Jack führte uns durch die Zweige und wir kletterten hinterher. Weder Maggie noch ich redeten viel, aber das war auch besser so.
Nach ein paar Minuten fuhr Magnus aber auf einmal zusammen und packte mich, damit ich mich auch duckte. "Was?", zischte ich leise. "Ratatosk!", flüsterte Magnus zurück. Ich fluchte im Stillen und schaute mich um. Noch konnte ich das verfluchte Eichhörnchen nicht hören, aber mehrere Meter unter uns raschelte es. Genau dort, wo wir hinmussten.Durch die grünen Blätter des Weltenbaumes konnte ich rötlich braunes Fell erkennen. Maggie und ich saßen ganz still da und hielten uns fest, doch der Wind war extrem ungünstig. Er wehte unseren Geruch genau in Ratatosk' Richtung. "Ohoh, das ist gar nicht gut Señor.", murmelte Jack und Magnus verdrehte leicht die Augen. "Wie immer ist dein Verstand messerscharf.", murmelte er zurück.
Am liebsten hätte ich beide Jungs geohrfeigt, denn jetzt hatte uns Ratatosk endgültig entdeckt.
Sofort begann er ohrenbetäubend zu brüllen und auf und zu zu rennen.
Wir machten das einzig vernünftige und flohen!In meinem Kopf brummten die Beleidigungen, während ich rannte. "Feigling! Freak! Abnormales Miststück! Glaubst du wirklich, jemand könnte dich jemals wirklich lieben, so wie du bist?"
Ich griff nach Magnus Hand, halb um ihn bei der Flucht nicht zu verlieren, halb um mich zu vergewissern, dass er noch da war. Ratatosk' Beleidigungen trieben mir Tränen in die Augen. "Dein eigener Vater hasst dich! Wieso glaubst du jemand anderes könnte dich da noch mögen?Du bist alleine, Kind des Loki! Du bist genauso schrecklich wie deine Mutter! Ha, deine Mutter ist meistens sogar ein Mann, wie abnormal ist das denn? Du hast keine echten Freunde und du wirst nie welche haben! Dafür bist du viel zu anders!""Jetzt reichts mir!", schrie ich sauer. Ich ließ Magnus Hand los und verwandelte mich in einen großen Adler. "Du willst Beleidigungen? Dann schluck mal das da!" Ich begann Ratatosk wüste Verwünschungen zuzuschreien, die eines Kindes von Loki würdig waren.
Das gigantische Eichhörnchen blieb verwundert stehen, weil ich auch ein paar gute Beleidigungen kannte.
Ich ging in den Sturzflug. Mit Krallen und Schnabel bearbeitete ich sein pelziges Gesicht und kreischte noch mehr Verwünschungen. Doch dann erwischte mich Ratatosk mit seinen Krallen und brüllte so laut, dass Funken vor meinen Augen tanzten, zusammen mit Eichhörnchen-Spucke.
Plötzlich schrie Magnus von der anderen Seite des Astes: "Hey, Ratatosk! Ich hab gehört wer einmal Eichhörnchen gegessen hat, soll niemals wieder Schweinefleisch haben wollen! Willst du es ausprobieren? Ich bin sicher, Jack wird dir liebend gerne den Schwanz abhacken und in dein übergroßes Maul stopfen!" Mein Freund stand breitbeinig am Ast und hielt Jack kampfbereit in den Händen.
"Ja!", grölte das Schwert, "Und er redet nicht von dem puscheligen Schwanz an deinem Hintern sondern das Ding, das du zwischen den Beinen haben solltest. Hast du da überhaupt was, du Oberfeigling?" An Magnus gewandt fügte er hinzu: "Siehst du? Ich kann auch gut beleidigen. Moment... verdammt, hieße das nicht ich müsste da hin fliegen und.... igitt.... vergiss alles was ich gesagt habe, das ist mir zu ekelhaft! Nehmen wir doch lieber den... ähm... normalen Schwanz!"Ratatosk warf mich mit Schwung zur Seite und ich knallte gegen einen nahegelegenen Ast. Benommen von dem Aufschlag rutschte ich ab und hielt mich gerade so noch daran fest. "Alex!", schrie Magnus und Ratatosk kreischte wieder. Ich konnte mich nicht auf Magnus konzentrieren, sondern hielt mich panisch am Ast fest als meine Finger abzugleiten begannen. Hinter mir hörte ich Kampfgeräusche. Magnus schrie Beleidigungen, von denen ich wünschte, sie wären ihm zu der Sena gegen Loki eingefallen, um Ratatosk bei Laune zu halten.
Doch dann rutschten meine Finger ab und ich fiel. Magnus schrie entsetzt und auf einmal brach ein grelles Licht von ihm aus. Ratatosk wurde zurück geschleudert und..... schrumpfte im Flug auf die Größe eines normalen Eichhörnchens!
Gleichzeitig wurden die Blätter des Weltenbaumes viel grüner, der brausende Wind sanfter und als die Lichtwelle mich im Bruchteil einer Sekunde erreichte klärte sich mein Kopf und ich konnte wieder Denken. Blitzschnell verwandelte ich mich wieder in einen Adler und breitete die Schwingen aus.Als ich wieder neben Magnus stand und mich zurück verwandelte keuchte Magnus erschöpft und schlang seine Arme um mich. "Du hast es geschafft! Zum Glück, ich dachte schon ich müsste... Ach, auch egal.", Magnus räusperte sich und ließ mich wieder los. "Geht's dir gut?", fragte er besorgt. Ich winkte ab. "Deine komische Lichtwelle hat mir eine Wunderheilung verpasst. Was war das überhaupt? Und wie konnte Ratatosk so winzig werden?!"
Ich drehte mich zu dem Eichhörnchen um, das zeternd in der Nähe saß, aber keinen Angriff mehr wagte. Seine Beleidigungen waren genauso harmlos geworden wie er. "Blödmann! Loser! Dummkopf!"
Magnus schüttelte den Kopf. "Ist egal, es wird jedenfalls nicht lange halten! Wir müssen weiter."Ich merkte sehr wohl, das Magnus mir auswich, aber wenn er Recht hatte und Ratatosk bald wieder wachsen würde, mussten wir wirklich abhauen. In Walhalla konnte ich ihn immer noch darüber ausquetschen, was er mir verheimlichte.
Jack führte uns weiter über den Baum und schnitt an der passenden Stelle wieder ein Loch zwischen die Welten. Oder besser gesagt, in die Wand des Hotels.
Wir erschreckten ein paar Einherje als wir mitten aus der Wand des Speisesaals sprangen. Hinter uns kreischte Ratatosk, der langsam wieder wuchs und beschlossen hatte doch noch einen Versuch zu starten uns zu töten, aber Jack schloss den Schnitt und das Kreischen verstummte.Zufrieden schaute ich mich um. Obwohl keine Essenszeit war, waren einige Bewohner von Walhalla im Speisesaal unterwegs, spielten Karten auf Leben und Tot, tranken Tee auf Leben und Tot und spielten Einherje ärgere dich nicht, sondern stirb. (bei dem Spiel gab eine überraschend hohe Sterberate, weil man, wenn man aus dem Spiel geworfen wurde und zurück an den Start zurück musste, ein Bein oder einen Arm abgehackt bekam. Die meisten erlebten den Ausgang des Spiels nicht mehr.)
Als wir aus der Wand kamen, schaute die Meisten von ihnen auf. Ich grinste in die Runde. "Tag alle zusammen! Wunderschönes Wetter, oder?"
Magnus hinter mir richtete sich hinter mir auf und warf der Wand einen bösen Blick zu. "Ich hasse Eichhörnchen.", beschloss er, "Los komm, Alex, wir bringen erst mal dein Zeug zurück in dein Zimmer und gehen dann nachschauen, ob die anderen da sind."
Es stellte sich heraus, dass die anderen nicht da waren, aber das machte nichts.
Ich verabschiedete mich vor meinem Zimmer von Magnus mit der Begründung, dass ich duschen gehen und aus diesen Klamotten raus wollte. Mein Freund nahm es mir nicht böse, sondern küsste mich einfach nur und ging dann in seine eigene Suite.Endlich wieder Zuhause atmete ich einmal tief durch. Mein Zimmer blitzte und blinkte vor Sauberkeit, das Hotelpersonal hatte mir eine Schokolade aufs Bett gelegt und alle meine Klamotten sauber gewaschen und in meinen Schrank geordnet.
Ich duschte bestimmt eine ganze Stunde lang, aber ich konnte das Gefühl dreckig zu sein einfach nicht abwaschen. Ich fühlte mich schmutzig, seit ich das mit den Medikamenten herausgefunden hatte und noch schmutziger seit Magnus mir erzählt hatte, was für Medikamente das ganz genau waren.
Ich stieg aus der Dusche, trocknete mich ab und rubbelte meine Haare bis sie nur noch feucht waren, dann griff ich in meinen Badezimmerschrank.Es auf mein derzeitiges Geschlecht als Mädchen zu schieben würde nichts bringen. Egal ob ich weiblich war oder männlich, ich hatte einen seltsamen Tick für Beauty und Pflege Produckte. Wobei ich echt zimperlich war.
Ich benutzte nichts, das nicht Bio, umweltschonend, vegan und ohne Mikroplastik war. Es war wirklich nicht leicht Seife, Shampoo, Conditioners, Haarfärbemittel, Bodylotions, Handcremen, Feuchtigkeitscreme oder so was zu finden, die alle Kriterien erfüllten, aber inzwischen machte das eh das Hotel für mich.
Nachdem ich mich zumindest körperlich wieder sauber fühlte und meine Haare frisch gefärbt hatte, ging ich zurück in mein Zimmer und zog eine giftgrüne, zerrissene Jeans and, zusammen mit einen schwarzen Trägertop und einem rosa Hemd, bei dem ich nur die untersten drei Knöpfe zumachte.
Während ich im Bad gewesen war, war das Hotelpersonal offenbar da gewesen, denn mein Rucksack war vom Bett verschwunden und hing nun, gesäubert und ordentlich, an der Garderobe. Mein Mini-Feuer stand neben dem Kamin, die Sachen, die ich eben noch angehabt hatte waren ebenfalls schon gewaschen und wieder in meinen Schrank eingeordnet und meine Bücher standen wieder im Regal. Meine Garotte hing über dem Waffenständer.Ich band mir meine Garotte um die Hüfte und ging zur Tür, um durch das Hotel zu spazieren. Dabei bemerkte ich einen Zettel, den jemand unter der Tür durchgeschoben hatte.
In Magnus' geschwungener aber ein wenig unordentlicher Handschrift stand da: Hi, ich wollte dich nicht stören, deshalb schreibe ich einfach einen Zettel. Bin schon beim Abendessen und muss etwas mit dir besprechen. Die anderen sind sicher auch dort. Hab dich Lieb - MagnusIch schmunzelte, weil er sich einen so unnötigen Aufwand gemacht hatte. Selbstverständlich würde ich zum Essen gehen! Nachdem ich außerhalb von Walhalla fast an den spärlichen Portionen verhungert war brauchte ich mal wieder einen anständigen Braten und ein Glas Met.
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Unveränderbar! - Oder?
FanfictionWARNUNG: VIEL SPOILER Die Götterdämmerung wurde erfolgreich hinausgezögert! Jeder unserer Helden fing ein glückliches Leben an oder kehrte dahin zurück. Bis wieder gewisser Ärger aufkam. Und dieser Ärger nennt sich selbst den Vater von Alex Fierro...