wegen mir kommt die Polizei

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In der nächsten Nacht machte ich auch schon wieder weiter. 

Als Fliege schlich ich mich aus dem Zimmer ohne Sandra aufzuwecken und flog wieder in das leere Klassenzimmer. 
Irgendwie war ich auf den Geschmack der Kunst gekommen. Allerdings konnte ich nicht noch eine Wand anmalen, das wäre zu langweilig. Aber ich hatte noch eine Idee. 

Im Klassenzimmer hatte ich sehr viele alte Schulbücher gefunden, die niemand mehr brauchte oder wollte. Ich packte sie alle in Kisten und schlich damit in den Speisesaal. Es dauerte Ewig, aber mit ein bisschen Runenmagie, meiner magischen Garotte und zehn - zwanzig Verwandlungen schaffte ich es aus dem ganzen Papier eine Skulptur zu bauen, die etwa 1,50 Meter hoch, zwei Meter lang und einen Meter breit war. Mehr Platz hatte ich nicht und auch nicht mehr Papier.
In Walhalla hatte irgendwer aus dem 321 Stock einmal genau so eine Skulptur gemacht und allen vorgeführt. Wir waren später ins Gespräch gekommen und das Mädchen hatte mir ihren Trick verraten.
Natürlich waren meine Mittel und Möglichkeiten hier im Rosevalley Internat mies eingeschränkt und ich hatte einige der Kniffe ändern müssen, damit es hinhaute. Und ich konnte auch keinen Testdurchlauf machen, was mich tierisch nervte. 
Trotzdem gab ich mich mit dem zufrieden, was ich hatte.

Um die Skulptur herum baute ich eine deutliche Absperrung mit richtigem Absperrband und Warnschild auf und bastelte einen Mechanismus mit einer Kamera, die ich auch gleich einschaltete.
Manche würden jetzt denken: "Bei allen neun Welten, Alex, hast du vor dich selbst zu verraten?" Die Antwort lautet: Ja.

Als die Kamera lief trat ich ein paar Schritte zurück um gut im Bild zu sein, dann grinste ich und sagte deutlich: "Hallo, alle zusammen! Wenn ihr dieses Video seht ist meine Show sicher schon gelaufen, weil ich nicht zulassen werde, dass jemand es früher sieht. Tja, willkommen zu meiner dritten Überraschung an das Rosevalley Internat! Was ihr hier hinter mir seht, ist ein Bild der Schlangen von Urnes. Jedenfalls wird es das sein, sobald ich wirklich fertig bin. Kleiner Spoiler, am Ende soll es so aussehen!" Ich drehte mich um und hob meine Haare an, damit die Kamera mein Tattoo im Nacken aufnehmen konnte. Nach ein paar Sekunden drehte ich mich wieder zurück. "Ich lasse die Kamera laufen, damit auch die Show aufgezeichnet wird, als schöne Erinnerung hinterher. Viel Spaß euch allen!" Zum Schluss warf ich ein Luftküsschen zur Kamera und verließ den Speisesaal, während die Kamera noch lief.


Beim Frühstück war von Anfang an die Hölle los. Alle wuselten um die Skulptur herum, aber keine der Schülerinnen war blöd genug sich über die Absperrung zu wagen. Zum Glück, was ich vorhatte war nämlich wirklich nicht ungefährlich. Anscheinend brachte mein Schild mit der Aufschrift: Achtung - nicht anfassen - Gefahr! etwas.
Und niemand schien meine Kamera zu bemerken. Noch nicht jedenfalls.

Der Direktor hielt eine Predigt darüber, was derjenigen, die das hier 'verbrochen' hatte blühen würde, wenn die Lehrer sie erwischten. Ich hatte mich nur Sekunden bevor er damit begonnen hatte in weiser Voraussicht aufs Klo entschuldigt.
Dort hatte ich letzte Nacht noch mein kleines Taschenfeuer versteckt, das ich jetzt hervorholte. Ich hielt einen Grashalm in die Glut, bis er glimmerte, dann verwandelte ich mich in eine Ameise und lief mit dem Halm zurück zum Speisesaal.
Ich hielt den glimmernden Halm an eine Zündschnur, die ich durch den Saal verlegt hatten. Die Zündschnur spritzte nicht wie eine Wunderkerze, sondern rauchte nur ganz leicht, als sie herunterbrannte und sich der Funken auf meine Skulptur zubewegte. 
Ab da ging es Blitzschnell.

Auf einmal stand der Papierberg in Flammen und alle im Raum schrien vor Schreck auf und sprangen zurück. Der Feueralarm ging lärmend los, und die Lehrer versuchten schreiend das Heulen der Sirenen und das Kreischen der panischen Mädchen zu übertönen. Ohne Erfolg.
 Doch genauso schnell, wie alles passiert war, war es auch schon wieder vorbei.
Das Papier brannte zu Asche nieder und hinterließ - zu meiner Begeisterung - das von mir gewünschte Ergebnis am steinernen Boden des Speisesaals zurück. 

Unveränderbar! - Oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt