„Ich habe nicht viel Zeit, Paul. Ich muss um 14 Uhr zu einem Meeting“. Paul, welcher ihr mit einem Glas Wasser gegenübersaß nickte verständnisvoll: „Natürlich“. Verlegen kratzte er sich an der Stirn: „Ich wollte mich eigentlich nur bei dir entschuldigen. Mein Verhalten war irgendwie nicht in Ordnung“ „Vielleicht solltest du dich eher bei dem Mann entschuldigen, dem du ins Gesicht geschlagen hast.“, stellte Nike fest und sah ihn ernst an. „Er hat mich ebenfalls geschlagen“, schnaubte er. „Paul, du hast ihm ohne Grund mitten ins Gesicht geschlagen“, setzte sie nach und versuchte die tatsächliche Situation noch einmal in seinen Gedanken wachzurufen. „Ohne Grund?“, entfuhr es ihm „Er hat mich provoziert“ „Stimmt“, begann Nike sarkastisch „Das ist natürlich ein guter Grund“. Paul sah auf das Wasserglas vor sich und atmete tief durch: „Es ist einfach mit mir durchgegangen“, rechtfertigte er sich nun ruhig „Entschuldige“. Nike holte tief Luft, konzentrierte sich auf einen Punk vor sich, als sich alles um sie zu drehen begann. „Alles okay“, fragte Paul irritiert. „Alles in Ordnung“, erklärte Nike leise nachdem sich ihr Kreislauf wieder gefestigt hatte und trank einen Schluck. Ihr Kreislauf schien heute nicht besonders stabil zu sein. „Wenn so etwas noch einmal passiert, bekommen wir ein ernstes Problem, Paul“, mahnte Nike, während sie ihren Gegenüber ansah. Paul nickte: „Das wird es nicht mehr, versprochen“.
Konzentriert folgte Nike den Ausführungen eines der Vorstandsmitglieder und machte sich Notizen für das zu erstellende Protokoll. Sie warf einen kurzen Blick zu Luis, welcher ebenfalls aufmerksam den Berichten seiner Kollegen folgte. „Wir verhandeln aktuell mit einem großen Pharmakonzern, welcher seine Software komplett umstellen möchte.“, hörte Nike noch, bevor sich erneut alles um sie herum zu drehen begann. Sie atmete tief durch, ihr Kopf fühlte sich heiß an und plötzlich wurde es dunkel um sie herum.
Als Nike ihre Augen wieder öffnete, bemerkte sie den kalten Boden unter sich. Sie lag auf der Seite, unter ihrem Kopf etwas Weiches. Sie blinzelte, versuchte sich zu orientieren. Neben ihr kniete Luis, um ihn herum einzelne Vorstandsmitglieder. Was war passiert? „Nike?“, sprach Luis sie ruhig an. Sie versuchte ihn zu fokussieren, nahm ihre Umgebung jedoch nur wie unter einem Schleier wahr. Luis wich ruckartig zur Seite, als ein Sanitäter neben sie trat und sich zu ihr beugte: „Hallo? Können Sie mich hören? Mein Name ist Alex, in bin Rettungssanitäter.“ Er drehte sie vorsichtig auf den Rücken, schloss Geräte an, sie spürte, wie er ihren Bauch abtastete. „Ist mit ihr und dem Kind alles in Ordnung?“, hörte sie Luis Stimme. „Sie sind wer?“, wollte Alex wissen. „Ich bin ihr Chef“, antwortete er angespannt. „Dann bitte ich Sie einen Schritt zurückzutreten.“, forderte Alex sachlich. Für einen kurzen Moment herrschte Stille, bis sie erneut Luis Stimme wahrnahm: „Ich bin der Vater des Kindes“. Irritiert öffnete sie die Augen. Hatte sie sich verhört? „Oh“, entfuhr es dem Sanitäter „Es geht beiden gut, wir würden sie trotzdem mitnehmen. Wollen sie mitfahren?“ Er nickte „Ich fahre selbst“.
Im Krankenwagen hatte sie es geschafft, endlich wieder richtig zu sich zu kommen. „Ist alles in Ordnung?“, wollte sie nun selbst wissen. „Es ist alles gut“, antwortete Alex beruhigend. „Es ist nicht selten, dass werdende Mütter Probleme mit dem Kreislauf haben.“ „Und meine Tochter?“, fragte sie nun etwas besorgter. Alex lächelte ruhig: „Ein Gynäkologe wird Sie sich sicherheitshalber einmal ansehen. Aber es ist alles in Ordnung. Machen Sie sich keine Sorgen“.
Nike saß ungeduldig vor dem Behandlungszimmer der Gynäkologin, neben ihr eine junge Krankenschwester. Sie hatte nicht einmal ihr Handy mit, um April Bescheid zu geben. „Nike“, hörte sie eine ihr bekannte Stimme. Sie sah auf und erblickte Luis, welcher zügig auf sie zukam. „Alles in Ordnung?“. Nike sah Luis an und nickte perplex. Er war hier. Die Krankenschwester neben ihr musterte ihn, lächelte und stand auf: „Ich gehe dann mal.“ Luis atmete tief durch, bevor er sich auf dem Platz neben Nike niederließ: „Weißt du, was für einen Schreck du mir eingejagt hast?“ Nike beobachte ihren Nebenmann, welcher ungewohnt aufgeregt wirkte und lächelte zaghaft. „Miss Davis?“ Eine junge Ärztin trat auf den Flur und sah sie erwartungsvoll an. Nike nickte, stand auf und sah zu Luis, welcher sich wie es schien bereits auf Wartezeit eingestellt hatte und seine Ellbogen auf seinen Oberschenkeln abstützte. Sie zögerte einen Moment, ergriff dann jedoch das Wort: „Möchtest du mitkommen?“---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Luis hatte es grade so zur Vorstandssitzung geschafft und folgte aufmerksam den Ausführungen seiner Kollegen: „Wir verhandeln aktuell mit einem großen Pharmakonzern, welcher seine Software komplett umstellen möchte.“ Grade wollte er sich zu den Verhandlungen äußern, als er ein dumpfes Rumpeln neben sich vernahm. Er sprang sofort auf, als er Nike neben sich auf dem Boden liegen sah und kniete sich zu ihr: „Nike“, sprach er sie direkt an, doch sie reagierte nicht. Augenblicklich beugte er sich vor überprüfte ihre Atmung, welche zu seiner Erleichterung ruhig ging und brachte sie in die stabile Seitenlage. Behutsam strich er mit einer Hand über ihre Wange: „Nike“, sprach er sie erneut an, ohne eine Reaktion zu erhalten. „Ruft einen Krankenwagen“, forderte er bestimmt und blickte kurz zu den hinter ihm stehenden Männern, wovon einer sofort zum Telefon griff und seiner Forderung nachkam. Er zog er sein Jackett aus, rollte es zusammen und schob es vorsichtig unter Nikes Kopf. Immer wieder sprach er sie an, strich über ihre Locken, bis sich ihre Augen endlich leicht zu öffnen begannen. Erleichtert atmete er auf. „Nike?“, sprach er sie erneut an, woraufhin sie ihn orientierungslos ansah. Er wich sofort zurück, als er einen Rettungssanitäter in seinen Augenwinkeln wahrnahm, welcher auf sie zutrat und sich hinabbeugte: „Hallo? Können Sie mich hören? Mein Name ist Alex, in bin Rettungssanitäter.“ Nervös beobachtete Luis, wie der Sanitäter sie an seine Geräte anschloss und ihre Vitalfunktionen überprüfte. „Ist mit ihr und dem Kind alles in Ordnung?“, fragte er fahrig, als der Sanitäter behutsam ihren Bauch abtastete. Schlagartig drehte dieser sich zu ihm um: „Sie sind wer?“, wollte er knapp wissen und musterte ihn. „Ich bin ihr Chef“, antwortete er angespannt. „Dann bitte ich Sie einen Schritt zurückzutreten.“, forderte der Mann vor ihm sachlich. Das durfte jetzt nicht wahr sein. Er würde sicher nicht zurücktreten, er wollte eine Antwort, wollte wissen, ob es Nike und dem Kind gutging. Fieberhaft überlegte er und traf eine Entscheidung. Sein Herz hämmerte förmlich gegen seine Brust, er atmete tief durch. Es war der einzige Weg.: „Ich bin der Vater des Kindes“, hörte er sich selbst sagen und spürte die Blicke seiner Kollegen auf sich.

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Challenge
RomanceNike Davis war mit ihren 28 Jahren fest im Berufsleben angekommen. Ihr Abschluss in Wirtschaftspsychologie hatte ihr eine super Chance in einem weltweit vertretenen Unternehmen in den USA ermöglicht, wo sie nun seit drei Jahren als persönliche Assi...