Sonntag mit Höhen und Tiefen

34 7 5
                                    

Ich zog Magnus' Arme um meine Brust. Er wanderte mit seinen Küssen weiter über meinen Nacken zu meiner Schulter und zu meinem Schulterblatt. 
Dann saugte er sich auf einmal an meinem Hals fest. Es kitzelte ziemlich und ich zuckte zusammen, aber ich wusste, dass Maggie mir längst einen Knutschfleck verpasst hatte. "Hey!", beschwerte ich mich halblaut und drehte den Kopf um ihn anzusehen. Mein Freund grinste mich mit fake Unschuldsmiene an. Ich verdrehte grinsend die Augen und legte mich wieder hin. Magnus begann wieder meine Schulter zu küssen... und biss mich einfach.

"Okay, jetzt reichts! Beißen ist mein Job!", schimpfte ich und wirbelte herum. Mit Schwung warf ich Magnus auf den Rücken und setzte mich rittlings auf seinen Bauch. Dabei flog unsere Decke, weg, aber es war mir egal. Früher oder später würde Magnus mich nackt sehen, egal ob ich dann ein Junge oder ein Mädchen war. Trotzdem wurde Magnus sofort rot und hatte seltsames Interesse an den Bäumen über uns.
Ich stützte mich auf seine Brust und sagte: "Jetzt sei nicht so, Maggie. Du hast mich gebissen, da hättest du damit rechnen müssen."
Magnus linste zu mir hinauf. Seine Wangen waren immer noch hochrot als er mich scheu anlächelte.
"Weißt du, gestern hat mich Mack ja noch ausgeschimpft, weil ich nicht mal versucht habe dich während der Party ins Bett zu bekommen.", meinte er atemlos, "Naja, ich hatte schon darüber nachgedacht, um ehrlich zu sein."
"Aber du warst zu feige um mich zu fragen, hm?", neckte ich ihn.
Magnus schüttelte langsam den Kopf und murmelte: "Nein... naja, schon... irgendwie. Ich hatte einfach Angst ich könnte was machen, das ich bereuen könnte, wenn ich dich nackt sehe." "Awww,", ich sah ihn mit schiefgelegtem Kopf an, "Maggie, du könntest mir nicht wehtun, selbst wenn du es wolltest. Dazu bist du viel zu lieb. Und hey, Halbgeboren ist der ohne Selbstbeherrschung..." Ich lehnte mich vor und küsste Magnus wieder. Er schlang seine Arme um meinen Nacken und zog mich wieder an sich.

Das Gefühl lässt sich nicht beschreiben. So dicht mit der Person zu kuscheln, die man in allen neun Welten am Liebsten hat fühlt sich allein schon großartig an. Die Person dann auch noch zu küssen, macht alles noch toller. Aber das alles zu tun, während beide Beteiligten nackt war? Das schoss die Emotionen in ganz neue Sphären!
Ich küsste Magnus immer weiter und genoss das Gefühl von seinen Lippen an meinen. Mit den Fingers zog ich langsam seine Rippen nach, die ich unter seiner Haut fühlen konnte, dann seine Einherje-Muskeln. Überall wo ich ihn berührte, bekam Maggie eine Gänsehaut. Irgendwie gefiel mir das. Es drehte mich total auf. Als ich zu seinem Bauch kam, verkrampfte sich Maggie unter mir und ich spürte, wie er ganz leicht anfing zu zittern.
Ohne meine Lippen von seinen zu lösen öffnete ich meine Augen einen Spalt weit. Magnus hatte seine geschlossen, doch er schien wachsam und konzentriert zu sein. Langsam hob ich meinen Kopf wieder und er schlug die Augen wieder auf. "Alles gut, Alex?", fragte er mich. Ich lächelte und stützte mich mit meinen Unterarmen auf seine Brust, bevor ich antwortete: "Könnte mir nicht besser gehen."
Mein Freund lächelte mich an und strich mit den Fingern meine Wirbelsäule entlang. Jetzt war ich der mit der Gänsehaut.

Meinetwegen hätte das ewig so weitergehen können, aber zu meinem Pech war Maggie ein pflichtbewusster Einherje, mit einer perfekten inneren Uhr für Essenszeiten.
Nach einer Weile rollte er mich also von sich herunter und sagte: "Gleich gibt's Frühstück. Und Alex? Ist heute nicht Sonntag? Du wolltest doch deinen Laden wieder öffnen."
Ich stöhnte und hielt seinen Arm fest. "Noch fünf Minuten!"
Maggie lächelte nachsichtig, schüttelte aber den Kopf. "Komm schon, die anderen fragen sich sonst noch, wo wir sind." Ich zog eine Schnute und überlegte. Dann grinste ich und fragte: "Na schön. Sag mal, was würdest du davon halten, wenn wir gemeinsam duschen gehen? Nur so, damit es schneller geht."
Magnus wurde sofort wieder rot und er lächelte verlegen. "Ich glaube, da würde gar nix schneller gehn, aber okay."


Magnus hatte Recht gehabt. Da ging gar nix schneller. Aber es machte Spaß und ich konnte mir meinen Freund in aller Ruhe anschauen, wie er so ohne Klamotten aussah.
Beim Frühstück merkte aber zum Glück niemand etwas. Mein lachsfarbenes Poloshirt verdeckte die leichten Bisspuren an meiner Schulter und auch den Knutschfleck in meinem Nacken. Maggies Walhalla-Shirt zeigte ebenfalls keinem den Biss an seinem Schlüsselbein, auch wenn er ziemlich offensichtlich war. Ich meine, was hätte ich denn sonst machen sollen, als der Trottel in der Dusche das Wasser auf gefühlt hundert Grad gestellt hat?!

Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich von Gunderlory (mein Shippingname für Mallory und Halbgeboren) und Keom. Ich küsste Magnus noch einmal, dann verwandelte ich mich in einen Geier und flog zu meinem Laden.
Warum ein Geier? Weil ich in Walhalla neue Stücke getöpfert hatte, die jetzt in einer Tasche steckten, die in meinen Krallen baumelte. Eine Schwalbe hätte die Tasche ja wohl kaum tragen können...

Ich war wirklich zufrieden, als ich sah, dass vor dem Laden bereits zwei Kunden warteten. Ich landete etwas abseits und verwandelte mich zurück, dann schlenderte ich zu meinem Laden. „Wunderschönen guten Morgen!", begrüßte ich die beiden Frauen fröhlich, „oder einfach Hi, falls Sie noch zu müde für Enthusiasmus sind."
Die beiden Frauen sahen mich überrascht an, dann lachte die eine aber und begann, dass was ich gesagt hatte für ihre Kollegin in Gebärdensprache zu übersetzten.
„Oh, Gebärdensprache? Da kann ich mitreden!", bemerkte ich grinsend und gebärdete nebenbei mit. Wieder hatte ich es geschafft die beiden Damen zu überraschen, aber jetzt lachten sie beide.

Grinsend sperrte ich meinen Laden auf und ließ sie rein. Pfeifend lief ich zu den Tresen und stellte meine Tasche dort ab, dann sagte/gebärdete ich: „Also, willkommen bei Fierros Töpferdings, wie kann ich Ihnen helfen?" Mir viel auf, dass die eine Frau, mit der ich Gebärdensprache sprach, die Spitzen ihrer blonden Haare blau gefärbt hatte. Sie war mir sofort noch sympathischer. Die andere hatte rote Haare und einen flotten Pixicut.

Die mit den blauen Spitzen gebärdete: Wir wollten uns nur mal umschauen. Ich schenkte ihr ein Grinsen. „Na dann, viel Spaß. Auf den Tresen liegen ein paar Kataloge, die eine Übersicht über meine Ware geben. Wenn ihr irgendwas braucht, Infos, Hilfe, Wünsche, ruft mich einfach. Ich heiß übrigens Alex." Dann bemerkte ich den Gesichtsausdruck der Frau. „Was?", fragte ich und machte die Gebärden dazu, „Hab ich irgendeine Geste falsch gemacht?"
Sie schüttelte den Kopf und gebärdete: Zu schnell. Ihre Freundin lachte und erklärte: „Jenny hat ihr Gehör vor einem halben Jahr wegen einer Entzündung verloren. Wir sind beide noch nicht so gut in Gebärdensprache. Wie kannst du so schnell Gebärden wie Sprechen?"
„Oh! Einer meiner Freunde ist auch gehörlos und deswegen hab ich Übung.", sagte ich und wiederholte noch einmal langsam was ich gesagt hatte.

Die beiden fanden später in meinen Katalogen ein Teller-Set, dass ihnen gefiel und das sie kauften. Ich hatte es im Lager, also holte ich es sofort. 
Danach arbeitete ich noch eine Weile an neuen Kunststücken. Ihr könnt euch sicher denken, warum die meisten davon Sommer und Sonnenmotive hatten.

Die Kunden kamen und gingen. Manche kauften etwas, andere bestellten und einige gingen einfach wieder.
Gegen Nachmittag klingelte das Windspiel über der Tür wieder. Die Frau, die herein kam, kam mir seltsam bekannt vor. Ich überlegte, wo ich sie schon einmal gesehen haben könnte. Besonders die Form ihrer Augen und ihr Kinn kamen mir bekannt vor.
Als sie mich sah, kam sie lächelnd zu mir an den Tresen. Sie begrüßte mich: „Hallo Alex. Ich war zufällig in der Gegend und dachte mir, ich schaue bei deinem Shop vorbei." Ich erkannte ihre Stimme! Die nette Polizistin, die wegen mir ins Internat gekommen war.
Ich grinste. „Wow, ohne Uniform hätte ich Sie fast nicht erkannt. Willkommen in Fierro's Töpferdings. Und? Haben meine Fotos auf der Website zu viel versprochen, oder was?"
Die Polizistin in Zivile lachte und schaute sich um. "Nein, eigentlich ist es wirklich unglaublich, was du hier so machst. Ich kann aber nicht ganz glauben, dass das alles Handgemacht ist."
Ich verdrehte die Augen und sagte: "Wissen Sie was? Sie haben mir in dem scheiß Internat geholfen und dafür bin ich Ihnen was schuldig. Sie bekommen eine Back-Stage-Führung." Ich winkte sie in meine Werkstadt.
Während sie mir folgte, sagte sie: "Ach ja, nochetwas. Ich habe mich letztes Mal gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Lydia."
Ich lächelte und scherzte: "Endlich weiß ich das auch mal."

In meiner Werkstadt zeigte ich ihr die Tonnen mit feuchtem Ton, meinen Arbeitstisch und meine Werkzeuge. Lydia schien wirklich beeindruckt zu sein.
Wir quatschten und nach einer Weile fragte sie mich: "Alex, auf deiner Website steht, dass du auch Sonderbestellungen anfertigst?"
"Klar. Alles, was sie sich nur wünschen können." Ich schaute sie an und legte den Kopf schief. Lydias lächeln kam mir auf einmal nicht mehr echt vor. Tatsächlich musste sie sich räuspern und ihre Stimme klang gepresst, als sie sagte: "Würdest du auch... Urnen anfertigen?"
Ich nickte langsam und fragte sanft: "Für wen, wenn ich fragen darf?"
"Für meinen Sohn, Keith."

Unveränderbar! - Oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt