Mein Vater zog eine Augenbraue hoch und fragte viel zu scheinheilig: "Darf ein Vater nicht mal einer Spur nachgehen, die ihn vielleicht zu seiner Tochter führt?"
Ich tippte vielsagend auf mein Namensschild, das immer noch auf männlich stand.
Dad's Bick verfinsterte sich. "Die ihn zu seinem Sohn führt.", verbesserte er sich widerstrebend."Tja, ich hab nicht darum gebeten von dir gefunden zu werden, also verschwinde wieder!", schnappte ich. Ich stellte den Besen in die Ecke, stopfte die Gartenzwergin in meine Tasche um sie Magnus zu bringen und holte die Schlüssel für meinen Laden.
Als ich wieder zur Tür ging, stand mein verdammter Vater immer noch da.
Mit kritischem Blick betrachtete er eine Reihe von Tellern, die die Formen verschiedener Tiergesichter hatten. Dann wanderte sein Blick zu den Bildern, die an der Wand hingen oder auf den Regalen standen. Alle hatten sie Bilderrahmen aus Ton, mit verschiedenen Verzierungen.
"Wirklich gut läuft das Geschäft aber nicht.", bemerkte er mit falschem Mitleid und nickte zu den halbleeren Regalen.
Ich funkelte ihn wütend an und fauchte: "Ich stell hier alles von Hand her. Und zwar alleine! Was erwartest du denn? Nein, warte, es interessiert mich sowieso nicht was du erwartest!"Was glaubte dieser Mann eigentlich wer er war? Er konnte doch nicht einfach bei mir auftauchen und mir erklären wie ich mein Geschäft zu führen hatte!
Nicht, nachdem er mir erklärt hatte, das er mich nicht wollte!
Ich packte Dad am Arm und schleifte ihn, mithilfe meiner Einherje-Kräfte und ohne ein weiteres Wort, nach draußen.
Er warf mich raus?
Tja, ich ihn auch!
Am Rande bemerkte ich wie er protestierte und sich wehrte, aber ich war so stocksauer, dass ich nicht darauf achtete. Mit einer schnellen Bewegung schloss ich den Laden ab und stürmte dann die Straße hinunter in Richtung ChaseSpace. Auf einmal griff jemand meinen Arm. Dad drehte mich herum und drückte mir mit einem gezischten "Wehe du wirfst den weg." einen Zettel in die Hand. In seinen Augen stand wieder der gleiche Hass mit dem er mich schon immer angeschaut hatte. Ich drehte den Blick weg.Fast schon verzweifelt stellte ich mir einen Flamingo vor. Ich wollte mich verwandeln, die Flügel ausstrecken und weg sein. Ich wollte überhaupt nichts mehr mit der Familie meines Vaters zu tun haben!
Aber meine Gefühle waren zu aufgepeitscht, also riss ich mich einfach los und rannte mit Einherje-Geschwindigkeit davon.
Ich rannte den ganzen Weg zur ChaseSpace und dann auch noch die Treppen hoch, in den obersten Stock, in dem immer noch die Bibliothek war. Magnus hatte das Alte Büro seines Onkels ausgeräumt und alle Gegenstände hier rauf gebracht. Danach waren ein paar Arbeiter gekommen und hatten in fast jedem Raum noch mal eine Wand gezogen, sodass viele kleine Zimmer entstanden waren.
Weil es Abendessenszeit war begegnete ich niemandem, als ich über die geheime Leiter auf die Dachterrasse kletterte. Diese Terrasse hatten Magnus und ich für uns behalten. Keiner der Obdachlosen, die in der ChaseSpace lebten, und auch keiner unserer Freunde kam hier rauf.
Im Moment war ich ganz alleine hier. Ich warf meine Tasche auf Magnus Liegestuhl und ließ mich auf meinen fallen.
Irgendwann wurde es kühler und ich fing an ein bisschen zu frösteln, als jemand die Klappe aufs Dach öffnete und herauskam. Magnus kam zu mir herüber und setzte sich neben meinen Liegestuhl.
Mit einem letzten wütenden Stöhnen setzte ich mich auf und schaute Magnus an. Er trug ein Hotel-Walhalla-Shirt, darüber eine Jeansjacke mit Kapuze und eine einfache dunkelblaue Jeans und Turnschuhe. Um seinen Hals baumelte wie immer sein Runenstein, der sich bei Bedarf (und sonst auch) in ein sprechendes Schwert verwandelte. Ich hoffte wirklich, dass Magnus Jack nicht rufen würde. Ich hatte gerade keine Nerven für ABBA."Hey, Al. Miesen Tag gehabt?", begrüßte mein Freund mich und seine sanfte Stimme kühlte mein Gemüht wie immer auf die Normaltemperatur herunter.
"Nur die letzten zehn Minuten davon.", gestand ich und erzählte ihm was heute passiert war. Magnus war ein guter Zuhörer. Er lachte an den richtigen Stellen und unterbrach mich sonst nur um zu sagen: "Ich fass es nicht. Jede Chaous-Tasse um 500 Dollar? Das lässt Sam, TJ und Halbgeboren alt aussehen! Mann, ich bin froh, dass ich nicht mit gewettet habe!"Wieder mal fragte ich mich, ob er Mann einfach als Anrede benutzte oder ob er wirklich erkannt hatte, dass ich gerade männlich war, das Schild hatte ich nämlich schon runter genommen.
Weil Maggie grade so nett auf dem Boden neben mir saß, nahm ich einen Haargummi, den ich am Handgelenk getragen hatte und begann an seinen halblangen Haaren zu zupfen und ihm einen Männerdutt zu binden, während ich redete.
Als ich meinen Vater erwähnte verfinsterte sich Magnus Miene. Irgendwoher wusste er, was mir mit meinem Vater passiert war. Ich hatte den starken Verdacht, dass er es an Bord der Gelben Banane geträumt hatte. Da hatte ich ihn aufgeweckt und er hatte mich angeschaut wie einen Geist oder ein Monster.
Trotzdem war ich im Moment dankbar, dass ich es nicht extra erklären brauchte. Als ich fertig war deutete Magnus stumm auf den Zettel, der immer noch in meiner Hand war.
Mit zitternden Händen faltete ich ihn auseinander und las ihn erst mal nur für mich.
Alex Fierro.
Ich möchte dich wieder nach Hause einladen. Du hast großes Talent und das darf nicht verschwendet werden! Da du nun auch in das Berufsleben eingestiegen bist möchte ich mich mit dir darüber unterhalten.
Ich werde versuchen künftig über kleine Macken hinwegzusehen und dich zu akzeptieren. Auch Victoria, deine Stiefmutter, möchte, dass du nach Hause kommst und ich bin sicher, deine leibliche Mutter würde das genauso sehen.
Wir wohnen immer noch in unserer Familienvilla.
Im Umschlag liegt eine Wegbeschreibung. Startpunkt ist dein Geschäft, "Fierro's Töpferdings".
Liebe Grüße
Jeremy Fierro
Angewidert reichte ich den Brief an Magnus.
Dad hatte sich noch nicht mal die Mühe gemacht den ganzen Brief mit der Hand zu schreiben. Nur mein Name (vor dem noch nicht mal ein Hallo stand) und seine Unterschrift sahen aus wie eine Handschrift.
Kein >Hallo, wie geht's dir?< und sicher kein >Wir haben dich lieb<.Magnus nahm mir den Brief aus der Hand, setzte sich neben mir auf die Liege, lehnte sich zurück und las. Dabei zog er die Beine an und ich stützte meinen Kopf auf sein Knie.
Als er endlich fertig war, kuschelte ich mich an seine warme Brust, weil mir in der Abendluft kalt wurde. Außerdem roch Maggie so gut nach warmer Sommerluft und Klee.
Der Sohn des Frey zog mich auf seinen Schoß und fragte sanft: "Und? Was hast du jetzt vor, Al?"
"Nix.", knurrte ich, "Was soll ich denn tun? Du hast den Brief ja gelesen, Maggie. Der will mich nur zurück, weil ich jetzt einen Laden hab."
"Und wenn er wirklich versucht sich zu ändern?", fragte Magnus weiter, "Ich behaupte nicht, dass er es schaffen könnte, aber du lässt da eine Changs verstreichen, deine sterbliche Familie zurück zu bekommen."
Ich fuhr hoch. "Diese Leute sind nicht mehr meine Familie! Kapierst du das nicht? Ich will nichts mehr mit ihnen zu tun haben!"
Ich starrte in Maggies sturmgraue Augen und die starrte traurig zurück.
Ich erkannte was ich gerade gesagt hatte und sackte wieder zusammen.
"Stimmt.", nuschelte ich in Magnus' T-Shirt, "Dein Onkel."
Magnus vergrub sein Gesicht in meinen Haaren und murmelte: "Passt schon. Ich mein ja nur... ich hab nicht mal das Familienmitglied zurücklassen können, das mich getötet hat. Aber vielleicht bin ich auch nur..."
"Anhänglich? Dumm? Ein totaler Softie? Du Selbst?", schlug ich spitz vor und Maggi lachte leise sein warmes Lachen, das ich so liebte. Ich seufzte und stemmte mich ein bisschen von Magnus zurück um ihm ins Gesicht sehen zu können.
Leise sagte ich: "Schon gut, ich mach's. Aber wenn ich meinen Vater umbringe, hilfst du mir die Leiche zu verstecken!", nach kurzem überlegen fügte ich hinzu: "Und du bringst mich bis vor die Tür. Ich brauch wen, der meine Koffer trägt."Magnus lächelte: "Nur wenn du jeden Abend vor dem Schlafengehen anrufst und mich auf den neusten Stand bringst."
"Abgemacht."Magnus zog mich wieder zu sich und drückte seine Lippen auf meine.
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Unveränderbar! - Oder?
FanfictionWARNUNG: VIEL SPOILER Die Götterdämmerung wurde erfolgreich hinausgezögert! Jeder unserer Helden fing ein glückliches Leben an oder kehrte dahin zurück. Bis wieder gewisser Ärger aufkam. Und dieser Ärger nennt sich selbst den Vater von Alex Fierro...