"Raus damit, was ist es?", fragte Sam sofort. Ihre Hand schwebte über Amirs Gesicht, als wollte sie ihn unbedingt berühren. Ich betete zu allen Göttern, dass Amir es schaffen sollte. Ich wollte nicht erleben wie Samirah ihn zum ersten Mal berührte, wenn er eine kalte Leiche war.
Magnus schaute auf seine Hände und knetete den Schnee zu einer Kugel. Langsam sagte er: "Es... ist ein Zauber, den ich von meinem Vater gelernt habe. Und ein Ort, wo wir hinkönnen. Dort kann ich Amir heilen."
"Worauf wartest du dann noch?", herrschte Sam ihn an, doch Magnus wich ihrem Blick aus.
"Es ist nicht so einfach.", flüsterte er.Er hob ein wenig den Kopf und schaute einmal in die Runde, dann straffte er die Schultern und drehte sich zu Hearth um. "Hearth, ich werde deine Hilfe brauchen. Und auch die von Sam und Alex." Meine Schwester und ich nickten sofort und Hearth gebärdete: Was brauchst du?
"Die Gebo-Rune. Die Ruine des Geschenks. Wenn du sie benutzt, passt sie sich den jeweiligen aktuellen Bedürfnissen an, oder?", fragte Magnus und Hearth nickte, wobei er signalisierte: Das ist stark vereinfacht, aber ja.
"Was ist mit magischen Dingen? Kannst du die auch herbeizaubern?" Wieder nickte Hearthstone. "Aber du sagtest mir mal, dass Gebo ein Geschenk sein muss. Würde das bedeuten, dass du, wenn du zum Beispiel ein Auto herbeiholst, selbst nicht damit fahren kannst?" Noch ein nicken und Magnus fluchte leise.Er drehte sich zu mir und Sam um. "Könnt ihr zwei euch in fliegende Pferde verwandeln?"
"Nein.", sagte Sam zur gleichen Zeit, als ich "Ja.", antwortete. Meine Schwester sah mich mit großen Augen an und ich erklärte: "Also ich kann mich zum Beispiel in ein achtbeiniges Pferd verwandeln, das ist überhaupt kein Problem. Unter anderem, weil ich in mehr als einer Art Bezug zu dem Tier hab."
"Heißt das, ich könnte ein geflügeltes Pferd werden, weil Walküre und so?", fragte Sam außer Atem.
"Probier's aus.", meinte ich nur. Sam schloss die Augen und konzentrierte sich. Es dauerte eine kleine Weile, aber dann verwandelte sie sich und stand als geflügelte Apfelschimmel-Stute vor uns.
"Perfekt." sagte Magnus und Sam schnaubte selbstzufrieden.
"Cool. Jetzt haben wir zwei fliegende Pferde. Trotzdem ist das nicht genug um uns alle von hier wegzubekommen.", gab Blitzen zu bedenken und Keith nickte.
"Und deswegen brauchen wir eine fliegende Kutsche.", erklärte Magnus und schaute zu Hearthstone. Der gebärdete: Kann ich machen, aber zu wenig Platz hier oben. Wir werden runter gehen müssen.
Magnus nickte langsam und schaute sich nach den Draugen um. Noch waren die Feuer nicht ganz erloschen und die Zombies hielten sich auf Abstand.
"Hier ist der Plan.", sagte Keith, "Wir gehen da runter und Hearth ruft die Kutsche. Mallory Halbgeboren und Blitzen halten uns so gut es geht den Rücken frei, während Magnus und ich Amir, TJ und Hearth hineinladen und Sam und Alex einspannen. Dann kommt ihr drei dazu und ab die Post."
Ich fand den Plan super, aber Magnus schüttelte den Kopf. "Erstens wird Hearth nicht in der Kutsche fahren können, er wird auf einem der Pferde reiten müssen. Und zweitens, haben wir drei fliegende Pferde."
"Drei?", wiederholte ich und Maggie nickte, "Wer ist das dritte?"Mein Freund presste die Lippen zusammen und sagte: "Wartet einfach auf mein Signal. Dann muss alles ganz schnell gehen. Am Besten Sam und Alex verwandeln sich schon vorher und Hearth reitet sofort auf einer von ihnen. Auf mein Zeichen geht es runter, Hearth ruft die Kutsche und der Rest kann genauso gehen wie Keith es gesagt hat. Amir und TJ in die Kutsche rein, Mallory, Halbgeboren und Blitzen halten uns so gut es geht den Rücken frei und Keith kann die Pferde anbinden. Weißt du, wie das geht, Keith?"
Keith nickte. "Ich hab das in Walhalla ein paar Mal gemacht."
"Gut. Aber Leute? Ich werde ein bisschen Zeit brauchen und außerdem Ruhe. Seit... seit einfach still, okay? Es ist echt nicht einfach.", murmelte Magnus.
Er setzte sich neben mich und gab Blitzen seinen Rucksack, damit er ihn dann in die Kutsche warf. Sam war schon verwandelt, also knickte sie mit den Vorderbeinen ein und ließ Hearth aufsteigen.
Wir alle beobachteten Magnus, der die Augen schloss und sich in den Schnee kniete. Sanft nahm ich seine Hand und er drückte sie dankbar.Nach fast drei Minuten begann Magnus auf einmal in einem hellen, weißen Licht zu leuchten! Für eine Sekunde öffnete er die Augen und seine Stimme hatte einen unheimlichen Doppelklang, als er ruhig sagte: "Jetzt!"
Wir sprangen alle auf. Sam breitete die Flügel aus und flog nach unten, wo Hearth seine Rune warf und eine weiße Kutsche erscheinen ließ. Der Elf sackte an Samirahs Hals zusammen. Halbgeboren schnappte sich Amir und Keith stützte TJ, dann sprangen sie nach unten und beförderten alle beide in die Kutsche.
Halbgeboren sprang wieder hinaus und zu Mallory, die Blitzen mit nach unten genommen hatten. Die Draugen hatten den Aufruhr bemerkt und griffen wieder an. Unsere drei Freunde verteidigten uns mit allem was sie hatten.
Ich verwandelte mich in eine pechschwarze Stute mit acht Beinen, dann schaute zu Magnus, der meine Hand losgelassen hatte und mir fiel die Kinnlade herunter. Eine Erinnerung sprang mir wieder in den Kopf. Ein Bilderfetzen, den ich in seinen Gedanken gesehen hatte. Magnus, der in weißem Licht leuchtete und an dessen Stelle auf einmal ein Tier stand, dass ich nicht ganz erkennen konnte.
Jetzt kapierte ich, was das gewesen war. Magnus hatte sich verwandelt. In ein Einhorn!Strahlend weißes Fell, goldene Strähnen in Mähne und Schweif und ein langes, goldenes gedrehtes Horn. Seine sturmgrauen Augen schienen zu leuchten als er mich ansah. Er schnaubte: "Ich erklär's dir später, jetzt komm schon!" Dann sprang er auf silbernen Hufen vom Felsen, kam unten auf, ohne den Anstand zu besitzen im Schnee zu versinken und nahm seinen Platz vor der Kutsche ein.
Ich folgte ihm völlig konfus.
Unsere Freunde starrten das Einhorn ebenso verwirrt an, doch dann wurde ihnen klar, wer das war. Keith schüttelte seine Verwirrtheit ab und schierte Magnus-das-Einhorn neben Samirah vor die Kutsche. Ich landete auf seiner anderen Seite und wurde ebenfalls angeleint.Die fliegende Kutsche besaß Riemen anstelle von diesen Stangen an denen man sonst die Pferde anmachte. Magnus Riemen waren die längsten, er führte uns also an der Spitze an.
Und noch etwas. Die Draugen schienen sich vor Einhörnern zu fürchten. In dem Moment, in dem Magnus sich verwandelt hatte und nach unten gesprungen war, waren sie sofort zurückgewichen.Als alle in der Kutsche waren wieherte er: "Abheben!"
Sam breitete ihre Flügel aus und er und ich fingen an zu galoppieren. Wie es sich anfühlte acht Beine zu haben? Fantastisch! Besonders jetzt, wo ich sie so schnell bewegte, dass ich vom Boden abhob.
Bei Magnus sah es eher aus als würden seine Hufe auf einem unsichtbaren Pfad in der Luft auftreten.
Er führte uns immer höher, bis wir über den Baumkronen waren, dann erst schwenkte er ab und raste in irrem Tempo weiter in Richtung Süden. Ich hatte mit der Geschwindigkeit kein Problem, aber Sam fing an zu keuchen. Auch Magnus bemerkte es, auch, wenn er nicht langsamer wurde.
Sein Horn fing an zu Glühen. Er richtete es vor uns in die Luft und auf einmal knallte es. Ein Portal zwischen den Welten tat sich auf.
Wir flogen durch und waren wieder auf dem Weltenbaum. Leider hatte sich der Sturm noch nicht gelegt, doch Maggie flog unerbittlich in eine bestimmte Richtung.
Vor uns kam der Stamm des Baumes in Sicht. Magnus hob wieder sein Horn. Ein neues Portal öffnete sich und mein letzter Gedanke war: Hey, das Portal sieht aber anders aus, als sie anderen. dann waren wir auch schon durch und die Erschöpfung holte mich ein.
Vor meinen Augen wurde alles schwarz, noch bevor ich auf dem Boden aufschlug.
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Unveränderbar! - Oder?
FanfictionWARNUNG: VIEL SPOILER Die Götterdämmerung wurde erfolgreich hinausgezögert! Jeder unserer Helden fing ein glückliches Leben an oder kehrte dahin zurück. Bis wieder gewisser Ärger aufkam. Und dieser Ärger nennt sich selbst den Vater von Alex Fierro...