „Ich habe nicht so viel Freizeit“. „Dann soll mein Dad seine Arbeit einfach selbst machen und Ihnen mehr freie Tage geben.“ Nike lachte herzlich. Das war ein guter Vorschlag. Sie sah zu Luis, der ebenfalls lachte: „Du hast ja Ideen“.
„Gehst du schonmal vor, Finlay? Ich bringe Nike noch nach Hause“, erklärte Luis. Finlay nickte: „Es hat Spaß gemacht sich mit Ihnen zu unterhalten“, bemerkte er höflich, verabschiedete sich und machte sich auf den Weg nach Hause. „Du hast einen wirklich tollen Sohn“, stellte Nike fest, während sie ihn ansah. „Danke“, erwiderte er ihren Blick. „Er redet manchmal zu viel“. Nike lachte: „Das hat er sicherlich nicht von dir“. Luis schüttelte den Kopf: „Nein, sicher nicht“. „Wieso habt ihr euch getrennt?“, fragte Nike nun direkt. „Wir waren nie wirklich zusammen“, erklärte er „Und wir wollten es auch nicht nur aufgrund eines Kindes sein. Für Finlay war es einfacher zu verstehen, dass wir uns vor der Geburt getrennt haben.“ „Ein One-Night-Stand?“, hakte Nike fragend nach. Er lächelte: „Nein, eher eine Freundschaft mit gewissen Vorzügen. Mit Collin kam sie schon kurze Zeit später zusammen. Inzwischen sind wir sehr gute Freunde und teilen uns die Vaterrolle gewissermaßen.“ „Das ist eine eher ungewöhnlich Konstellation“, stellte Nike ein wenig verwirrt fest. „Das ist richtig“, erwiderte Luis mit einem leichten Grinsen.

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Luis beobachtete interessiert das Gespräch zwischen Nike und Finlay. Die Zwei schienen sich ausgesprochen gut zu verstehen. Wie Finlay wohl die Nachricht aufnehmen würde, dass er eine kleine Schwester bekommen sollte. Er überlegte, er musste in jedem Fall warten bis klar war, dass er auch tatsächlich der Vater war. Vorher konnte er mit Finlay darüber nicht sprechen. Vielleicht sollte er zumindest Liv vorwarnen, er brauchte ihren Rat und ihre Unterstützung was Finlay anging. „Mum und Dad haben sich schon vor meiner Geburt getrennt“, plauderte Finlay. Vielleicht war es besser, wenn Nike diese Dinge von ihm erfuhr und nicht von seinem Sohn.

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