Tatsächlich war es bis Ende November eigentlich kein Problem nicht zu sterben. Okay, es war höllenlangweilig, aber... naja, ich hatte ja noch Magnus. Jack ließ uns fast jede Nacht alleine und auch wenn wir nicht jede Nacht von null auf hundert gingen, gefiel es mir. Und ich glaube Magnus gefiel es auch.
Sam brachte uns jede Woche Updates aus Jotunheim. Sie sagte, wir hätten der Draugen-Armee einen ziemlichen Schlag versetzt und ihren Einfall nach Midgard um eine ganze Ecke verzögert, aber wir durften uns trotzdem nicht übermäßig viel Zeit damit lassen, die ganze Armee auszuschalten. Aber meine Schwester hatte eine heiße Spur zum Hauptlager und es würde nicht mehr lange dauern, bis wir angreifen konnten.Am ersten Dezember hatte Magnus dann eine Überraschung für uns. Keiner von unserem Team war christlich, immerhin wohnten wir alle in einem heidnischen Wikinger-Hotel-bis-in-alle-Ewigkeit, aber er hatte uns trotzdem Adventskalender besorgt. Oder besser gesagt, er hatte einen gebastelt!
Seit dem ersten Dezember war überall im Hotel hoch-Weihnachtsstimmung. Die Raben hängten Girlanden und Limetta auf und man konnte von Zeit zu Zeit über einen Mistelzweig stolpern (in Walhalla gingen die Regeln so, dass es erst einen Kampf auf Leben und Tod gab und der Gewinner dann von einer Person seiner Wahl geküsst werden musste. Egal ob die Person jetzt mit ihm/ihr unter dem Mistelzweig gestanden hatte, oder nicht.) Die Wölfe stellten Weihnachtsbäume auf, die regelmäßig in Flammen aufgingen, weil keiner aufpasste, ob die Kerzen herunterbrannten und dementsprechend oft standen ganze Stockwerke in Flammen, weil sich das Feuer über die Girlanden ausbreiten konnte.
In unserem Korridor war es nicht anders. Vor unseren Türen breitete sich ein Dschungel aus Tannenzweig-Girlanden mit Limetta aus. Magnus nutzte das aus und befestigte Socken, Beutel und kleine Geschenke an den Zweigen und ließ die Tannennadeln dann mithilfe seiner Magie darüber wachsen, bis von den Geschenken nichts mehr zu sehen war. Letztes Jahr hatte er das auch schon so gemacht und wir wussten, dass sich ab jetzt bis Weihnachten, jeden Morgen ein paar Tannenzweige verschieben und unsere Geschenke freilegen würden. Natürlich war alles mit Namen beschriftet.
Meistens waren es Süßigkeiten, Nüsse und anderes Zeug zum naschen, aber letztes Jahr hatte Magnus auch ein paar Witze, Spiele und Herausforderungen für uns versteckt.Am 1. Dezember stürmten wir also alle aus unseren Zimmern und begannen nachzuschauen, wo sich das Geschenk versteckt hatte. Mallory fand es ganz oben an einer Girlande hängend mit einem Schild dran, dass TJ es mit seiner Bajonett herunterschießen musste. TJ legte schon an, als Magnus unschuldig sagte: "Sag mal, willst du nicht noch Keith dazu holen?"
"Ich mach schon!", kreischte ich dazwischen und verwandelte mich in einen Windhund. Ich flitzte zu den Aufzügen und als ich endlich oben im 333. Stock war auch gleich weiter zu Keiths Zimmer.
Ich verwandelte mich zurück und hämmerte gegen die Tür. Keith war noch im Halbschlaf, als er öffnete und angepisst fragte: "Alex? Es ist halb sieben, was willst du?"
"Keine Zeit für Erklärungen! Zieh dich an und komm mit.", befahl ich. Ich war heute männlich, also erlaubte ich mir mit in sein Zimmer zu stürmen und ihn anzutreiben. Trotzdem dauerte es mir viel zu lange, bis er endlich fertig war. Ich verwandelte mich in einen Wolf, biss in sein Hosenbein und schleifte ihn zu den Fahrstühlen. "Hey! sag mal, was soll der Scheiß?", brüllte Keith und trat nach mir. Ich wich aus, sprang gegen den Fahrstuhlknopf und setzte mich dann auf Keiths Bauch, damit er nicht abhauen konnte.
Unser neuster Schildbruder stöhnte: "Sag mal, hast du zugenommen?" Ich schnaubte über die Frechheit nur.
Endlich wieder unten bei den anderen begrüßte TJ seinen Boyfriend mit einem Kuss. Keiths Mundwinkel zuckten sofort nach oben und ich hätte schwören können, dass er sich in TJs Berührung lehnte, wie eine Katze, aber dann schob er ihn sanft weg und fragte: "Okay, was ist hier jetzt los? Alex wollte mir nichts verraten, als er mich wortwörtlich aus meinem Zimmer geschleift hat."
"Magnus hat schon letztes Jahr angefangen uns einen Adventskalender zu basteln. Und Geschenk Nummer 1 ist heute dort oben.", erklärte TJ und deutete auf den baumelnden Beutel. Keith schaute nach oben und kniff die Augen zusammen. "Steht da auf dem Schild: TJ soll mich mit seiner Bajonett herunterschießen?"
Wir alle nickten und TJ legte wieder an. Zwei Schüsse, dann fiel der Beutel herunter. Zwei Meter über dem Boden wurde er aber von noch einem Faden aufgefangen und schwenkte über unseren Köpfen hin und her. Mallory stieß ihren auffordernd Freund an. "Na los, das ist jetzt dein Job."
"Ist es das?", fragte Halbgeboren charmant, legte seine Hände um Mallorys Hüfte und hob sie grinsend hoch. Meine beste Freundin lachte, als er sie auf seine Schulter setzte und griff nach dem Beutel. Als er auf sie zu geschwenkt kam, fing sie ihn auf und schnitt den Faden mit ihrem Messer durch.Halbgeboren kniete sich nieder, damit sie von seiner Schulter springen konnte und wir sammelten uns alle um den Beutel. Mal kippte ihn aus und mehrere Handvoll Süßigkeiten und kleine Zettel fielen auf den Boden
Wir langten alle sofort zu und ich rollte einen der Zettelchen auf."Das ist die ultimative Frage!", brüllte ich begeistert und reichte den Zettel herum. Mallory und Halbgeboren begannen sofort darüber zu philosophieren, während TJ Keith noch mehr Witze vorlas um zu sehen, ob er ihn zu Lachen bringen konnte.
Grinsend verwandelte ich mich in eine Katze und spreng auf Maggies Arm. Mein Freund fing mich auf und küsste mich. Dann fragte er: "Sag mal, Alex, bist du schwerer geworden oder bist du heute nur eine andere Katzenrasse?"
Beleidigt schlug ich ihm mit der Pfote ins Gesicht. "Keith hat mich das heute auch schon gefragt, so eine Unverschämtheit!"
"Woher soll Keith wissen wie viel du wiegst?", Magnus hörte sich sofort ein wenig eifersüchtig an und ich knurrte: "Er wollte abhauen, also hab ich mich als Wolf auf ihn drauf gesetzt."Beim Frühstück war ich immer noch sauer auf die zwei aber das hinderte mich nicht daran drei Schüsseln Müsli mit heißer Milch zu verschlingen. Ich hatte eben Hunger. Danach war mir zwar ein bisschen schlecht, aber was solls.
Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich von meinen Freunden, verwandelte mich spaßeshalber in eine Schneeeule und nahm einen Briefumschlag mit übrig gebliebenen Süßigkeiten für Sam in den Schnabel, dann flog ich los zu ihr nach Hause.
In den letzten Wochen hatte ich mich immer mehr mit Tieren beschäftigt. Ich durfte ja nicht sterben, also brauchte ich eine andere Beschäftigung und ich musste mir ganz genau überlegen welche Tierarten wann am Schlachtfeld die besten Überlebenschancen hatten. Magnus und ich waren beim Fernsehen außerdem zufällig über eine Tier-Doku über Axolotls gestolpert, genau bei dem Satz: "Axolotls besitzen eine herausragende Selbstheilungsfähigkeit. Sie können sogar ganze Gliedmaßen nachwachsen lassen!" Seitdem hatte ich mich mehr über Tiere schlau gemacht und jetzt im Winter verwandelte ich mich auch nur noch in Tiere, die im Schnee und in der Kälte einen Vorteil hatten.Ich landete auf Sam's Fensterbrett und pickte mit dem Schnabel gegen ihr Fenster. Sam, die brav bei ihren Hausaufgaben saß, hob sofort den Kopf und öffnete das Fenster. Ich hüpfte herein und meine Schwester sagte grinsend: "Also entweder ist das meine Einladung nach Hogwarts, oder das bist du Alex."
Ich ließ den Brief fallen und verwandelte mich zurück in einen Menschen. "Tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber ich bin's nur.", scherzte ich und setzte mich auf ihr Bett. Sam lachte. "Ist mir sogar lieber so. Schülerin, Pilotenausbildung, Teilzeitwalküre und Hexe auf Hogwarts, krieg ich nicht in einem Zeitplan unter. Guten Morgen übrigens." Sie hob den Brief vom Boden auf und fragte lächelnd: "Der ist doch nicht etwa für mich, oder?"
"Nein, der ist für den Geist hinter dir. Na los, mach schon auf.", drängte ich. Während meine Schwester den Umschlag öffnete und die Naschereien auf ihrem Schreibtisch verteilte, sagte sie: "Wo wir gerade von Geistern und Untoten reden, ich hab endlich heraußen, wo das Draugen-Lager ist."
"Nice! wann geht's los?", fragte ich unternehmungslustig. Meine Schwester zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, sind unsere Leute in Walhalla bereit?"
Ich verdrehte die Augen und meinte: "Was besseres haben wir eh nicht zu tun."
"Okay, dann rufen wir noch Blitzen an und schreiben Hearth ob die zwei Zeit haben und mitwollen.", sagte Sam und drehte sich wieder zu mir um. Ich nickte und zog mein Handy aus meiner Tasche um den Zwerg anzurufen. Wie sich herausstellte, war Hearth bei ihm und beide waren bereit für eine zweite Runde von the walking Dead.Sam versprach ihnen, dass es ein Tagesausflug werden würde und wir zum Abendessen wieder Zuhause sein sollten, wenn alles glatt lief.
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Unveränderbar! - Oder?
FanfictionWARNUNG: VIEL SPOILER Die Götterdämmerung wurde erfolgreich hinausgezögert! Jeder unserer Helden fing ein glückliches Leben an oder kehrte dahin zurück. Bis wieder gewisser Ärger aufkam. Und dieser Ärger nennt sich selbst den Vater von Alex Fierro...