Frühstück in Wanenheim

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"Guten Morgen, alle zusammen.", begrüßte Frey uns und deutete auf den Tisch. Wir setzten uns alle zu ihm und Magnus' Vater lächelte in die Runde. "Und? Ausgeschlafen?"
"Überraschenderweise, ja.", gab ich zurück und nahm mir eine Semmel. Auch die anderen langten jetzt zu.
Sam fragte: "Edler Frey, wie genau geht es Amir?"
"Ah ja, Amir.", Frey lehnte sich in seinem Sessel zurück, "Er ist überraschend widerstandsfähig für einen Sterblichen. Das Gift tut ihm absolut nicht gut, aber er sollte sich wieder erholen. Dass keine Narben von den Bissen bleiben werden, kann ich aber leider nicht versprechen."
"Was genau ist los mit ihm? Und wieso sind die Bisse so gefährlich?", drängte Sam weiter.
"Draugen sind... nicht direkt giftig, aber ihre Bisse sind auf ihre eigene Art und Weise sehr infektiös. Sie entzünden sich rasend schnell und wenn das passiert, beginnen die Keime Zellen zu zerstören und Organe lahm zu legen. Sobald das Gehirn davon betroffen ist, gibt es nur noch wenig, das man tun kann. Die betreffende Person stirbt und wird selbst zu einem Draug."
"Klingt wie in den ganzen Zombie-Horror-Filmen.", fand Keith leise. Obwohl er versuchte es nicht zu tun, konnte er es nicht ganz verhindern Frey anzustarren.
Frey nickte zustimmend. "Was glaubst du, woher die Leute das haben, Keith?", fragte er sanft, aber dann klatschte er in die Hände und sagte: "So. Anderes Thema. Amir wird wieder gesund werden, soviel kann ich euch schon einmal sagen. Und dem Rest von euch geht es auch gut?" Wir nickten alle und Frey wirkte zufrieden. 

Er fuhr fort: "Ich muss euch noch bei etwas warnen, bezüglich meines Sohnes, Magnus. Ihr seit seit fast sieben Stunden in Sumarfýri. Das reicht für gewöhnlich bei ihm."
"Reicht für was?", fragte TJ misstrauisch.
"Wanenheim und besonders Sumarfýri verändern ihn ein wenig. Nicht so sehr in seiner Personalität, aber auf jeden Fall in seinem Aussehen. Er will es nicht für wahr haben, aber ihr werdet schon sehen.", mir kam es so vor als würde Frey mir verschwörerisch zuzwinkern, als er das sagte. 
Danach aßen wir eine Weile schweigend, bis jemand um die Hausecke kam und sich zu uns gesellte.

Ich verschluckte mich an meinem Kakao und musste husten. Frey hatte Recht gehabt, Magnus hatte sich verändert! Seine blonden Haare waren ein Stückchen länger und hingen ihm offen und sauber bis zu den Schultern, seine sturmgrauen Augen glänzten und huschten aufmerksam hin und her. Er trug einen reinweißen Jumpsuit und Jack hing als Runenstein um seinen Hals. Aber das war nicht das Besondere.
Das Besondere war seine Ausstrahlung.
Magnus wirkte wie ein junger Gott. Seine Bewegungen waren fließend und mühelos, als er mit federnden Schritten auf uns zukam. Ich hätte schwören können, dass seine Haut leuchtete.
Ich zwang meine Augen zu Frey zu schauen und er nickte mir kaum merklich zu.
Ich schaute zwischen Vater und Sohn hin und her. Götter, Magnus gehörte sonst nicht einmal zu den Leuten, die man als Halbgötter erkennen würde, jetzt sah er aber aus, als hätte er nur noch einen Bruchteil sterbliches Blut. Er hatte die gleiche Ausstrahlung wie sein Vater, aber Frey wirkte ein wenig ruhiger und stetiger.
Im Vergleich kam es mir so vor, als wäre Frey ein angenehmes Lagerfeuer, dass bis in alle Ewigkeit brennen würde und Magnus eine Wunderkerze, die einmal hell und wunderschön aufleuchtete, weil sie nicht so lange brennen konnte.

Ich riss mich zusammen und räusperte mich, bevor ich sagte: "So, Mister, erweist du uns die Ehre auch mal hier aufzukreuzen? Wunderbar, weil wir haben noch einen Raben mit dir zu rupfen."
Maggie seufzte. "Die Einhorn-Sache?", fragte er. Seine Stimme wusch über mich hinweg wie eine sanfte Sommerbriese.
Ich atmete einmal tief durch um nicht die Beherrschung zu verlieren und nickte. "Jap, die Einhorn-Sache."
Magnus ließ die Schultern sinken, dann kam er zu mir herüber und beugte sich vor um mich zu küssen. Sogar seine Lippen fühlten sich weicher an, aber sein Kuss schmeckte so wie immer und das beruhigte mich irgendwie. 
Maggie setzte sich neben mich und begann unseren Freunden die gleiche Gesichte über seine erste Verwandlung zu erzählen wie mir. Frey fügte am Schluss hinzu: "Das wir hier in der Gegend Einhörner haben, ist nichts ungewöhnliches, sie mögen es in Wanenheim. Dennoch sind sie unglaublich scheu. Naja, vielleicht sind ein oder zwei bei meinen Herden, ihr könnt ja später einmal nachsehen."
"Wow. Also das war ja mal eine Bombe.", murmelte Mallory und starrte Magnus an.
Halbgeboren warf ein: "Magnus, ist dir klar was passieren würde, wenn das in Walhalla rauskommt?"
"Ja, und deswegen habe ich auch nichts gesagt." gab Magnus zurück.
"Das mit der Jagd?", fragte ich bitter. Die meisten am Tisch nickten und Keith schaute verwirrt drein.
Frey sagte: "Magnus und ich wären euch allen sehr verbunden, wenn ihr niemandem erzählen würdet, was mein Sohn kann und dass es in Wanenheim immer noch wilde Einhörner gibt. Wir haben es hier allgemein lieber ruhig."
Wir gaben alle unser Wort darauf und ich küsste Maggie noch einmal. 

Unveränderbar! - Oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt