Unveränderbar! - Oder?

wir räuchern die Wiesel aus

Keith schien immer noch nicht ganz überzeugt zu sein. Konnte ich verstehen, immerhin waren wir eine bunt zusammengewürfelte Truppe und er hatte uns noch nie in Action gesehen.
Trotzdem führte er uns durch einige Gänge zu den Zimmern unserer Opfer.

Eigentlich wäre die Spur spielend einfach zu erkennen gewesen. Ich hätte ihr sogar blind folgen können, indem ich den Gestank nach feuchter Farbe und Blut nachgegangen wäre.
An der Ecke des Ganges blieben wir stehen und Keith deutete auf die zehn Zimmer, die dort waren. "Hier sind wir. Und was wollt ihr jetzt machen?"
"Sie umbringen, was sonst?", antwortete Halbgeboren und nahm seine Äxte in die Hände. Mallory schnaubte. "Und wie stellst du dir das vor? Bei jedem einzelnem die Tür eintreten und umbringen? Macht doch keinen Spaß."
TJ kniete sich auf den Boden. Nachdenklich strich er mit der Hand über den Teppich, der darauf ausgebreitet war und tunkte seinen Finger in die feuchte Farbe um daran zu riechen. "Ich hab euch ja schon mal erzählt, dass wir während dem Bürgerkrieg Wiesel geschossen und in einem Eintopf gekocht haben. Hat gut geschmeckt, ich hab übrigens das Rezept wiedergefunden, aber die Wiesel mussten wir erst einmal aus den Bauen bekommen. Dazu haben wir sie ausgeräuchert.", erklärte er und sah uns bedeutungsvoll an. Ich fing an zu grinsen und stieß Mallory spielerisch in die Seite. Auch sie setzte ihr Teufels-Lächeln auf. 
"Okay, und wie machen wir das? Ich will jetzt nicht losziehen müssen und Brennholz sammeln.", brummte Halbgeboren.
TJ schüttelte den Kopf. "Musst du auch nicht. Der Teppich ist aus Baumwolle. Dass er gefärbt ist, ist zwar nicht optimal, aber umso vorteilhafter ist die Farbe, die die Trottel verschüttet haben. Da ist Alkohol dazu gemischt, fragt mich nicht warum, aber es riecht so. Dürfte also wie Benzin funktionieren."

Magnus war noch nicht ganz überzeugt. "Alles schön und gut, aber was ist jetzt mit dem Rauch? Die werden auch nicht aus den Zimmern kommen, wenn heraußen alles brennt." TJ legt den Kopf schief und schaute zu Keith. Keine Ahnung wie er es diesmal schaffte ruhig zu bleiben, vielleicht weil er sich auf den Schlacht-Plan konzentrierte, aber er fragte: "Du sagtest die Typen wären aus dem Mittelalter?"
Keith, überrascht, dass TJ mit ihm redete, nickte.
"Und ihre Zimmer? Sind die nach Mittelalter-Style eingerichtet?"
"Ja, schon. Wandteppiche, Holzmöbel...ohhhh! Das Zeug brennt sicher wie trockenes Laub." Keith grinste kühl, genau wie TJ. "Jup. Und die Farb-Spur dürfte funktionieren wie eine Zündschnur." Die beiden sahen sich einen Moment lang an, dann räusperte sich TJ und stand auf. 

"Alex, verwandle dich in irgendwas kleines und kontrolliere die Lage da drinnen."
"Aye aye, Captain!" Ich salutierte frech und verwandelte mich in eine Fliege. Keith fiel die Kinnlade herunter. "Er kann sich verwandeln?!", fragte er atemlos.
Magnus sah ihn überrascht an. "Ja, Alex hat dir doch schon gesagt, dass er ein Werwesen ist."
Keith schüttelte den Kopf und murmelte: "Ich weiß was Werwölfe sind. Von Werwesen hab ich noch nie was gehört."
Ich überließ es meinen Freunden das zu erklären und schoss los auf Erkundungsflug. Es war wirklich nicht schwer unter den Türen durchzuschlüpfen.

Mann, die Typen sahen hässlich aus, wie sie so in ihren Betten lagen und noch schnarchten. Richtige Bilderbuch-Ritter mit halblange, gewellten Haaren und Bärten.
Stellt euch Aragon aus dem Film 'der Herr der Ringe' vor. Jetzt stellt ihn euch in fett und hässlich vor. Mit Farbspritzern im Gesicht und schnarchend. Dann habt ihr ein ziemlich gutes Bild von den Rittern.
Keith und TJ hatten recht gehabt, was die Zimmer angingen. Alles war altmodisch, wie in einer Burg. Vermutlich sah es für die Männer trotzdem nach höchstem Luxus aus. Mit Gold bestickte Polster und Vorhänge, Decken aus Wolle, ein steinerner Kamin, mehrere Tongefäße (die auf jeden Fall besser ausgesehen hätten, wenn ich sie gemacht hätte) und Kommoden aus schwerem Holz, das bestimmt perfekt brennen würde. Einer hatte sogar ein Ölgemälde an der Wand hängen, auf dem er selbst zu sehen war, wie er sich auf einem weißen Ross heldenhaft in die Schlacht stürzte.
Auch die Farbe fand ich. Sie war in altmodischen Tongefäßen gelagert, von denen jeder der Ritter mindestens einen hatte. Die Pinsel waren auch nicht viel moderner. Nur ein paar Stöcke an deren Spitze ein Büschel Stroh gebunden worden war.
Ich fragte mich, ob die Typen überhaupt schon im 21. Jahrhundert angekommen waren, oder glaubten es wäre immer noch 16. Jahrhundert n. C.