Die Party fand in einem großen Saal im zweiten Stock statt. Wir hatten uns darauf geeinigt erst eine halbe Stunde nach Partybeginn dort aufzutauchen, wenn der Trubel am Eingang schon vorbei war.
Als Mallory und ich in den Gang bogen, waren die Jungs schon da. Ich war begeistert, als ich sie sah. Blitzen war wirklich der König der Mode! Er hatte den Jungs Klamotten verpasst, die einer vier Sterne Party würdig waren.
Halbgeboren trug eine einfache Hose aus braunem Leder, mit einem breiten, grauen Gürtel im Wikinger-Style. Der Gürtel war aus Blitzens modischer-Panzer-Rüstung Kollektion. Ein feines, aber starkes Geflecht aus Ketten, die perfekt widerspiegelten, dass Halbgeboren ein verdammter Berserker war. Selbstverständlich war die Hose alles was er trug, ausgenommen von seinen schwarzen Stiefeln mit dem Eisenbeschlag.
Blitzen hatte ihm außerdem silberne Armspanngen und Armreifen verpasst, zusammen mit einer Silberkette für Hals und Gürtel.
Doch das Highlight waren die Zeichnungen auf seinem nackten Oberkörper. Wie immer hatte er seinen Oberkörper mit Zeichnungen bedeckt, doch diesmal waren die Zeichnungen mit magischen Leuchtstiften gemacht. Smilys, ein Herz, ein knurrender Wolf, ich glaubte sogar Mallorys Namen zu sehen.
Und er hatte sich gekämmt! Seine Haare und sein Bart waren also nicht ganz so struppig wie sonst.
Mack starrte ihren Freund an und es hätte mich nicht gewundert, wenn sie gleich angefangen hätte zu sabbern. Ich stieß sie neckend an und holte Mack so aus ihrer Starre. Sie blinzelte und schüttelte dann den Kopf. "Okay, du bekommst dein Top fix nicht mehr in einem Stück zurück.", bemerkte sie.
Ich verdrehte die Augen und sagte: "Ja, glaube ich auch nicht."
Halbgeboren hatte auch seine beiden Äxte bemalt, die an seinem Gürtel hingen. Die eine war mit roten Streifen verziert, die andere mit grünen.TJ stand direkt neben ihm und malte mit Leuchtstiften neue Muster auf Halbgeborens Arm. Er war ein wenig ruhiger gekleidet als der Berserker. Allerdings hatte Blitzen seinen Stil geändert. Normalerweise trug TJ immer das Hotel-Shirt zusammen mit einer Jeans und seinem langärmligen Militärsrock. Dadurch verdeckte er sehr effektiv die Muskeln, die sich bei ihm über die ganzen Jahre, in denen er im Hotel trainiert hatte, aufgebaut hatten. Blitzen hatte dem ein Ende gesetzt.
Heute trug trug er ein weißes Muskelshirt, das seine Arme frei ließ und dazu schwarze, zerrissene Jeans.
Genau wie bei Halbgeboren, war auch sein Gürtel aus Kettengeflecht á la Blitzen und glitzerte ein wenig. Und auch er trug silberne Kettchen an seinem Gürtel. Um den Hals trug er ein langes braunes Lederband mit einigen Anhängern. Von meinem Standpunkt aus konnte ich nur ein offenes Schloss, ein halbes Herz, ein paar bunte Perlen und einen Runenstein mit der Rune des Tyr erkennen. Um die Handgelenke hatte er einige Lederriemen gewickelt, die seinem Outfit einen wilderen Touch gaben. Seine Bajonette hatte er auf Hochglanz poliert und sich über die Schulter geworfen.
Dann bemerkte ich noch ein Detail. TJ trug keine Kappe, sondern ein Stirnband in dem Blau seiner Militärsuniform. Ich hatte ihn eigentlich noch nie wirklich ohne Kappe gesehen. Er trug sie sonst immer. Aber heute eben nicht.Keith war ähnlich gekleidet, wie TJ. Blitzen hatte sich an seine Bloß-kein-schwarz-Bedienung gehalten und ihn in ein hellblaues Muskelshirt gesteckt. Dazu dunkelgraue, zerrissene Jeans-Leggings die ihm nur bis zu den Schienbeinen gingen. Sein Gürtel passte zu dem von TJ, genau wie seine Halskette. Die war auch nur ein langes Lederband mit einigen Anhängern und Perlen daran. Auch um eines seiner Handgelenke war ein Lederstreifen gebunden, auf den ein paar silberne Perlen aufgefädelt waren. Um das andere Handgelenk trug er silberne Armreifen aus Metall.
Nur seine Schuhe und sein Schwert verstießen gegen die bloß-kein-schwarz-Regel. Um seine Schwertscheide hatte Keith aber einige blaue und blassgrüne Bänder gebunden, die, genau wie Halbgeborens Leuchtstifte, magisch glühten.
Abgerundet wurde alles von einer dünnen, weißen Daunenjacke, die Keith wohl eine Nummer zu groß war. Saum und Kragen der Jacke waren dunkelblau. Seine Halblangen Haare hatte er sich teilweise zu einem kleinen Pferdeschwanz gebunden.
"Alex", sagte Mallory zu mir, "spinne ich, oder hat Keiths Muskelshirt genau dieselbe Farbe, die sonst TJs Armeerock hat?"
Ich schaute noch einmal hin und tatsächlich! Es war dieselbe Farbe. Dann fiel mir noch etwas ein. Blitzen hatte Keith bestimmt nach seinem Namen gefragt. Und da Blitzen von TJs Crush wusste, hatte er nur noch eins und eins zusammenrechnen müssen. Bestimmt hatte er die beiden deswegen in zusammenpassende Klamotten gesteckt.
Zu Mallory sagte ich lächelnd: "Ich glaube der Keom-Shipping-Club hat ein neues Mitglied.""Gehen wir jetzt endlich rüber?", fragte Mallory ungeduldig und wippte auf den Absätzen ihrer goldenen High Heels. Ich nickte und strich noch einmal meinen Rock glatt, dann stolzierten wir zu den Jungs hinüber.
Als sie uns kommen sahen, klappten ihnen die Kinnladen herunter.
Halbgeborens Gesicht wurde so rot, dass es auch hätte explodieren können. Keith sah aus, als wüsste er nicht, was er von uns halten sollte und TJ schüttelte verblüfft den Kopf. Er sagte: "Ladys, ihr zwei habt echt Nerven in dem Fummel hier aufzutauchen."
Mallory wackelte grinsend mit den Augenbrauen. "Das Motto ist: Feiern als gäbe es kein Morgen, oder?" "Und vergesst den Dresscode nicht.", fügte ich hinzu.
Halbgeboren legte seine Hand um Mallorys Hüfte, genau über dem Saum ihrer Hose, wo er ihre Haut berührte, und zog sie zu sich. In meinem Kopf drückte ich auf die Stoppuhr. Neunundzwanzig Sekunden. Halbgeboren hatte genau neunundzwanzig Sekunden lang die Finger von Mallory lassen können.
Ich schaute mich nach Magnus um. Er stand hinter Halbgeboren, also hatte ich ihn vorhin nicht entdecken können.Als ich ihn aber sah, war ich... enttäuscht. Anders konnte man es nicht ausdrücken. Magnus hatte den Dresscode maximal verfehlt.
Schwarze Schuhe, dunkelblaue Jeans und ein weißes Hemd. Das war alles. Kein Schmuck, nicht mal sein Runenanhänger, denn Jack schwebte neben ihm in der Luft, kein Glitzer oder Strass. Dafür war sein Gesicht fast so rot wie das von Halbgeboren und seine Kinnlade stand offen, als er mich sah.
Ich stolzierte auf ihn zu und schnippte vor seinem Gesicht. Maggie blinzelte und klappte seinen Mund wieder zu. Dann murmelte er: "Alex.... wow. Einfach nur wow. Du siehst richtig gut aus."
"Ja, und im Gegensatz zu dir hab ich auch den Dresscode erfüllt.", gab ich schnippisch zurück, "Ernsthaft, Magnus? Du siehst aus als wolltest du auf irgend ein feines Dinner und keine knaller Party!"
Mallory schnaubte und fügte hinzu: "Wir hätten dein Outfit für dich aussuchen sollen, Bostonblödie."
Magnus schaute an sich herunter, dann zog er leicht die Mundwinkel nach oben. "Findet ihr? Ich finde ja, ich sehe funkelnd genug aus."
Ich verdrehte enttäuscht die Augen. "Ja klar. Rede dir das ruhig weiter ein, dann glaubst du es am Ende selber auch."
Kann sein, dass das gemein war, aber ich war wirklich sauer. Magnus ging fast nie mit mir zu Partys, die mehr als zwei Sterne hatten und jetzt, wo er mich endlich mal zu einer vier Sterne Fete begleitete, machte er sich nicht das kleinste bisschen Mühe sich passend anzuziehen.Mein Freund lächelte mich trotzdem nur an und wartete, bis ich ausgesprochen hatte.
Dann schloss er die Augen und atmete tief durch. Langsam fing seine Haut an zu glühen. Das Leuchten wurde heller und ich schnappte nach Luft.
Ich hatte angenommen, Magnus würde nur irgendein Baumwollhemd tragen. Nichts besonderes eben und vermutlich nicht mal teuer.
Doch das Hemd war nicht aus Baumwolle.
Ich hatte keine Ahnung, aus welchem Material es gewebt worden war, aber als Maggie anfing zu leuchten, brach der Stoff das Licht in tausend Regenbögen!
Magnus öffnete die Augen wieder und grinste mich schief an.
Ich musste schlucken. Er sah ja generell immer süßer aus, wenn er leuchtete, aber jetzt brach er alle Rekorde.
Ich riss mich zusammen und nickte langsam. "Okay, ich nehme alles zurück.", gestand ich und trat einen Schritt vor, "Aber eines noch..." ich öffnete die oberen zwei Knöpfe von seinem Hemd.Als ich den Stoff bewegte, bewegten sich auch die Regenbögen darauf. Manche brachen auseinander, andere verschwanden und neue tauchten auf.
Hinter uns pfiff Mallory beeindruckt. "Weißt du, Bostenblödie, du steckst echt voller Überraschungen. Und ausnahmsweise war es mal eine gute Überraschung. Woher hast du das Shirt?"
"Wanenheim.", sagte Magnus nur. Seine sturmgrauen Augen huschten über mein Top und meinen Rock. Langsam hob er die Hand und rückte meinen Schlangen-Halsreifen gerade.TJ klatschte in die Hände. "Fantastisch, jetzt wo wir alle da sind und das ganze Magnus-warum-funkelst-du-nicht-Problem behoben, können wir endlich rein?"
Mir fiel auf, dass die Jungs ebenfalls schon über Magnus' Erscheinungsbild geredet haben mussten, so wie TJ es betonte.
Halbgeboren nickte und schaute Mallory düster an. "Du hast deine Messer dabei? Gut. Da drinnen gibt es sicher ein paar Mistkerle, die versuchen werden sich an dich ran zu machen." Mack verdrehte die Augen. "Lass das mal meine Sorge sein."
"Nö. Wenn dich einer anspricht bring ich ihn um."Ich überließ die beiden ihrer Diskussion und nahm Maggies Hand. "Ich hoffe du kannst tanzen, Maggie."
Ich zog ihn in den Saal, während er noch: "Ja schon, aber nicht so gut.", sagen wollte.Drinnen waren die Lichter gedimmt und Discokugeln warfen bunte Lichtkegel durch den Raum. Als wir durch den schweren Vorhang traten, hätte es nur noch so einen Zeitlupen-Auftritt wie im Film mit epischer Musik im Hintergrund gebraucht.
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Unveränderbar! - Oder?
FanfictionWARNUNG: VIEL SPOILER Die Götterdämmerung wurde erfolgreich hinausgezögert! Jeder unserer Helden fing ein glückliches Leben an oder kehrte dahin zurück. Bis wieder gewisser Ärger aufkam. Und dieser Ärger nennt sich selbst den Vater von Alex Fierro...