doppelte Einladung nennt sich Erpressung

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"Du verscheuchst mir anscheinend die Kunden, Dad.", knurrte ich zur Begrüßung. Dad schaute vom Katalog auf und zwang sich ein Lächeln ins Gesicht. "Nicht doch, Tochter. Als ich hereinkam, waren schon alle weg." Ich schnaubte nur. Dad holte tief Luft und fragte: "Du hast meine Nachricht hoffentlich gelesen?"
"Ja,", entgegnete ich, "und eigentlich ist mir geraten worden sie in Stücke zu reißen und zu verbrennen, aber es gibt jemanden, der fand, ich sollte dir noch eine Changs geben." 

Dads Lächeln verrutschte ein wenig. "Du sollst mir eine Changs geben?! Nun ja, wer ist dieser jemand, wenn ich fragen darf?"
"Mein Freund.", antwortete ich knapp
"Du hast also einen Freund. Einen festen? Im Sinne von einer romantischen Beziehung? Wer denn?", fragte er weiter. Bei Dad hörte es sich so an, als hätte er nicht erwartet, das ich jemals jemanden finden würde. Nein, streicht das, es hörte sich an, als hätte ich es nicht verdient jemals jemanden zu finden! Unter dem Tresen ballten sich meine Hände zu Fäusten.

Ich musste zweimal durchatmen, bevor ich ruhig sprechen konnte, dann sagte ich: "Sein Name ist Magnus Chase. Blond, sturmgraue Augen und der dümmste, liebste, süßeste und fürsorglichste Mensch, den man in ganz Boston und überall sonst finden kann. Er macht eine Ausbildung zum Arzt, wenn dich das interessiert."

Hinter mir sagte eine Stimme: "Lieb, fürsorglich und süß? Ha, warts ab, bis ich ihm erzähle, was du über ihn sagst! Bin gespannt wie lang er dich damit aufzieht." Obwohl Mallory nervte, war ich froh, dass sie hier war.
Ich drehte mich zu ihr um und zischte herausfordernd: "Er wird mich gar nicht damit aufziehen, weil du ihm nichts erzählen wirst!"
Mallory und ich fochten ein Blickduell aus, dann prusteten wir beide los. Es war klar, dass Mellory es Maggi erzählen würde, aber ich würde einen Weg finden ihr das heimzuzahlen.

Dad räusperte sich vernehmlich und fragte förmlich: "Alex, wärst du so freundlich mir deine Freundin vorzustellen."
"Da sie mich töten würde, wenn ich für sie spreche: Nein.", schnappte ich.
Mal grinste teuflisch (ja, sie konnte das genauso gut wie ich) und sagte zuckersüß: "Stimmt absolut, Alex. Mein Name ist Mallory Keen, ich verprügle jeden der mir blöd kommt und ich hatte Alex geraten diese Einladung zu zerfetzen und abzufackeln." Ich setzte eine wichtige Miene auf und nickte. 

Dad schaute abwechselnd zu mir, dann zu Mal und schien sich zu fragen, was er hier machte. Die Antwort: Nix! Der Mann war überflüssig!

Aber er fing sich schnell wieder und sagte: "Nun gut, da du dich entschieden hast die Einladung trotzdem anzunehmen. Ich erwarte dich morgen früh um 8 Uhr in unserer Familienvilla. Du weißt hoffentlich noch, wo sie ist?" Ich nickte düster. Endlich ging mein Vater. 

Den Rest des Tages bekam ich kaum mit. Ich schloss den Laden früher als sonst und stellte ein Schild auf, dass ich auch die nächsten Tage geschlossen haben würde. Halbgeboren, TJ und Mallory versuchten nicht mir irgendetwas zu entlocken, worüber ich froh war, sondern gingen einfach zurück nach Walhalla.


Ich verließ Fierros Töpferdings ebenfalls und stellte mir einen Falken vor.
Mit einer fließenden Bewegung verwandelte ich mich, hob die Flügel und schoss in den Himmel. Das Gefühl des Fliegens war unglaublich! Ich konnte die besten Flugmanöver, solange ich nicht zu genau darüber nachdachte. Im Flug änderte ich meine Gestallt immer wieder. Ich hatte so eine Ahnung, dass ich mich demnächst nicht mehr so viel verwandeln würde.

Als Adler flog ich auf die Hochhäuser zu, verwandelte mich in einen Wanderfalken und machte einen Sturzflug hinunter in einen Park. Beim Bremsen wurde ich eine Eule und dann sofort ein Kolibri. Ich flitzte zwischen den Blättern der Bäume hindurch, wurde dann ein Flamingo und flog wieder höher, als Schwan flog ich einen Teich an, wo ich zu einer Jesus-Christus-Echse wurde und über das Wasser lief.
Am Ufer wuchs mir geflecktes Fell und ich sauste als Gepard Richtung Chase-Klinik. Ich steuerte den Hinterhof an, verwandelte mich im Laufen in einen Tiger, sprang über die Mauer, landete aber nie auf der anderen Seite, weil ich am höchsten Punkt des Sprungs  zu einer Wespe wurde und durch das Schlüsselloch der Hintertür flog.
Im Gebäude wurde ich eine silber-schwarz gestreifte Katze mit langem, flauschigem Fell. Das ganze Verwandeln hatte mir gut getan. Meine Wut über die Frist, die mein Vater gelegt hatte, war verflogen.

Ich schlüpfte ins Krankenzimmer. Magnus redete mit der Mutter eines Mädchens. Anscheinend brauchte das Mädchen eine Impfung, hatte aber Angst vor der Nadel. Perfekt. Kinder waren in der Klinik mein Job. Mit einem einzigen Sprung setzte ich auf den Schoß des Kindes und sie schrie begeistert auf. Die Mutter drehte sich überrascht um. "Ach, wo kommt den die Katze auf einmal her?", fragte sie. Magnus lächelte. "Das ist Alex, sie gehört zu mir." 

Er gab dem Mädchen eine Bürste, die er immer bereit hielt, und ich drehte mich auf ihrem Schoß schnurrend auf den Rücken. Lachend bürstete mir das Kind das weiche Bauchfell. Ich drehte mich wieder und ließ sie meinen Nacken bürsten. Das war angenehm. 

Nach einer Weile sagte Magnus: "Alex, ich weiß du genießt das, aber du musst sie langsam aufstehen lassen. Ich hab noch andere Patienten."
"Ich bekomm also keine Spritze?", fragte das Mädchen hoffnungsvoll.
Ihre Mutter lächelte. "Die hast du schon bekommen, Schätzchen. Aber du warst so auf die Katze konzentriert, dass du es einfach nicht gemerkt hast."
Das Kind starrte ihre Mutter und Magnus ungläubig an, dann schaute sie auf das bunte Pflaster, dass auf ihrem Arm klebte. "Oh. Okay.", sagte sie einfach und stand auf, wobei sie mich auf den Arm nahm. Magnus begleitete sie zur Tür. Ich schnurrte dem Mädchen schnell zu und leckte ihr über die Nasenspitze, was sie zum kichern brachte, dann kletterte ich auf ihre Schulter und Sprang von dort aus auf Magnus Schulter. Immer noch lachend verließ das Mädchen die Klinik. 

Maggie rief den nächsten auf. Ein Mann, der Probleme mit seinem Handgelenk hatte. So ging es immer weiter. Es kam sogar einer, der Angst vor mir hatte, also ging ich ins Wartezimmer und ließ mich dort von den Kindern verwöhnen.

Schließlich war der Tag endlich vorbei. Ich schlüpfte wieder ins Krankenzimmer. Maggie legte seinen Arztkittel ab und schien dabei fast sofort zu schrumpfen.
Blitzen hatte extra einen speziellen Arztkittel genäht, und sich dabei von Hearthstone helfen lassen. Wenn Magnus ihn trug, sah er aus wie ein junger Erwachsener, der bestimmt irgendeinen Doktortitel hatte. Immerhin würde niemand ihn als Arzt ernst nehmen oder ihm mit Spritzen vertrauen, wenn er dabei aussah wie ein Teenager. 

Hinter der Tür verwandelte ich mich zurück in einen Menschen. "Und? Wie wars?", fragte mein Freund. Ich erzählte ihm wieder alles, was heute passiert war. Als ich fertig war, kratzte sich Maggie am Hinterkopf und sagte: "Tja, dann werde ich dich Morgen hin begleiten. Ich könnte ja ein paar Worte mit deinem Vater wechseln und ihm klarmachen, dass er dich anständig behandeln soll?"
Ich lachte und statt einer Antwort küsste ihn einfach.

Unveränderbar! - Oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt